Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. ben, daß wir sie nunmehro am leichtesten wer-den erlangen können; weilen sich der Heyland selbst bey uns nicht nur allein im Hauß, son- dern gar im Hertzen und Seel befindet. Die Königin Esther erwartete die bequeme Zeit, ih- re Bitt vorzubringen; bis Assuerus bey Tisch gesessen; da erhielte sie dann, was sie verlang- te. Auch wir werden zur Zeit dieses Göttli- chen Gastmahls erlangen, was wir nur immer wollen; dahero müssen wir keine Zeit, ja auch sogar keinen Augenblick verlieren. Eccl. 14. v. 14. Es solle dir kein Betrug was von dem gutem Tag entnehmen können; und du solst keinen/ auch wintzigsten Theil der guten Gab versaumen. Wir können aber absonderlich zu JESU sagen: HErr; komme/ und sihe! Joan. 12. Ach himmlischer Leibs- und Seelen- Artzt, sihe, wie kranck die Kräfften meiner schwachen Seel darnieder ligen, wie schwach meine Vorsätz, Anmuthungen und Sinnen, betrachte meine freche, geile Augen, meine freye, ohngebundene, ausgelassene, ohngewäschene Zung, das in die Geschöpff schändlich verliebte Hertz. Psal. 6. v. 3. Erbarme dich meiner/ o HErr! dann ich bin kranck; heyle meine Seel, weilen ich wider dich gesündiget ha- be. Auch ich ruffe mit Jacob Gen. 31. v. 20. Ich wird dich nicht von mir lassen/ wenn du mich nicht wirst zuvor geseegnet haben. Ge- L 4
Von dem H. Altars-Sacrament. ben, daß wir ſie nunmehro am leichteſten wer-den erlangen können; weilen ſich der Heyland ſelbſt bey uns nicht nur allein im Hauß, ſon- dern gar im Hertzen und Seel befindet. Die Königin Eſther erwartete die bequeme Zeit, ih- re Bitt vorzubringen; bis Aſſuerus bey Tiſch geſeſſen; da erhielte ſie dann, was ſie verlang- te. Auch wir werden zur Zeit dieſes Göttli- chen Gaſtmahls erlangen, was wir nur immer wollen; dahero müſſen wir keine Zeit, ja auch ſogar keinen Augenblick verlieren. Eccl. 14. v. 14. Es ſolle dir kein Betrug was von dem gutem Tag entnehmen können; und du ſolſt keinen/ auch wintzigſten Theil der guten Gab verſaumen. Wir können aber abſonderlich zu JESU ſagen: HErr; komme/ und ſihe! Joan. 12. Ach himmliſcher Leibs- und Seelen- Artzt, ſihe, wie kranck die Kräfften meiner ſchwachen Seel darnieder ligen, wie ſchwach meine Vorſätz, Anmuthungen und Sinnen, betrachte meine freche, geile Augen, meine freye, ohngebundene, ausgelaſſene, ohngewäſchene Zung, das in die Geſchöpff ſchändlich verliebte Hertz. Pſal. 6. v. 3. Erbarme dich meiner/ o HErꝛ! dann ich bin kranck; heyle meine Seel, weilen ich wider dich geſündiget ha- be. Auch ich ruffe mit Jacob Gen. 31. v. 20. Ich wird dich nicht von mir laſſen/ wenn du mich nicht wirſt zuvor geſeegnet haben. Ge- L 4
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Von dem H. Altars-Sacrament.
ben, daß wir ſie nunmehro am leichteſten wer-
den erlangen können; weilen ſich der Heyland
ſelbſt bey uns nicht nur allein im Hauß, ſon-
dern gar im Hertzen und Seel befindet. Die
Königin Eſther erwartete die bequeme Zeit, ih-
re Bitt vorzubringen; bis Aſſuerus bey Tiſch
geſeſſen; da erhielte ſie dann, was ſie verlang-
te. Auch wir werden zur Zeit dieſes Göttli-
chen Gaſtmahls erlangen, was wir nur immer
wollen; dahero müſſen wir keine Zeit, ja auch
ſogar keinen Augenblick verlieren. Eccl. 14. v.
14. Es ſolle dir kein Betrug was von dem
gutem Tag entnehmen können; und du ſolſt
keinen/ auch wintzigſten Theil der guten Gab
verſaumen. Wir können aber abſonderlich
zu JESU ſagen: HErr; komme/ und ſihe!
Joan. 12. Ach himmliſcher Leibs- und Seelen-
Artzt, ſihe, wie kranck die Kräfften meiner
ſchwachen Seel darnieder ligen, wie ſchwach
meine Vorſätz, Anmuthungen und Sinnen,
betrachte meine freche, geile Augen, meine freye,
ohngebundene, ausgelaſſene, ohngewäſchene
Zung, das in die Geſchöpff ſchändlich verliebte
Hertz. Pſal. 6. v. 3. Erbarme dich meiner/ o
HErꝛ! dann ich bin kranck; heyle meine
Seel, weilen ich wider dich geſündiget ha-
be. Auch ich ruffe mit Jacob Gen. 31. v. 20.
Ich wird dich nicht von mir laſſen/ wenn
du mich nicht wirſt zuvor geſeegnet
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