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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900.

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haupt nicht auszudrücken ist. So besteht ein Relativismus, gleichsam
ein unendlicher Prozess zwischen dem Inneren und dem Äusseren: eines
als das Symbol des anderen dieses zur Vorstellbarkeit und Darstell-
barkeit bringend, keines das erste, keines das zweite, sondern in ihrem
Aufeinander-Angewiesensein die Einheit ihres, d. h. unseres Wesens
verwirklichend.

Dieser gegenseitigen symbolisierenden Deutung sind die seelischen
und die körperhaften Daseinsinhalte um so unbedenklicher zugängig,
je einfacher sie sind. Bei den einfachen Prozessen der Verbindung,
Verschmelzung, Reproduktion der Vorstellungen können wir noch
einigermassen die Idee einer allgemeinen Formgesetzlichkeit festhalten,
die der inneren wie der äusseren Welt ein analoges Verhalten vor-
schreibt und so die eine zur Stellvertretung der anderen geeignet
macht. Bei komplizierteren und eigenartigeren seelischen Gebilden
wird die Bezeichnung nach Analogien der räumlichen Anschaulichkeit
immer diffiziler; immer dringender ist sie auf die Anwendbarkeit in
einer Vielheit von Fällen angewiesen, um nicht zufällig und spielerisch
zu erscheinen und um eine feste, wenn auch nur symbolische Be-
ziehung zu der seelischen Wirklichkeit zu besitzen. Und von sich
selbst ausgehend wird diese letztere den Weg in die Dinge, deren
Sinn und Bedeutung nach sich interpretierend, um so schwerer und
unsichrer finden, je spezieller oder zusammengesetzter die Vorgänge auf
beiden Seiten sind; denn um so unwahrscheinlicher und schwerer her-
ausfühlbar wird jene geheimnisvolle Formgleichheit innerer und äusserer
Erscheinungen, die der Seele eine Brücke von den einen in die andern
baut. -- Hiermit sollen Erwägungen eingeleitet werden, die eine Reihe
mannigfaltiger innerer Kulturerscheinungen zusammenfassen und dadurch,
dass diese alle die Deutung nach je einer und derselben anschaulichen
Analogie gestatten, einleuchtend machen sollen, dass sie alle einem und
demselben Stil des Lebens angehören.

Eines der häufigsten Bilder, unter denen man sich die Organisation
der Lebensinhalte deutlich zu machen pflegt, ist ihre Anordnung
zu einem Kreise, in dessen Zentrum das eigentliche Ich steht. Es
giebt einen Modus des Verhältnisses zwischen diesem Ich und den
Dingen, Menschen, Ideen, Interessen, den wir nur als Distanz
zwischen beiden bezeichnen können. Was uns zum Objekt wird, das
kann, inhaltlich ungeändert bleibend, nahe an das Zentrum heran- oder
bis zur Peripherie unseres Blick- und Interessenkreises abrücken; aber
dies bewirkt nicht etwa, dass unser inneres Verhältnis zu diesem Ob-
jekt sich ändre, sondern umgekehrt, wir können gewisse Verhältnisse
des Ich zu seinen Inhalten nur durch das anschauliche Symbol einer

haupt nicht auszudrücken ist. So besteht ein Relativismus, gleichsam
ein unendlicher Prozeſs zwischen dem Inneren und dem Äuſseren: eines
als das Symbol des anderen dieses zur Vorstellbarkeit und Darstell-
barkeit bringend, keines das erste, keines das zweite, sondern in ihrem
Aufeinander-Angewiesensein die Einheit ihres, d. h. unseres Wesens
verwirklichend.

Dieser gegenseitigen symbolisierenden Deutung sind die seelischen
und die körperhaften Daseinsinhalte um so unbedenklicher zugängig,
je einfacher sie sind. Bei den einfachen Prozessen der Verbindung,
Verschmelzung, Reproduktion der Vorstellungen können wir noch
einigermaſsen die Idee einer allgemeinen Formgesetzlichkeit festhalten,
die der inneren wie der äuſseren Welt ein analoges Verhalten vor-
schreibt und so die eine zur Stellvertretung der anderen geeignet
macht. Bei komplizierteren und eigenartigeren seelischen Gebilden
wird die Bezeichnung nach Analogien der räumlichen Anschaulichkeit
immer diffiziler; immer dringender ist sie auf die Anwendbarkeit in
einer Vielheit von Fällen angewiesen, um nicht zufällig und spielerisch
zu erscheinen und um eine feste, wenn auch nur symbolische Be-
ziehung zu der seelischen Wirklichkeit zu besitzen. Und von sich
selbst ausgehend wird diese letztere den Weg in die Dinge, deren
Sinn und Bedeutung nach sich interpretierend, um so schwerer und
unsichrer finden, je spezieller oder zusammengesetzter die Vorgänge auf
beiden Seiten sind; denn um so unwahrscheinlicher und schwerer her-
ausfühlbar wird jene geheimnisvolle Formgleichheit innerer und äuſserer
Erscheinungen, die der Seele eine Brücke von den einen in die andern
baut. — Hiermit sollen Erwägungen eingeleitet werden, die eine Reihe
mannigfaltiger innerer Kulturerscheinungen zusammenfassen und dadurch,
daſs diese alle die Deutung nach je einer und derselben anschaulichen
Analogie gestatten, einleuchtend machen sollen, daſs sie alle einem und
demselben Stil des Lebens angehören.

Eines der häufigsten Bilder, unter denen man sich die Organisation
der Lebensinhalte deutlich zu machen pflegt, ist ihre Anordnung
zu einem Kreise, in dessen Zentrum das eigentliche Ich steht. Es
giebt einen Modus des Verhältnisses zwischen diesem Ich und den
Dingen, Menschen, Ideen, Interessen, den wir nur als Distanz
zwischen beiden bezeichnen können. Was uns zum Objekt wird, das
kann, inhaltlich ungeändert bleibend, nahe an das Zentrum heran- oder
bis zur Peripherie unseres Blick- und Interessenkreises abrücken; aber
dies bewirkt nicht etwa, daſs unser inneres Verhältnis zu diesem Ob-
jekt sich ändre, sondern umgekehrt, wir können gewisse Verhältnisse
des Ich zu seinen Inhalten nur durch das anschauliche Symbol einer

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[508/0532] haupt nicht auszudrücken ist. So besteht ein Relativismus, gleichsam ein unendlicher Prozeſs zwischen dem Inneren und dem Äuſseren: eines als das Symbol des anderen dieses zur Vorstellbarkeit und Darstell- barkeit bringend, keines das erste, keines das zweite, sondern in ihrem Aufeinander-Angewiesensein die Einheit ihres, d. h. unseres Wesens verwirklichend. Dieser gegenseitigen symbolisierenden Deutung sind die seelischen und die körperhaften Daseinsinhalte um so unbedenklicher zugängig, je einfacher sie sind. Bei den einfachen Prozessen der Verbindung, Verschmelzung, Reproduktion der Vorstellungen können wir noch einigermaſsen die Idee einer allgemeinen Formgesetzlichkeit festhalten, die der inneren wie der äuſseren Welt ein analoges Verhalten vor- schreibt und so die eine zur Stellvertretung der anderen geeignet macht. Bei komplizierteren und eigenartigeren seelischen Gebilden wird die Bezeichnung nach Analogien der räumlichen Anschaulichkeit immer diffiziler; immer dringender ist sie auf die Anwendbarkeit in einer Vielheit von Fällen angewiesen, um nicht zufällig und spielerisch zu erscheinen und um eine feste, wenn auch nur symbolische Be- ziehung zu der seelischen Wirklichkeit zu besitzen. Und von sich selbst ausgehend wird diese letztere den Weg in die Dinge, deren Sinn und Bedeutung nach sich interpretierend, um so schwerer und unsichrer finden, je spezieller oder zusammengesetzter die Vorgänge auf beiden Seiten sind; denn um so unwahrscheinlicher und schwerer her- ausfühlbar wird jene geheimnisvolle Formgleichheit innerer und äuſserer Erscheinungen, die der Seele eine Brücke von den einen in die andern baut. — Hiermit sollen Erwägungen eingeleitet werden, die eine Reihe mannigfaltiger innerer Kulturerscheinungen zusammenfassen und dadurch, daſs diese alle die Deutung nach je einer und derselben anschaulichen Analogie gestatten, einleuchtend machen sollen, daſs sie alle einem und demselben Stil des Lebens angehören. Eines der häufigsten Bilder, unter denen man sich die Organisation der Lebensinhalte deutlich zu machen pflegt, ist ihre Anordnung zu einem Kreise, in dessen Zentrum das eigentliche Ich steht. Es giebt einen Modus des Verhältnisses zwischen diesem Ich und den Dingen, Menschen, Ideen, Interessen, den wir nur als Distanz zwischen beiden bezeichnen können. Was uns zum Objekt wird, das kann, inhaltlich ungeändert bleibend, nahe an das Zentrum heran- oder bis zur Peripherie unseres Blick- und Interessenkreises abrücken; aber dies bewirkt nicht etwa, daſs unser inneres Verhältnis zu diesem Ob- jekt sich ändre, sondern umgekehrt, wir können gewisse Verhältnisse des Ich zu seinen Inhalten nur durch das anschauliche Symbol einer

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Zitationshilfe: Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/532>, abgerufen am 22.11.2024.