Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von dem H. Altars-Sacrament.
mit einander geessen; da es dann schiene, daß
sie auf eine gewisse Art die Gedächtnus der
Einsetzung dieses Allerheiligsten Geheimnus er-
neuren wolten, als der HErr dortmal mit ih-
nen zu Tisch ware. Sie liessen auch am Tisch
das erste Ort leer, gleich, als gehörte es für den
Göttlichen Lehrmeister; sie legten an dieses
Ort ein Brod: bevor sie von dem Tisch auf-
stunden, theilten sie es unter einander; sie
danckten GOtt, es hebte ein jeder sein Brod
in die Höhe, und sagte: Ehre seye unserm
GOtt! Ehre seye dir/ o GOtt! Ehre stye
dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem Heil.
Geist! Auf solche Art trösteten sie sich mit dem
süssen Andencken jener glückseeligen Zeit, da
der HErr mit ihnen speißte, und dieses heilige
Geheimnus einsetzte. Nachdeme aber die er-
sten Christen-Kirch der Rechtglaubigen immer
mehr und mehr ausgebreitet worden, und zu-
genommen hatte, lehrt Tertullianus L. 4. wi-
der den Ertz-Ketzer Marcion, wie auch der H.
Ambrosius, Augustinus, und andere, daß man
denen neuen Christen das Allerheiligste Abend-
mahl gleich nach der heiligen Tauff gereicht;
und dieses nicht nur allein denen Erwachse-
nen, sondern auch denen Kinderen, wie Stepha-
nus Durandus von denen geistlichen Kirchen-
Gebräuchen L. 1. c. 19. schreibt, und aus Al-
cuino zu ersehen L. de Div. Offic. c. de Sabb.
S. da meldet er nemlich, daß man die Mütte-
ren ermahnen muste, daß sie ihre Kinder vor

der
X 5

Von dem H. Altars-Sacrament.
mit einander geeſſen; da es dann ſchiene, daß
ſie auf eine gewiſſe Art die Gedächtnus der
Einſetzung dieſes Allerheiligſten Geheimnus er-
neuren wolten, als der HErr dortmal mit ih-
nen zu Tiſch ware. Sie lieſſen auch am Tiſch
das erſte Ort leer, gleich, als gehörte es für den
Göttlichen Lehrmeiſter; ſie legten an dieſes
Ort ein Brod: bevor ſie von dem Tiſch auf-
ſtunden, theilten ſie es unter einander; ſie
danckten GOtt, es hebte ein jeder ſein Brod
in die Höhe, und ſagte: Ehre ſeye unſerm
GOtt! Ehre ſeye dir/ o GOtt! Ehre ſtye
dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem Heil.
Geiſt! Auf ſolche Art tröſteten ſie ſich mit dem
ſüſſen Andencken jener glückſeeligen Zeit, da
der HErr mit ihnen ſpeißte, und dieſes heilige
Geheimnus einſetzte. Nachdeme aber die er-
ſten Chriſten-Kirch der Rechtglaubigen immer
mehr und mehr ausgebreitet worden, und zu-
genommen hatte, lehrt Tertullianus L. 4. wi-
der den Ertz-Ketzer Marcion, wie auch der H.
Ambroſius, Auguſtinus, und andere, daß man
denen neuen Chriſten das Allerheiligſte Abend-
mahl gleich nach der heiligen Tauff gereicht;
und dieſes nicht nur allein denen Erwachſe-
nen, ſondern auch denen Kinderen, wie Stepha-
nus Durandus von denen geiſtlichen Kirchen-
Gebräuchen L. 1. c. 19. ſchreibt, und aus Al-
cuino zu erſehen L. de Div. Offic. c. de Sabb.
S. da meldet er nemlich, daß man die Mütte-
ren ermahnen muſte, daß ſie ihre Kinder vor

der
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0366" n="329"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
mit einander gee&#x017F;&#x017F;en; da es dann &#x017F;chiene, daß<lb/>
&#x017F;ie auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Art die Gedächtnus der<lb/>
Ein&#x017F;etzung die&#x017F;es Allerheilig&#x017F;ten Geheimnus er-<lb/>
neuren wolten, als der HErr dortmal mit ih-<lb/>
nen zu Ti&#x017F;ch ware. Sie lie&#x017F;&#x017F;en auch am Ti&#x017F;ch<lb/>
das er&#x017F;te Ort leer, gleich, als gehörte es für den<lb/>
Göttlichen Lehrmei&#x017F;ter; &#x017F;ie legten an die&#x017F;es<lb/>
Ort ein Brod: bevor &#x017F;ie von dem Ti&#x017F;ch auf-<lb/>
&#x017F;tunden, theilten &#x017F;ie es unter einander; &#x017F;ie<lb/>
danckten GOtt, es hebte ein jeder &#x017F;ein Brod<lb/>
in die Höhe, und &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Ehre &#x017F;eye un&#x017F;erm<lb/>
GOtt! Ehre &#x017F;eye dir/ o GOtt! Ehre &#x017F;tye<lb/>
dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t!</hi> Auf &#x017F;olche Art trö&#x017F;teten &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem<lb/>
&#x017F;ü&#x017F;&#x017F;en Andencken jener glück&#x017F;eeligen Zeit, da<lb/>
der HErr mit ihnen &#x017F;peißte, und die&#x017F;es heilige<lb/>
Geheimnus ein&#x017F;etzte. Nachdeme aber die er-<lb/>
&#x017F;ten Chri&#x017F;ten-Kirch der Rechtglaubigen immer<lb/>
mehr und mehr ausgebreitet worden, und zu-<lb/>
genommen hatte, lehrt <hi rendition="#aq">Tertullianus L.</hi> 4. wi-<lb/>
der den Ertz-Ketzer <hi rendition="#aq">Marcion,</hi> wie auch der H.<lb/><hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ius, Augu&#x017F;tinus,</hi> und andere, daß man<lb/>
denen neuen Chri&#x017F;ten das Allerheilig&#x017F;te Abend-<lb/>
mahl gleich nach der heiligen Tauff gereicht;<lb/>
und die&#x017F;es nicht nur allein denen Erwach&#x017F;e-<lb/>
nen, &#x017F;ondern auch denen Kinderen, wie <hi rendition="#aq">Stepha-<lb/>
nus Durandus</hi> von denen gei&#x017F;tlichen Kirchen-<lb/>
Gebräuchen <hi rendition="#aq">L. 1. c.</hi> 19. &#x017F;chreibt, und aus <hi rendition="#aq">Al-<lb/>
cuino</hi> zu er&#x017F;ehen <hi rendition="#aq">L. de Div. Offic. c. de Sabb.<lb/>
S.</hi> da meldet er nemlich, daß man die Mütte-<lb/>
ren ermahnen mu&#x017F;te, daß &#x017F;ie ihre Kinder vor<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0366] Von dem H. Altars-Sacrament. mit einander geeſſen; da es dann ſchiene, daß ſie auf eine gewiſſe Art die Gedächtnus der Einſetzung dieſes Allerheiligſten Geheimnus er- neuren wolten, als der HErr dortmal mit ih- nen zu Tiſch ware. Sie lieſſen auch am Tiſch das erſte Ort leer, gleich, als gehörte es für den Göttlichen Lehrmeiſter; ſie legten an dieſes Ort ein Brod: bevor ſie von dem Tiſch auf- ſtunden, theilten ſie es unter einander; ſie danckten GOtt, es hebte ein jeder ſein Brod in die Höhe, und ſagte: Ehre ſeye unſerm GOtt! Ehre ſeye dir/ o GOtt! Ehre ſtye dem Vatter/ und dem Sohn/ und dem Heil. Geiſt! Auf ſolche Art tröſteten ſie ſich mit dem ſüſſen Andencken jener glückſeeligen Zeit, da der HErr mit ihnen ſpeißte, und dieſes heilige Geheimnus einſetzte. Nachdeme aber die er- ſten Chriſten-Kirch der Rechtglaubigen immer mehr und mehr ausgebreitet worden, und zu- genommen hatte, lehrt Tertullianus L. 4. wi- der den Ertz-Ketzer Marcion, wie auch der H. Ambroſius, Auguſtinus, und andere, daß man denen neuen Chriſten das Allerheiligſte Abend- mahl gleich nach der heiligen Tauff gereicht; und dieſes nicht nur allein denen Erwachſe- nen, ſondern auch denen Kinderen, wie Stepha- nus Durandus von denen geiſtlichen Kirchen- Gebräuchen L. 1. c. 19. ſchreibt, und aus Al- cuino zu erſehen L. de Div. Offic. c. de Sabb. S. da meldet er nemlich, daß man die Mütte- ren ermahnen muſte, daß ſie ihre Kinder vor der X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/366
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/366>, abgerufen am 25.11.2024.