Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen ligen Meß dem himmlischen Vatter aufgeopf-fert wird? die Sprüch-Wörter des Allerweis- sesten Juden-Königs sagen: Eine verborgene Schanckung löscht den Zorn aus. Was für eine verborgene Gaab aber besänfftiget den himmlischen Vatter gegen die arme Seelen? Keine andere, als, wie der heilige Thomas lehrt, JEsus in der heiligen Meß. Und wie könnte es dann anderst seyn; massen allda Christus, als ein Priester, sich selbst zum Ver- söhn-Opfer anerbietet; und zugleich, als das Haupt aller Glaubigen, ist er der Fürsprecher bey seinem Vatter, für uns. Dahero haben in ihme Todte und Lebendige ein Hülffs-Mit- tel; mit diesem Unterschied, daß denen Abge- leibten die heilige Meß verhülfflich seye, als ein Bitt-Opfer, die Nachlassung der Straff zu erlangen, und die Sünd-Schulden zu bezah- len, durch die Anwendung der unendlichen Verdienst Christi, ohne, daß diese arme See- len selbst mit einem verdienstlichen Werck was können beytragen; da hingegen denen Lebendi- gen, so in der Gnad GOttes das H. Abendmahl empfangen, zugleich ein Erlangung-und Genug- thuungs-Opfer hier ist. Ach! so laßt uns dann also mit denen reinigenden Seelen ein Erbarm- nus haben! sie seynd wie die unmündige Kinder, so ihnen selbst nicht helffen können; ste verlan- gen von uns zur Nahrung dieses Geheimnus- volle Opfer - Brod. Thren. 4. Die kleine Kindlein begehrten Brod; und es ware nie- mand/
Betrachtungen ligen Meß dem himmliſchen Vatter aufgeopf-fert wird? die Sprüch-Wörter des Allerweiſ- ſeſten Juden-Königs ſagen: Eine verborgene Schanckung löſcht den Zorn aus. Was für eine verborgene Gaab aber beſänfftiget den himmliſchen Vatter gegen die arme Seelen? Keine andere, als, wie der heilige Thomas lehrt, JEſus in der heiligen Meß. Und wie könnte es dann anderſt ſeyn; maſſen allda Chriſtus, als ein Prieſter, ſich ſelbſt zum Ver- ſöhn-Opfer anerbietet; und zugleich, als das Haupt aller Glaubigen, iſt er der Fürſprecher bey ſeinem Vatter, für uns. Dahero haben in ihme Todte und Lebendige ein Hülffs-Mit- tel; mit dieſem Unterſchied, daß denen Abge- leibten die heilige Meß verhülfflich ſeye, als ein Bitt-Opfer, die Nachlaſſung der Straff zu erlangen, und die Sünd-Schulden zu bezah- len, durch die Anwendung der unendlichen Verdienſt Chriſti, ohne, daß dieſe arme See- len ſelbſt mit einem verdienſtlichen Werck was können beytragen; da hingegen denen Lebendi- gen, ſo in der Gnad GOttes das H. Abendmahl empfangen, zugleich ein Erlangung-und Genug- thuungs-Opfer hier iſt. Ach! ſo laßt uns dann alſo mit denen reinigenden Seelen ein Erbarm- nus haben! ſie ſeynd wie die unmündige Kinder, ſo ihnen ſelbſt nicht helffen können; ſte verlan- gen von uns zur Nahrung dieſes Geheimnus- volle Opfer – Brod. Thren. 4. Die kleine Kindlein begehrten Brod; und es ware nie- mand/
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Betrachtungen
ligen Meß dem himmliſchen Vatter aufgeopf-
fert wird? die Sprüch-Wörter des Allerweiſ-
ſeſten Juden-Königs ſagen: Eine verborgene
Schanckung löſcht den Zorn aus. Was für
eine verborgene Gaab aber beſänfftiget den
himmliſchen Vatter gegen die arme Seelen?
Keine andere, als, wie der heilige Thomas
lehrt, JEſus in der heiligen Meß. Und wie
könnte es dann anderſt ſeyn; maſſen allda
Chriſtus, als ein Prieſter, ſich ſelbſt zum Ver-
ſöhn-Opfer anerbietet; und zugleich, als das
Haupt aller Glaubigen, iſt er der Fürſprecher
bey ſeinem Vatter, für uns. Dahero haben
in ihme Todte und Lebendige ein Hülffs-Mit-
tel; mit dieſem Unterſchied, daß denen Abge-
leibten die heilige Meß verhülfflich ſeye, als ein
Bitt-Opfer, die Nachlaſſung der Straff zu
erlangen, und die Sünd-Schulden zu bezah-
len, durch die Anwendung der unendlichen
Verdienſt Chriſti, ohne, daß dieſe arme See-
len ſelbſt mit einem verdienſtlichen Werck was
können beytragen; da hingegen denen Lebendi-
gen, ſo in der Gnad GOttes das H. Abendmahl
empfangen, zugleich ein Erlangung-und Genug-
thuungs-Opfer hier iſt. Ach! ſo laßt uns dann
alſo mit denen reinigenden Seelen ein Erbarm-
nus haben! ſie ſeynd wie die unmündige Kinder,
ſo ihnen ſelbſt nicht helffen können; ſte verlan-
gen von uns zur Nahrung dieſes Geheimnus-
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