Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen aus Liebe unser, und eintziger Begierd, die Weltzu erlösen, alles ertragen, also, bevor Er von de- nen Juden an das Creutz gehefftet worden, er- sonne er eine neue Art eines Opffers, durch wel- ches er uns freywillig seinen Allerheiligsten Leib und Blut gabe. Auf solche Weis, da er in diesem Liebs-Geheimnuß zugleich das Opffer, und Opffer-Priester worden, hat er sich selbst seinem himmlischen Vatter, als ein lebendiges Versöhn-Opffer, zur Erlösung der Welt an- erbotten. Und in diesem vorläuffigen Opffer, in welchem er, wie Rupertus redet, vorgetödtet worden, kamen weder der Judas, noch die Juden, noch andere Henckers-Knechte vor, sondern es hatte allda, als die Haupt-Ursach, nur Platz die Göttliche Liebe und Güte. Der Heil. Gregorius von Nissa erklärt alles gar schön, da er Orat. de Christo Resur. also sagt: Dessen Allmacht alles anordnet/ wolte nicht die Verrätherey des meineydigen Jüngers, nicht die Gewaltthätigkeit der Jüdischen nicht das allerungerechteste Tod- und End- Urtheil des Römischen Land-Pflegers er- warten; damit dieser Ruchlosen allgemeine Boßheit solte der Anfang und Ursach unsers Heyls werden; sondern der leydende Welt- Heyland kame durch seinen ewigen Rath- schluß diesem Unwesen zuvor auf eine gehei- me Art eines ohnerhörten Opffers/ so kein Mensch sehen konte; indeme er sich für uns als ein Versöhn-Opffer darbotte/ so zugleich ein
Betrachtungen aus Liebe unſer, und eintziger Begierd, die Weltzu erlöſen, alles ertragen, alſo, bevor Er von de- nen Juden an das Creutz gehefftet worden, er- ſonne er eine neue Art eines Opffers, durch wel- ches er uns freywillig ſeinen Allerheiligſten Leib und Blut gabe. Auf ſolche Weis, da er in dieſem Liebs-Geheimnuß zugleich das Opffer, und Opffer-Prieſter worden, hat er ſich ſelbſt ſeinem himmliſchen Vatter, als ein lebendiges Verſöhn-Opffer, zur Erlöſung der Welt an- erbotten. Und in dieſem vorläuffigen Opffer, in welchem er, wie Rupertus redet, vorgetödtet worden, kamen weder der Judas, noch die Juden, noch andere Henckers-Knechte vor, ſondern es hatte allda, als die Haupt-Urſach, nur Platz die Göttliche Liebe und Güte. Der Heil. Gregorius von Niſſa erklärt alles gar ſchön, da er Orat. de Chriſto Reſur. alſo ſagt: Deſſen Allmacht alles anordnet/ wolte nicht die Verrätherey des meineydigen Jüngers, nicht die Gewaltthätigkeit der Jüdiſchen nicht das allerungerechteſte Tod- und End- Urtheil des Römiſchen Land-Pflegers er- warten; damit dieſer Ruchloſen allgemeine Boßheit ſolte der Anfang und Urſach unſers Heyls werden; ſondern der leydende Welt- Heyland kame durch ſeinen ewigen Rath- ſchluß dieſem Unweſen zuvor auf eine gehei- me Art eines ohnerhörten Opffers/ ſo kein Menſch ſehen konte; indeme er ſich für uns als ein Verſöhn-Opffer darbotte/ ſo zugleich ein
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Betrachtungen
aus Liebe unſer, und eintziger Begierd, die Welt
zu erlöſen, alles ertragen, alſo, bevor Er von de-
nen Juden an das Creutz gehefftet worden, er-
ſonne er eine neue Art eines Opffers, durch wel-
ches er uns freywillig ſeinen Allerheiligſten Leib
und Blut gabe. Auf ſolche Weis, da er in
dieſem Liebs-Geheimnuß zugleich das Opffer,
und Opffer-Prieſter worden, hat er ſich ſelbſt
ſeinem himmliſchen Vatter, als ein lebendiges
Verſöhn-Opffer, zur Erlöſung der Welt an-
erbotten. Und in dieſem vorläuffigen Opffer, in
welchem er, wie Rupertus redet, vorgetödtet
worden, kamen weder der Judas, noch die
Juden, noch andere Henckers-Knechte vor,
ſondern es hatte allda, als die Haupt-Urſach,
nur Platz die Göttliche Liebe und Güte. Der
Heil. Gregorius von Niſſa erklärt alles gar
ſchön, da er Orat. de Chriſto Reſur. alſo ſagt:
Deſſen Allmacht alles anordnet/ wolte nicht
die Verrätherey des meineydigen Jüngers,
nicht die Gewaltthätigkeit der Jüdiſchen
nicht das allerungerechteſte Tod- und End-
Urtheil des Römiſchen Land-Pflegers er-
warten; damit dieſer Ruchloſen allgemeine
Boßheit ſolte der Anfang und Urſach unſers
Heyls werden; ſondern der leydende Welt-
Heyland kame durch ſeinen ewigen Rath-
ſchluß dieſem Unweſen zuvor auf eine gehei-
me Art eines ohnerhörten Opffers/ ſo kein
Menſch ſehen konte; indeme er ſich für uns
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