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Soemmerring, Samuel Thomas von: Über einen elektrischen Telegraphen. In: Denkschriften der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Classe der Mathematik und Physik. 1809/1810 (1811), S. 401-414.

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Spitzen aus Platina vermitteln zwar eben so gut beyde Gas-
arten, als Spitzen aus Gold. Allein nicht zu gedenken, dass Platina-
Drähte schwerlich überall, wo man goldene leicht fertigen lassen
kann, zu erhalten seyn möchten, so erscheint das Verhältniss zwi-
schen dem erzeugten Hydrogen- und Oxygen-Gase nicht so auffal-
lend bey Platina - als bey Gold-Spitzen. Nach meinen genauesten
und neuesten Untersuchungen verhält sich die Menge des Hydrogen-
Gases zum Oxygen-Gase bey Platina-Spitzen, wie 23 zu 11, bey
Goldspitzen, wie 23 zu 7.

Die Ursache dieses Unterschiedes scheint darin zu liegen, dass
selbst im reinsten destillirten Wasser ein Theil des Oxygens an der
Spitze aus Gold in sogenannten mineralischen Purpur sich verwan-
delt, folglich nicht, wie bey der Platina-Spitze, als Gas erscheint.

Ferner fand ich, dass die Dicke der Spitzen im Wasserbehäl-
ter auf die Gas-Entbindung den augenscheinlichsten Einfluss verräth.
Dickere goldene Spitzen nämlich vermitteln unter übrigens gleichen
Umständen offenbar mehr Gas, als dünnere. Reicht die Dicke der
Spitze an das Drittel einer Pariser-Linie, Fig. 3 u. 4, so scheint sie
vollkommen hinreichend; wenigstens würde ich nicht rathen, die
Spitzen viel dicker zu machen, weil alsdann die Gase sich als Bläs-
chen ringsum die Spitzen ansetzen, und mehrere Secunden verstrei-
chen, ehe bey einer hinreichend starken elektrischen Säule die Gas-
arten Springbrunnen ähnlich in die Höhe sprudeln.

Ueber den Einfluss der Entfernung der Spitzen von einander
auf die Menge der erscheinenden Gase fand ich mittelst meines Ga-
someters, dass, wenn unter übrigens gleichen Umständen die beyden
von einander entferntesten Stifte, d. i. Fig. 2, A u. 9, in Anspruch
kommen, 45 Mass Hydrogen-Gas erscheinen, da in gleichem Zeitraume
nur 21 Mass erscheinen, wenn zwey der einander nächsten Spitzen,
z. B. Fig. 2, R und S, in Anspruch kommen.

Nun

Spitzen aus Platina vermitteln zwar eben so gut beyde Gas-
arten, als Spitzen aus Gold. Allein nicht zu gedenken, daſs Platina-
Drähte schwerlich überall, wo man goldene leicht fertigen lassen
kann, zu erhalten seyn möchten, so erscheint das Verhältniſs zwi-
schen dem erzeugten Hydrogen- und Oxygen-Gase nicht so auffal-
lend bey Platina - als bey Gold-Spitzen. Nach meinen genauesten
und neuesten Untersuchungen verhält sich die Menge des Hydrogen-
Gases zum Oxygen-Gase bey Platina-Spitzen, wie 23 zu 11, bey
Goldspitzen, wie 23 zu 7.

Die Ursache dieses Unterschiedes scheint darin zu liegen, daſs
selbst im reinsten destillirten Wasser ein Theil des Oxygens an der
Spitze aus Gold in sogenannten mineralischen Purpur sich verwan-
delt, folglich nicht, wie bey der Platina-Spitze, als Gas erscheint.

Ferner fand ich, daſs die Dicke der Spitzen im Wasserbehäl-
ter auf die Gas-Entbindung den augenscheinlichsten Einfluſs verräth.
Dickere goldene Spitzen nämlich vermitteln unter übrigens gleichen
Umständen offenbar mehr Gas, als dünnere. Reicht die Dicke der
Spitze an das Drittel einer Pariser-Linie, Fig. 3 u. 4, so scheint sie
vollkommen hinreichend; wenigstens würde ich nicht rathen, die
Spitzen viel dicker zu machen, weil alsdann die Gase sich als Bläs-
chen ringsum die Spitzen ansetzen, und mehrere Secunden verstrei-
chen, ehe bey einer hinreichend starken elektrischen Säule die Gas-
arten Springbrunnen ähnlich in die Höhe sprudeln.

Ueber den Einfluſs der Entfernung der Spitzen von einander
auf die Menge der erscheinenden Gase fand ich mittelst meines Ga-
someters, daſs, wenn unter übrigens gleichen Umständen die beyden
von einander entferntesten Stifte, d. i. Fig. 2, A u. 9, in Anspruch
kommen, 45 Maſs Hydrogen-Gas erscheinen, da in gleichem Zeitraume
nur 21 Maſs erscheinen, wenn zwey der einander nächsten Spitzen,
z. B. Fig. 2, R und S, in Anspruch kommen.

Nun
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[407/0019] Spitzen aus Platina vermitteln zwar eben so gut beyde Gas- arten, als Spitzen aus Gold. Allein nicht zu gedenken, daſs Platina- Drähte schwerlich überall, wo man goldene leicht fertigen lassen kann, zu erhalten seyn möchten, so erscheint das Verhältniſs zwi- schen dem erzeugten Hydrogen- und Oxygen-Gase nicht so auffal- lend bey Platina - als bey Gold-Spitzen. Nach meinen genauesten und neuesten Untersuchungen verhält sich die Menge des Hydrogen- Gases zum Oxygen-Gase bey Platina-Spitzen, wie 23 zu 11, bey Goldspitzen, wie 23 zu 7. Die Ursache dieses Unterschiedes scheint darin zu liegen, daſs selbst im reinsten destillirten Wasser ein Theil des Oxygens an der Spitze aus Gold in sogenannten mineralischen Purpur sich verwan- delt, folglich nicht, wie bey der Platina-Spitze, als Gas erscheint. Ferner fand ich, daſs die Dicke der Spitzen im Wasserbehäl- ter auf die Gas-Entbindung den augenscheinlichsten Einfluſs verräth. Dickere goldene Spitzen nämlich vermitteln unter übrigens gleichen Umständen offenbar mehr Gas, als dünnere. Reicht die Dicke der Spitze an das Drittel einer Pariser-Linie, Fig. 3 u. 4, so scheint sie vollkommen hinreichend; wenigstens würde ich nicht rathen, die Spitzen viel dicker zu machen, weil alsdann die Gase sich als Bläs- chen ringsum die Spitzen ansetzen, und mehrere Secunden verstrei- chen, ehe bey einer hinreichend starken elektrischen Säule die Gas- arten Springbrunnen ähnlich in die Höhe sprudeln. Ueber den Einfluſs der Entfernung der Spitzen von einander auf die Menge der erscheinenden Gase fand ich mittelst meines Ga- someters, daſs, wenn unter übrigens gleichen Umständen die beyden von einander entferntesten Stifte, d. i. Fig. 2, A u. 9, in Anspruch kommen, 45 Maſs Hydrogen-Gas erscheinen, da in gleichem Zeitraume nur 21 Maſs erscheinen, wenn zwey der einander nächsten Spitzen, z. B. Fig. 2, R und S, in Anspruch kommen. Nun

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Zitationshilfe: Soemmerring, Samuel Thomas von: Über einen elektrischen Telegraphen. In: Denkschriften der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Classe der Mathematik und Physik. 1809/1810 (1811), S. 401-414, hier S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soemmerring_telegraphen_1811/19>, abgerufen am 21.11.2024.