Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. gegeben wird, ein steiffes Vertrauen setzen, unduns mit andächtigem Eyfer zubereiten mögen, selben nutzlich zu empfangen, will ich jetzt eine Wunder-volle Begebenheit erzehlen, so mir ein geistlicher Ordens-Mann aus unserer Gesell- schafft hinterbracht, der alles mit Augen gese- hen. In dem Jahr nach der Gnaden-reichen Geburt Christi 1738. im Monat November/ verspührte man in dem Königreich Chile, ei- nen erschröcklichen Erdbidem, welcher ohnbe- schreiblichen Schaden verursacht. An vielen Orten eröffnete sich die Erden, und es strudelte Wasser in grosser Menge hervor. Nachmahls stiege aus dem Erd-Schlund ein Wolcken in die Lufft, welche immer donnerte, und lauter Feuer von sich warffe, welches alle benachbarte Felder, und Ort anzündete, und verbrannte. Das Volck ware billich in äusserster Forcht und Schrecken; indeme es nicht sicher ware, alle Augenblick eingeäschert zu werden. Da machte sich dann also einer von denen eyfrigen Buß-Predigern hervor, nahme eine Mon- strantz in die Hand, und, aus Eingebung GOttes gabe er mit selber gegen der Wol- cken hin den heiligen Seegen. Und, sihe Wunder! alsbald entstunde ein gewaltiger Wind, welcher diese Wolck vertrieben, so durch einen Erd-Strich von 90. Meil alles verbrennt. Aus diesem sollen wir gleichsam mit Händen greiffen die Allmächtige Wunder-Krafft des Heil. Seegens mit dem Hochwürdigen Gut. Siebende
Von dem H. Altars-Sacrament. gegeben wird, ein ſteiffes Vertrauen ſetzen, unduns mit andächtigem Eyfer zubereiten mögen, ſelben nutzlich zu empfangen, will ich jetzt eine Wunder-volle Begebenheit erzehlen, ſo mir ein geiſtlicher Ordens-Mann aus unſerer Geſell- ſchafft hinterbracht, der alles mit Augen geſe- hen. In dem Jahr nach der Gnaden-reichen Geburt Chriſti 1738. im Monat November/ verſpührte man in dem Königreich Chile, ei- nen erſchröcklichen Erdbidem, welcher ohnbe- ſchreiblichen Schaden verurſacht. An vielen Orten eröffnete ſich die Erden, und es ſtrudelte Waſſer in groſſer Menge hervor. Nachmahls ſtiege aus dem Erd-Schlund ein Wolcken in die Lufft, welche immer donnerte, und lauter Feuer von ſich warffe, welches alle benachbarte Felder, und Ort anzündete, und verbrannte. Das Volck ware billich in äuſſerſter Forcht und Schrecken; indeme es nicht ſicher ware, alle Augenblick eingeäſchert zu werden. Da machte ſich dann alſo einer von denen eyfrigen Buß-Predigern hervor, nahme eine Mon- ſtrantz in die Hand, und, aus Eingebung GOttes gabe er mit ſelber gegen der Wol- cken hin den heiligen Seegen. Und, ſihe Wunder! alsbald entſtunde ein gewaltiger Wind, welcher dieſe Wolck vertrieben, ſo durch einen Erd-Strich von 90. Meil alles verbrennt. Aus dieſem ſollen wir gleichſam mit Händen greiffen die Allmächtige Wunder-Krafft des Heil. Seegens mit dem Hochwürdigen Gut. Siebende
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Von dem H. Altars-Sacrament.
gegeben wird, ein ſteiffes Vertrauen ſetzen, und
uns mit andächtigem Eyfer zubereiten mögen,
ſelben nutzlich zu empfangen, will ich jetzt eine
Wunder-volle Begebenheit erzehlen, ſo mir ein
geiſtlicher Ordens-Mann aus unſerer Geſell-
ſchafft hinterbracht, der alles mit Augen geſe-
hen. In dem Jahr nach der Gnaden-reichen
Geburt Chriſti 1738. im Monat November/
verſpührte man in dem Königreich Chile, ei-
nen erſchröcklichen Erdbidem, welcher ohnbe-
ſchreiblichen Schaden verurſacht. An vielen
Orten eröffnete ſich die Erden, und es ſtrudelte
Waſſer in groſſer Menge hervor. Nachmahls
ſtiege aus dem Erd-Schlund ein Wolcken in
die Lufft, welche immer donnerte, und lauter
Feuer von ſich warffe, welches alle benachbarte
Felder, und Ort anzündete, und verbrannte.
Das Volck ware billich in äuſſerſter Forcht
und Schrecken; indeme es nicht ſicher ware,
alle Augenblick eingeäſchert zu werden. Da
machte ſich dann alſo einer von denen eyfrigen
Buß-Predigern hervor, nahme eine Mon-
ſtrantz in die Hand, und, aus Eingebung
GOttes gabe er mit ſelber gegen der Wol-
cken hin den heiligen Seegen. Und, ſihe
Wunder! alsbald entſtunde ein gewaltiger
Wind, welcher dieſe Wolck vertrieben, ſo durch
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Aus dieſem ſollen wir gleichſam mit Händen
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