Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen GOtt sagt selbst durch den König David am102. Psalm: Er erfülle das Verlangen der Seinigen mit Gütern; und bey Luca am 1. 53. Er hat die Hungerige mit Gütern erfül- let. Dahero wolte er uns selbst mit seinem Göttlichen Beyspihl vorangehen, indeme er vor der Einsetzung dieses Geheimnus sprache: Lucae 21. v. 15. Ich verlangte eines Ver- langens/ das Osterlamm mit euch zu essen. Durch diese Wort zeigte er ein zweyfaches Verlangen an, sich nemlich mit uns zu verei- nigen, und sich selbst uns zur Speis zu geben. Ach! so auch ich mit grösserm, geistlichen See- len-Hunger, und Verlangen zu dem Tisch des HErren hinzu trettete! was einen weit grössern Nutzen wurde mir zukommen! Es wurde sich mit mir jenes zutragen, was sich einstens an dem Volck, so 3. Täg nichts ge- essen, geäussert. Es folgte selbes drey Täg dem Erlöser. Der HErr erbarmte sich über selbes, und ersättigte es, sprechend: Sihe/ sie gedulten mich schon drey Täg, und haben nichts zu essen; und/ wann ich sie hungerig von mir lasse/ verschmachten sie auf dem Weeg. Wer weißt anjetzo, ob, wenn ich mit grösserer Begierd Christum empfienge, er nicht mit grösserm Mitleyden meine Schwach- heiten tragen, und mit grössern Gnaden mich erfüllen wurde? Ich will also der heiligen Ca- tharina von Genua nachfolgen; diese, wenn sie sich zu dem Tisch des HErren gemacht, schrye
Betrachtungen GOtt ſagt ſelbſt durch den König David am102. Pſalm: Er erfülle das Verlangen der Seinigen mit Gütern; und bey Luca am 1. 53. Er hat die Hungerige mit Gütern erfül- let. Dahero wolte er uns ſelbſt mit ſeinem Göttlichen Beyſpihl vorangehen, indeme er vor der Einſetzung dieſes Geheimnus ſprache: Lucæ 21. v. 15. Ich verlangte eines Ver- langens/ das Oſterlamm mit euch zu eſſen. Durch dieſe Wort zeigte er ein zweyfaches Verlangen an, ſich nemlich mit uns zu verei- nigen, und ſich ſelbſt uns zur Speis zu geben. Ach! ſo auch ich mit gröſſerm, geiſtlichen See- len-Hunger, und Verlangen zu dem Tiſch des HErren hinzu trettete! was einen weit gröſſern Nutzen wurde mir zukommen! Es wurde ſich mit mir jenes zutragen, was ſich einſtens an dem Volck, ſo 3. Täg nichts ge- eſſen, geäuſſert. Es folgte ſelbes drey Täg dem Erlöſer. Der HErr erbarmte ſich über ſelbes, und erſättigte es, ſprechend: Sihe/ ſie gedulten mich ſchon drey Täg, und haben nichts zu eſſen; und/ wann ich ſie hungerig von mir laſſe/ verſchmachten ſie auf dem Weeg. Wer weißt anjetzo, ob, wenn ich mit gröſſerer Begierd Chriſtum empfienge, er nicht mit gröſſerm Mitleyden meine Schwach- heiten tragen, und mit gröſſern Gnaden mich erfüllen wurde? Ich will alſo der heiligen Ca- tharina von Genua nachfolgen; dieſe, wenn ſie ſich zu dem Tiſch des HErren gemacht, ſchrye
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Betrachtungen
GOtt ſagt ſelbſt durch den König David am
102. Pſalm: Er erfülle das Verlangen der
Seinigen mit Gütern; und bey Luca am 1.
53. Er hat die Hungerige mit Gütern erfül-
let. Dahero wolte er uns ſelbſt mit ſeinem
Göttlichen Beyſpihl vorangehen, indeme er
vor der Einſetzung dieſes Geheimnus ſprache:
Lucæ 21. v. 15. Ich verlangte eines Ver-
langens/ das Oſterlamm mit euch zu eſſen.
Durch dieſe Wort zeigte er ein zweyfaches
Verlangen an, ſich nemlich mit uns zu verei-
nigen, und ſich ſelbſt uns zur Speis zu geben.
Ach! ſo auch ich mit gröſſerm, geiſtlichen See-
len-Hunger, und Verlangen zu dem Tiſch
des HErren hinzu trettete! was einen weit
gröſſern Nutzen wurde mir zukommen! Es
wurde ſich mit mir jenes zutragen, was ſich
einſtens an dem Volck, ſo 3. Täg nichts ge-
eſſen, geäuſſert. Es folgte ſelbes drey Täg
dem Erlöſer. Der HErr erbarmte ſich über
ſelbes, und erſättigte es, ſprechend: Sihe/ ſie
gedulten mich ſchon drey Täg, und haben
nichts zu eſſen; und/ wann ich ſie hungerig
von mir laſſe/ verſchmachten ſie auf dem
Weeg. Wer weißt anjetzo, ob, wenn ich
mit gröſſerer Begierd Chriſtum empfienge, er
nicht mit gröſſerm Mitleyden meine Schwach-
heiten tragen, und mit gröſſern Gnaden mich
erfüllen wurde? Ich will alſo der heiligen Ca-
tharina von Genua nachfolgen; dieſe, wenn
ſie ſich zu dem Tiſch des HErren gemacht,
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