Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen der-volle Art. Es hat GOtt ohne deme alles ingewisser Maas, Gewicht und Zahl angeordnet. Also befihlt er zum Exempel der Sonne, sie solle den Tag beleuchten, denen kleinern Himmels- Lichtern die Nacht, denen Blumen den Früh- ling, dem Getrayd den Sommer, denen Früch- ten den Herbst zu zieren. Nicht also geht es im heiligen Sacrament, da sich alle Wunder- Werck ohne Maas, Ordnung und Gewicht befinden. Ohne Maas Erstens; weilen seine Macht an keine Zeit gebunden, noch von eini- gem Ort eingeschränckt wird; als welche sich auf alle Zeit und Ort ausstrecket. Zweytens/ ohne Zahl; massen nach dem Willen eines je- den Priesters sie sich nach ausgesprochenen Wandlungs-Worten über alle Zahl des ge- genwärtigen Brods ausbreitet. Drittens/ ohne Gewicht; da man in keinem andern Werck der Göttlichen Allmacht so grosse Wunder sieht, so mit diesem könnten vergli- chen werden. Die Ursach ist; weilen dieses Geheimnus ein Werck der Göttlichen Liebe ist; die Liebe sich aber keinem Gesatz unter- wirfft. Dahero fragt der heilige Dionysius: Wer wird der Liebe Gesetz vorschreiben? Es schließt also in sich die Wunder der Er- schaffung der Welt, der Menschwerdung und Erlösung. Das Erste; weilen der Priester, ohne von einer Materi abzuhangen, machet, daß der Leib Christi in der heiligen Hostien zu- gegen, so offt er sie durch die Wort verwand- let.
Betrachtungen der-volle Art. Es hat GOtt ohne deme alles ingewiſſer Maas, Gewicht und Zahl angeordnet. Alſo befihlt er zum Exempel der Sonne, ſie ſolle den Tag beleuchten, denen kleinern Himmels- Lichtern die Nacht, denen Blumen den Früh- ling, dem Getrayd den Sommer, denen Früch- ten den Herbſt zu zieren. Nicht alſo geht es im heiligen Sacrament, da ſich alle Wunder- Werck ohne Maas, Ordnung und Gewicht befinden. Ohne Maas Erſtens; weilen ſeine Macht an keine Zeit gebunden, noch von eini- gem Ort eingeſchränckt wird; als welche ſich auf alle Zeit und Ort ausſtrecket. Zweytens/ ohne Zahl; maſſen nach dem Willen eines je- den Prieſters ſie ſich nach ausgeſprochenen Wandlungs-Worten über alle Zahl des ge- genwärtigen Brods ausbreitet. Drittens/ ohne Gewicht; da man in keinem andern Werck der Göttlichen Allmacht ſo groſſe Wunder ſieht, ſo mit dieſem könnten vergli- chen werden. Die Urſach iſt; weilen dieſes Geheimnus ein Werck der Göttlichen Liebe iſt; die Liebe ſich aber keinem Geſatz unter- wirfft. Dahero fragt der heilige Dionyſius: Wer wird der Liebe Geſetz vorſchreiben? Es ſchließt alſo in ſich die Wunder der Er- ſchaffung der Welt, der Menſchwerdung und Erlöſung. Das Erſte; weilen der Prieſter, ohne von einer Materi abzuhangen, machet, daß der Leib Chriſti in der heiligen Hoſtien zu- gegen, ſo offt er ſie durch die Wort verwand- let.
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Betrachtungen
der-volle Art. Es hat GOtt ohne deme alles in
gewiſſer Maas, Gewicht und Zahl angeordnet.
Alſo befihlt er zum Exempel der Sonne, ſie ſolle
den Tag beleuchten, denen kleinern Himmels-
Lichtern die Nacht, denen Blumen den Früh-
ling, dem Getrayd den Sommer, denen Früch-
ten den Herbſt zu zieren. Nicht alſo geht es
im heiligen Sacrament, da ſich alle Wunder-
Werck ohne Maas, Ordnung und Gewicht
befinden. Ohne Maas Erſtens; weilen ſeine
Macht an keine Zeit gebunden, noch von eini-
gem Ort eingeſchränckt wird; als welche ſich
auf alle Zeit und Ort ausſtrecket. Zweytens/
ohne Zahl; maſſen nach dem Willen eines je-
den Prieſters ſie ſich nach ausgeſprochenen
Wandlungs-Worten über alle Zahl des ge-
genwärtigen Brods ausbreitet. Drittens/
ohne Gewicht; da man in keinem andern
Werck der Göttlichen Allmacht ſo groſſe
Wunder ſieht, ſo mit dieſem könnten vergli-
chen werden. Die Urſach iſt; weilen dieſes
Geheimnus ein Werck der Göttlichen Liebe
iſt; die Liebe ſich aber keinem Geſatz unter-
wirfft. Dahero fragt der heilige Dionyſius:
Wer wird der Liebe Geſetz vorſchreiben?
Es ſchließt alſo in ſich die Wunder der Er-
ſchaffung der Welt, der Menſchwerdung und
Erlöſung. Das Erſte; weilen der Prieſter,
ohne von einer Materi abzuhangen, machet,
daß der Leib Chriſti in der heiligen Hoſtien zu-
gegen, ſo offt er ſie durch die Wort verwand-
let.
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