Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen ten solte; gleichwie er nun in seiner Lebens-Zeitallen recht besondere Beyspihl der Frommkeit gegen GOtt gegeben, also wolte er auch am End des Lebens die letzte Prob darthun. Be- sonders tragte er auf seinem Tod-Bette grosses Verlangen, nur geschwind die letzte Seelen- Speis, so Arnobius über den 90. Psalm Da- vids den stärckisten Schild, in denen gefährli- chen Tods-Aensten den Menschen vor allen bö- sen Nachstellungen des höllischen Seelen-Fein- ds zu schützen nennt, zu empfangen. Allein, zum grösten Unglück, fühlte er im Magen einen solchen Eckel und Grausen, daß er nichts bey sich behalten kunte; dahero konnte ihme dann auch das Göttliche Engel-Brod nicht gereicht werden. Otto ware also sehr betrübt; und wei- len er nicht wußte, was zu thun, bittete er den Priester, so nebst andern bey ihme stunde, er möchte das heilige Sacrament herbey brin- gen; auf daß, da er den heiligen Hertzens- Hunger nicht stillen konnte, wenigstens das Verlangen der Augen, durch die Anschauung der heiligen Gestalten trösten möchte. Auf so billiches Verlangen eylte der Priester, alsbald die Göttliche Seelen-Speiß herbey zu bringen; und da er darmit angelangt, nahme er eine hei- lige Hostien heraus, und zeigte sie dem sterben- den Kayser. Kaum hatte selbe der fromme Mo- narch ersehen, alsbald von der Liebe angefrischt, machte er sich, so gut er konnte, auf, den Gött- lichen Heyland anzubetten. Er weinte aus Zärtlich-
Betrachtungen ten ſolte; gleichwie er nun in ſeiner Lebens-Zeitallen recht beſondere Beyſpihl der Frommkeit gegen GOtt gegeben, alſo wolte er auch am End des Lebens die letzte Prob darthun. Be- ſonders tragte er auf ſeinem Tod-Bette groſſes Verlangen, nur geſchwind die letzte Seelen- Speis, ſo Arnobius über den 90. Pſalm Da- vids den ſtärckiſten Schild, in denen gefährli- chen Tods-Aenſten den Menſchen vor allen bö- ſen Nachſtellungen des hölliſchen Seelen-Fein- ds zu ſchützen nennt, zu empfangen. Allein, zum gröſten Unglück, fühlte er im Magen einen ſolchen Eckel und Grauſen, daß er nichts bey ſich behalten kunte; dahero konnte ihme dann auch das Göttliche Engel-Brod nicht gereicht werden. Otto ware alſo ſehr betrübt; und wei- len er nicht wußte, was zu thun, bittete er den Prieſter, ſo nebſt andern bey ihme ſtunde, er möchte das heilige Sacrament herbey brin- gen; auf daß, da er den heiligen Hertzens- Hunger nicht ſtillen konnte, wenigſtens das Verlangen der Augen, durch die Anſchauung der heiligen Geſtalten tröſten möchte. Auf ſo billiches Verlangen eylte der Prieſter, alsbald die Göttliche Seelen-Speiß herbey zu bringen; und da er darmit angelangt, nahme er eine hei- lige Hoſtien heraus, und zeigte ſie dem ſterben- den Kayſer. Kaum hatte ſelbe der from̃e Mo- narch erſehen, alsbald von der Liebe angefriſcht, machte er ſich, ſo gut er konnte, auf, den Gött- lichen Heyland anzubetten. Er weinte aus Zärtlich-
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Betrachtungen
ten ſolte; gleichwie er nun in ſeiner Lebens-Zeit
allen recht beſondere Beyſpihl der Frommkeit
gegen GOtt gegeben, alſo wolte er auch am
End des Lebens die letzte Prob darthun. Be-
ſonders tragte er auf ſeinem Tod-Bette groſſes
Verlangen, nur geſchwind die letzte Seelen-
Speis, ſo Arnobius über den 90. Pſalm Da-
vids den ſtärckiſten Schild, in denen gefährli-
chen Tods-Aenſten den Menſchen vor allen bö-
ſen Nachſtellungen des hölliſchen Seelen-Fein-
ds zu ſchützen nennt, zu empfangen. Allein, zum
gröſten Unglück, fühlte er im Magen einen
ſolchen Eckel und Grauſen, daß er nichts bey
ſich behalten kunte; dahero konnte ihme dann
auch das Göttliche Engel-Brod nicht gereicht
werden. Otto ware alſo ſehr betrübt; und wei-
len er nicht wußte, was zu thun, bittete er den
Prieſter, ſo nebſt andern bey ihme ſtunde, er
möchte das heilige Sacrament herbey brin-
gen; auf daß, da er den heiligen Hertzens-
Hunger nicht ſtillen konnte, wenigſtens das
Verlangen der Augen, durch die Anſchauung
der heiligen Geſtalten tröſten möchte. Auf ſo
billiches Verlangen eylte der Prieſter, alsbald
die Göttliche Seelen-Speiß herbey zu bringen;
und da er darmit angelangt, nahme er eine hei-
lige Hoſtien heraus, und zeigte ſie dem ſterben-
den Kayſer. Kaum hatte ſelbe der from̃e Mo-
narch erſehen, alsbald von der Liebe angefriſcht,
machte er ſich, ſo gut er konnte, auf, den Gött-
lichen Heyland anzubetten. Er weinte aus
Zärtlich-
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