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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
Ketten lage, sondern in selbst eigner Aller-
höchsten, das ist, Göttlichen Persohn in die
Vorhöll gestiegen; damit die liebe Alt-Vätter
nunmehro anfangten, die Freud der seeligma-
chenden Anschauung GOttes zu genüssen; da
sie den Welt-Heyland bey ihnen gegenwärtig
sahen. Aber sagt Rupertus. der Abbt, in dem
12. Buch 12. c. uns wiederfahret in dem hei-
ligen Abendmahl eine weit grössere Gnad;
dann, da der Heyland in die Vorhöll stige, ka-
me seine Allerheiligste Seel ohne ihren Leib;
aber da kommt Christus mit Leib und Seel
zu unserer Seel, damit er sie heilige, und seelig
mache. O ohnermessene Ubermaas der Gött-
lichen Güte gegen uns! Erhebe dann also dei-
ne Gedancken und Anmuthungen über sich, o
Christliche Seel! erwache einmahl aus so ge-
fährlichem Sünden-Schlaff. Lauffe zu dem
Tisch des HErrn, damit du dich mit denen
Göttlichen Schätzen anfüllest; dann es wer-
den dich die Göttliche Reichthumen wey-
den.
Ps. 36.

II.

Das heilige Abendmahl füllt unsere
Seel mit zerschiedenen Tugenden an.
Wann
wir diese Göttliche Seelen-Speis würdig nüs-
sen, wiederfahret uns jenes, was sich mit einem
in einen andern Baum gepropfften Zweig zu-
trägt; dann, wenn man zum Exempel auf ei-
nen wilden Oel-Baum ein edles Zweig einimpf-
fet, so nimmt alsbald der wilde Stammen ei-
ne edle Art an; Er macht sich theilhafftig des

süssen
G 5

Von dem H. Altars-Sacrament.
Ketten lage, ſondern in ſelbſt eigner Aller-
höchſten, das iſt, Göttlichen Perſohn in die
Vorhöll geſtiegen; damit die liebe Alt-Vätter
nunmehro anfangten, die Freud der ſeeligma-
chenden Anſchauung GOttes zu genüſſen; da
ſie den Welt-Heyland bey ihnen gegenwärtig
ſahen. Aber ſagt Rupertus. der Abbt, in dem
12. Buch 12. c. uns wiederfahret in dem hei-
ligen Abendmahl eine weit gröſſere Gnad;
dann, da der Heyland in die Vorhöll ſtige, ka-
me ſeine Allerheiligſte Seel ohne ihren Leib;
aber da kommt Chriſtus mit Leib und Seel
zu unſerer Seel, damit er ſie heilige, und ſeelig
mache. O ohnermeſſene Ubermaas der Gött-
lichen Güte gegen uns! Erhebe dann alſo dei-
ne Gedancken und Anmuthungen über ſich, o
Chriſtliche Seel! erwache einmahl aus ſo ge-
fährlichem Sünden-Schlaff. Lauffe zu dem
Tiſch des HErrn, damit du dich mit denen
Göttlichen Schätzen anfülleſt; dann es wer-
den dich die Göttliche Reichthumen wey-
den.
Pſ. 36.

II.

Das heilige Abendmahl füllt unſere
Seel mit zerſchiedenen Tugenden an.
Wann
wir dieſe Göttliche Seelen-Speis würdig nüſ-
ſen, wiederfahret uns jenes, was ſich mit einem
in einen andern Baum gepropfften Zweig zu-
trägt; dann, wenn man zum Exempel auf ei-
nen wilden Oel-Baum ein edles Zweig einimpf-
fet, ſo nimmt alsbald der wilde Stammen ei-
ne edle Art an; Er macht ſich theilhafftig des

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G 5
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[105/0142] Von dem H. Altars-Sacrament. Ketten lage, ſondern in ſelbſt eigner Aller- höchſten, das iſt, Göttlichen Perſohn in die Vorhöll geſtiegen; damit die liebe Alt-Vätter nunmehro anfangten, die Freud der ſeeligma- chenden Anſchauung GOttes zu genüſſen; da ſie den Welt-Heyland bey ihnen gegenwärtig ſahen. Aber ſagt Rupertus. der Abbt, in dem 12. Buch 12. c. uns wiederfahret in dem hei- ligen Abendmahl eine weit gröſſere Gnad; dann, da der Heyland in die Vorhöll ſtige, ka- me ſeine Allerheiligſte Seel ohne ihren Leib; aber da kommt Chriſtus mit Leib und Seel zu unſerer Seel, damit er ſie heilige, und ſeelig mache. O ohnermeſſene Ubermaas der Gött- lichen Güte gegen uns! Erhebe dann alſo dei- ne Gedancken und Anmuthungen über ſich, o Chriſtliche Seel! erwache einmahl aus ſo ge- fährlichem Sünden-Schlaff. Lauffe zu dem Tiſch des HErrn, damit du dich mit denen Göttlichen Schätzen anfülleſt; dann es wer- den dich die Göttliche Reichthumen wey- den. Pſ. 36. II. Das heilige Abendmahl füllt unſere Seel mit zerſchiedenen Tugenden an. Wann wir dieſe Göttliche Seelen-Speis würdig nüſ- ſen, wiederfahret uns jenes, was ſich mit einem in einen andern Baum gepropfften Zweig zu- trägt; dann, wenn man zum Exempel auf ei- nen wilden Oel-Baum ein edles Zweig einimpf- fet, ſo nimmt alsbald der wilde Stammen ei- ne edle Art an; Er macht ſich theilhafftig des ſüſſen G 5

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/142>, abgerufen am 27.11.2024.