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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
mit grossem Andachts-Eifer zur heiligen See-
len-Speis der Englen, bereitete, hatte sie fol-
dende Wunder-volle Erscheinng: Ohnweit von
ihr befande sich eine ansehnliche Frau, welche
dem heiligen Meß-Opfer mehr aus Fürwitz,
als Andacht beywohnte. Um sie her sahe Jue-
tha
einige Teufel, welche herum tantzten, und
allerhand Freudens-Bezeugungen von sich ga-
ben. Da sich diese Frau aufmachte, zu dem
Göttlichen Opfer-Tisch zu gehen, tragte einer
der Teuflen ihr die Schleppe des Kleids nach;
ein anderer führte sie beym Arm; jener erwie-
se ihr einen andern Dienst; gleich, als wäre
sie ihre gebietende Frau. Da sie dann nun an
das Gitter des Altars hinknyete, und ihr der
Priester die gewandelte Brods-Gestalt reich-
te, sahe Juetha, wie aus selber der HErr zuruck
gienge, gleich, als scheute er sich, in eine so gott-
lose Seel hinein zu gehen. Sie erschracke
darob, und batte GOtt, er möchte ihr doch die
Ursach dessen entdecken; und der HErr sagte
ihr, daß er es deßwegen gethan; weilen diese
Weibs-Persohn unreine Liebs-Blick auf eine
geistliche Persohn geworffen, an statt, daß sie
auf das so grosse Geheimnus der Göttlichen
Liebe bey dem Altar hätte Acht gehabt. Da-
hero diese Frau von denen Teuflen bedienet
worden, und der HErr von ihr weggegangen.
Also lißt man in dem ersten Capitul des Buchs
der Weißheit am 14. Vers: Die Weiß-
heit wird in keine gottlose Seel eingehen;

noch
N 4

Von dem H. Altars-Sacrament.
mit groſſem Andachts-Eifer zur heiligen See-
len-Speis der Englen, bereitete, hatte ſie fol-
dende Wunder-volle Erſcheinng: Ohnweit von
ihr befande ſich eine anſehnliche Frau, welche
dem heiligen Meß-Opfer mehr aus Fürwitz,
als Andacht beywohnte. Um ſie her ſahe Jue-
tha
einige Teufel, welche herum tantzten, und
allerhand Freudens-Bezeugungen von ſich ga-
ben. Da ſich dieſe Frau aufmachte, zu dem
Göttlichen Opfer-Tiſch zu gehen, tragte einer
der Teuflen ihr die Schleppe des Kleids nach;
ein anderer führte ſie beym Arm; jener erwie-
ſe ihr einen andern Dienſt; gleich, als wäre
ſie ihre gebietende Frau. Da ſie dann nun an
das Gitter des Altars hinknyete, und ihr der
Prieſter die gewandelte Brods-Geſtalt reich-
te, ſahe Juetha, wie aus ſelber der HErr zuruck
gienge, gleich, als ſcheute er ſich, in eine ſo gott-
loſe Seel hinein zu gehen. Sie erſchracke
darob, und batte GOtt, er möchte ihr doch die
Urſach deſſen entdecken; und der HErr ſagte
ihr, daß er es deßwegen gethan; weilen dieſe
Weibs-Perſohn unreine Liebs-Blick auf eine
geiſtliche Perſohn geworffen, an ſtatt, daß ſie
auf das ſo groſſe Geheimnus der Göttlichen
Liebe bey dem Altar hätte Acht gehabt. Da-
hero dieſe Frau von denen Teuflen bedienet
worden, und der HErr von ihr weggegangen.
Alſo lißt man in dem erſten Capitul des Buchs
der Weißheit am 14. Vers: Die Weiß-
heit wird in keine gottloſe Seel eingehen;

noch
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[199/0236] Von dem H. Altars-Sacrament. mit groſſem Andachts-Eifer zur heiligen See- len-Speis der Englen, bereitete, hatte ſie fol- dende Wunder-volle Erſcheinng: Ohnweit von ihr befande ſich eine anſehnliche Frau, welche dem heiligen Meß-Opfer mehr aus Fürwitz, als Andacht beywohnte. Um ſie her ſahe Jue- tha einige Teufel, welche herum tantzten, und allerhand Freudens-Bezeugungen von ſich ga- ben. Da ſich dieſe Frau aufmachte, zu dem Göttlichen Opfer-Tiſch zu gehen, tragte einer der Teuflen ihr die Schleppe des Kleids nach; ein anderer führte ſie beym Arm; jener erwie- ſe ihr einen andern Dienſt; gleich, als wäre ſie ihre gebietende Frau. Da ſie dann nun an das Gitter des Altars hinknyete, und ihr der Prieſter die gewandelte Brods-Geſtalt reich- te, ſahe Juetha, wie aus ſelber der HErr zuruck gienge, gleich, als ſcheute er ſich, in eine ſo gott- loſe Seel hinein zu gehen. Sie erſchracke darob, und batte GOtt, er möchte ihr doch die Urſach deſſen entdecken; und der HErr ſagte ihr, daß er es deßwegen gethan; weilen dieſe Weibs-Perſohn unreine Liebs-Blick auf eine geiſtliche Perſohn geworffen, an ſtatt, daß ſie auf das ſo groſſe Geheimnus der Göttlichen Liebe bey dem Altar hätte Acht gehabt. Da- hero dieſe Frau von denen Teuflen bedienet worden, und der HErr von ihr weggegangen. Alſo lißt man in dem erſten Capitul des Buchs der Weißheit am 14. Vers: Die Weiß- heit wird in keine gottloſe Seel eingehen; noch N 4

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/236>, abgerufen am 24.11.2024.