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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh: Angeli andertes Buch
118. Göttlich Leben.
Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kan
Was Göttlich Leben sey: so sprich den Henoch an. *
* Henoch heist ein GOtt ergebener.
119. Göttliche gleichheit.
Ein Gott ergebner Mensch ist Gotte gleich an Ruh/
Und wandelt über Zeit und Ort in jedem Nu.
120. Man jßt und Trinket GOtt.
Wenn du Vergöttet bist/ so jßt-und trinkst-du GOtt/
(Und diß ist ewig wahr) in jedem bissen Brodt.
121. Das Glied hat des Leibes wesen.
Hastu nicht Leib und Seel und Geist mit Gott gemein:
Wie kanstu dann ein Glied im Leibe JEsu seyn?
122. Die geistliche Weinrebe.
Jch bin die Reb' im Sohn/ der Vatter pflantzt und speift/
Die Frucht die auß mir wächst ist GOtt der heilge
Geist.
123. Geduld hat jhr warumb.
Ein Christ trägt mit Geduld sein Leyden/ Creutz und Pein/
Damit er ewig mag bey seinem JEsu seyn.
124. GOtt ist voller Sonnen.
Weil der gerechte Mensch gläntzt wie der Sonnen schein/
So wird nach dieser Zeit GOtt voller Sonnen seyn.
125. Du must das wesen haben.
GOtt selbst ists Himmelreich: wiltu in Himmel kommen/
Muß GOttes wesenheit in dir seyn angeglommen.
126. Die
Joh: Angeli andertes Buch
118. Goͤttlich Leben.
Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kan
Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an. *
* Henoch heiſt ein GOtt ergebener.
119. Goͤttliche gleichheit.
Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh/
Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu.
120. Man jßt und Trinket GOtt.
Wenn du Vergoͤttet biſt/ ſo jßt-und trinkſt-du GOtt/
(Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt.
121. Das Glied hat des Leibes weſen.
Haſtu nicht Leib und Seel und Geiſt mit Gott gemein:
Wie kanſtu dann ein Glied im Leibe JEſu ſeyn?
122. Die geiſtliche Weinrebe.
Jch bin die Reb’ im Sohn/ der Vatter pflantzt und ſpeift/
Die Frucht die auß mir waͤchſt iſt GOtt der heilge
Geiſt.
123. Geduld hat jhr warumb.
Ein Chriſt traͤgt mit Geduld ſein Leyden/ Creutz un̄ Pein/
Damit er ewig mag bey ſeinem JEſu ſeyn.
124. GOtt iſt voller Sonnen.
Weil der gerechte Menſch glaͤntzt wie der Sonnen ſchein/
So wird nach dieſer Zeit GOtt voller Sonnen ſeyn.
125. Du muſt das weſen haben.
GOtt ſelbſt iſts Him̄elreich: wiltu in Himmel kom̄en/
Muß GOttes weſenheit in dir ſeyn angeglommen.
126. Die
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[76/0082] Joh: Angeli andertes Buch 118. Goͤttlich Leben. Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kan Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an. * * Henoch heiſt ein GOtt ergebener. 119. Goͤttliche gleichheit. Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh/ Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu. 120. Man jßt und Trinket GOtt. Wenn du Vergoͤttet biſt/ ſo jßt-und trinkſt-du GOtt/ (Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt. 121. Das Glied hat des Leibes weſen. Haſtu nicht Leib und Seel und Geiſt mit Gott gemein: Wie kanſtu dann ein Glied im Leibe JEſu ſeyn? 122. Die geiſtliche Weinrebe. Jch bin die Reb’ im Sohn/ der Vatter pflantzt und ſpeift/ Die Frucht die auß mir waͤchſt iſt GOtt der heilge Geiſt. 123. Geduld hat jhr warumb. Ein Chriſt traͤgt mit Geduld ſein Leyden/ Creutz un̄ Pein/ Damit er ewig mag bey ſeinem JEſu ſeyn. 124. GOtt iſt voller Sonnen. Weil der gerechte Menſch glaͤntzt wie der Sonnen ſchein/ So wird nach dieſer Zeit GOtt voller Sonnen ſeyn. 125. Du muſt das weſen haben. GOtt ſelbſt iſts Him̄elreich: wiltu in Himmel kom̄en/ Muß GOttes weſenheit in dir ſeyn angeglommen. 126. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/82>, abgerufen am 23.11.2024.