Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
Brod, so der Himmel denen Juden herab
regnete, als ein eigentliches Sinn- und Vor-
bild dieses Sacraments. Jenes nennt man
das Himmel-Brod der Englen; dieses heißt
man auch also; weilen es in denen Menschen
Englische Sitten gestaltet. Das wahre Him-
mel-Brod ware nicht jenes, so zu Zeiten Moy-
sis
vom Himmel gestiegen, sondern jenes Ge-
heimnus-volle Altar- und Opffer-Brod, dessen
das Manna nur ein sinnreicher Schatten wa-
re; weilen dessen Würckungen viel deutlicher
auf dem Altar zu ersehen. Dann Erstens
ware das Manna eine Speis, so den Ge-
schmack aller Speisen in sich hatte. Eben al-
so, ja weit besser macht diß heilige Geheim-
nus, daß eine fromme Seel alle geistliche Süs-
sigkeit fühle; indeme es in dem zerknirschten
Hertzen eines Büssers eine wahre Reu, in ei-
ner in der Tugend zunehmenden Seel frischen
Muth, in denen vollkommenen Christen aber
heilige Liebe, und innerliche Vereinigung mit
GOtt verursacht. Zweytens befreyte das
Manna von leiblichen Kranckheiten das Volck,
gemäß jenem, was der 104. Psalm davon sagt:
Es ware unter ihren Zünfften kein Kran-
cker
; Dieses heilige Geheimnus hingegen er-
haltet die Gesundheit des Geists, oder der
Seel; da selbes aller Sünden Kranckheit
heylet. Drittens/ bevor das Manna vom
Himmel gefallen, gienge ein weisses Thau be-
vor, so sich auf dem Erdreich ausbreitete.

Zuvor
E 3

Von dem H. Altars-Sacrament.
Brod, ſo der Himmel denen Juden herab
regnete, als ein eigentliches Sinn- und Vor-
bild dieſes Sacraments. Jenes nennt man
das Himmel-Brod der Englen; dieſes heißt
man auch alſo; weilen es in denen Menſchen
Engliſche Sitten geſtaltet. Das wahre Him-
mel-Brod ware nicht jenes, ſo zu Zeiten Moy-
ſis
vom Himmel geſtiegen, ſondern jenes Ge-
heimnus-volle Altar- und Opffer-Brod, deſſen
das Manna nur ein ſinnreicher Schatten wa-
re; weilen deſſen Würckungen viel deutlicher
auf dem Altar zu erſehen. Dann Erſtens
ware das Manna eine Speis, ſo den Ge-
ſchmack aller Speiſen in ſich hatte. Eben al-
ſo, ja weit beſſer macht diß heilige Geheim-
nus, daß eine fromme Seel alle geiſtliche Süſ-
ſigkeit fühle; indeme es in dem zerknirſchten
Hertzen eines Büſſers eine wahre Reu, in ei-
ner in der Tugend zunehmenden Seel friſchen
Muth, in denen vollkommenen Chriſten aber
heilige Liebe, und innerliche Vereinigung mit
GOtt verurſacht. Zweytens befreyte das
Manna von leiblichen Kranckheiten das Volck,
gemäß jenem, was der 104. Pſalm davon ſagt:
Es ware unter ihren Zünfften kein Kran-
cker
; Dieſes heilige Geheimnus hingegen er-
haltet die Geſundheit des Geiſts, oder der
Seel; da ſelbes aller Sünden Kranckheit
heylet. Drittens/ bevor das Manna vom
Himmel gefallen, gienge ein weiſſes Thau be-
vor, ſo ſich auf dem Erdreich ausbreitete.

Zuvor
E 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0106" n="69"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
Brod, &#x017F;o der Himmel denen Juden herab<lb/>
regnete, als ein eigentliches Sinn- und Vor-<lb/>
bild die&#x017F;es Sacraments. Jenes nennt man<lb/>
das Himmel-Brod der Englen; die&#x017F;es heißt<lb/>
man auch al&#x017F;o; weilen es in denen Men&#x017F;chen<lb/>
Engli&#x017F;che Sitten ge&#x017F;taltet. Das wahre Him-<lb/>
mel-Brod ware nicht jenes, &#x017F;o zu Zeiten <hi rendition="#fr">Moy-<lb/>
&#x017F;is</hi> vom Himmel ge&#x017F;tiegen, &#x017F;ondern jenes Ge-<lb/>
heimnus-volle Altar- und Opffer-Brod, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
das Manna nur ein &#x017F;innreicher Schatten wa-<lb/>
re; weilen de&#x017F;&#x017F;en Würckungen viel deutlicher<lb/>
auf dem Altar zu er&#x017F;ehen. Dann <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tens</hi><lb/>
ware das Manna eine Speis, &#x017F;o den Ge-<lb/>
&#x017F;chmack aller Spei&#x017F;en in &#x017F;ich hatte. Eben al-<lb/>
&#x017F;o, ja weit be&#x017F;&#x017F;er macht diß heilige Geheim-<lb/>
nus, daß eine fromme Seel alle gei&#x017F;tliche Sü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit fühle; indeme es in dem zerknir&#x017F;chten<lb/>
Hertzen eines Bü&#x017F;&#x017F;ers eine wahre Reu, in ei-<lb/>
ner in der Tugend zunehmenden Seel fri&#x017F;chen<lb/>
Muth, in denen vollkommenen Chri&#x017F;ten aber<lb/>
heilige Liebe, und innerliche Vereinigung mit<lb/>
GOtt verur&#x017F;acht. <hi rendition="#fr">Zweytens</hi> befreyte das<lb/>
Manna von leiblichen Kranckheiten das Volck,<lb/>
gemäß jenem, was der 104. P&#x017F;alm davon &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#fr">Es ware unter ihren Zünfften kein Kran-<lb/>
cker</hi>; Die&#x017F;es heilige Geheimnus hingegen er-<lb/>
haltet die Ge&#x017F;undheit des Gei&#x017F;ts, oder der<lb/>
Seel; da &#x017F;elbes aller Sünden Kranckheit<lb/>
heylet. <hi rendition="#fr">Drittens</hi>/ bevor das Manna vom<lb/>
Himmel gefallen, gienge ein wei&#x017F;&#x017F;es Thau be-<lb/>
vor, &#x017F;o &#x017F;ich auf dem Erdreich ausbreitete.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Zuvor</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0106] Von dem H. Altars-Sacrament. Brod, ſo der Himmel denen Juden herab regnete, als ein eigentliches Sinn- und Vor- bild dieſes Sacraments. Jenes nennt man das Himmel-Brod der Englen; dieſes heißt man auch alſo; weilen es in denen Menſchen Engliſche Sitten geſtaltet. Das wahre Him- mel-Brod ware nicht jenes, ſo zu Zeiten Moy- ſis vom Himmel geſtiegen, ſondern jenes Ge- heimnus-volle Altar- und Opffer-Brod, deſſen das Manna nur ein ſinnreicher Schatten wa- re; weilen deſſen Würckungen viel deutlicher auf dem Altar zu erſehen. Dann Erſtens ware das Manna eine Speis, ſo den Ge- ſchmack aller Speiſen in ſich hatte. Eben al- ſo, ja weit beſſer macht diß heilige Geheim- nus, daß eine fromme Seel alle geiſtliche Süſ- ſigkeit fühle; indeme es in dem zerknirſchten Hertzen eines Büſſers eine wahre Reu, in ei- ner in der Tugend zunehmenden Seel friſchen Muth, in denen vollkommenen Chriſten aber heilige Liebe, und innerliche Vereinigung mit GOtt verurſacht. Zweytens befreyte das Manna von leiblichen Kranckheiten das Volck, gemäß jenem, was der 104. Pſalm davon ſagt: Es ware unter ihren Zünfften kein Kran- cker; Dieſes heilige Geheimnus hingegen er- haltet die Geſundheit des Geiſts, oder der Seel; da ſelbes aller Sünden Kranckheit heylet. Drittens/ bevor das Manna vom Himmel gefallen, gienge ein weiſſes Thau be- vor, ſo ſich auf dem Erdreich ausbreitete. Zuvor E 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/106
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/106>, abgerufen am 25.11.2024.