Churfürst Fridericum IV. dessen Vormundschafft des Vatern Bruder, Johannes Casimirus, Pfaltzgraf am Rhein zu Lautern, überkommen. Dieser pflichtete nun der Reformirten Religion bey; daher er als Administrator der Chur nicht allein Gelegenheit fand, diese Religion wieder in die Pfaltz einzuführen, sondern auch den jungen Churfürsten selbst darinnen aufzuerziehen, welche offtmalige Religions-Veränderung in der Pfaltz viel Unruhe gestifftet. Im Jahr 1610. wurde er zum Haupt der in der bekandten Union zu Halle in Schwaben verbundenen Protestantischen Reichs-Stände erkohren, starb aber noch selbigen Jahres, den noch unmündigen Printzen Fridericum V. unter der Vormundschafft des Pfaltzgrafens zu Zweybrücken, als Churfürsten hinterlassend.
§. 9. Dieser Herr ist der unglückseligste gewesen unter allen Churfürsten zur Pfaltz, darum daß er die Krone von Böheim angenommen, da ihn doch davon viele trifftige Ursachen, vornemlich aber der eingewurtzelte Haß zwischen den Häusern Pfaltz und Bayern, die schlechte Resolution seines Schwiegervaters Königs Jacobi I. in Engelland, des Königs in Franckreich Kaltsinnigkeit, weil Pfaltz bisher die Hugenotten so wohl aufgenommen, die Entlegenheit des Hertzogs von Savoyen, die grosse Macht des Hauses Oesterreich, und noch viel andere abhalten sollen. Allein es war eine Krone, und sobald ihn die Stände in ihrem Aufftand erwählet, entschloß er sich auch zu folgen, kam nach Prag, und wurde daselbst d. 25. Octobr. 1629. nebst seiner Gemahlin Elisabeth gekrönet; nur die Freude währete nicht lange, denn d. 8. Nov. folgenden 1620. Jahres rückte die gantze Kayserliche Macht vor Prag, und da kam es auf dem Weissen Berge zur Schlacht, worinnen Fridericus V. Reich und Chur verlohren,
Churfürst Fridericum IV. dessen Vormundschafft des Vatern Bruder, Johannes Casimirus, Pfaltzgraf am Rhein zu Lautern, überkommen. Dieser pflichtete nun der Reformirten Religion bey; daher er als Administrator der Chur nicht allein Gelegenheit fand, diese Religion wieder in die Pfaltz einzuführen, sondern auch den jungen Churfürsten selbst darinnen aufzuerziehen, welche offtmalige Religions-Veränderung in der Pfaltz viel Unruhe gestifftet. Im Jahr 1610. wurde er zum Haupt der in der bekandten Union zu Halle in Schwaben verbundenen Protestantischen Reichs-Stände erkohren, starb aber noch selbigen Jahres, den noch unmündigen Printzen Fridericum V. unter der Vormundschafft des Pfaltzgrafens zu Zweybrücken, als Churfürsten hinterlassend.
§. 9. Dieser Herr ist der unglückseligste gewesen unter allen Churfürsten zur Pfaltz, darum daß er die Krone von Böheim angenom̃en, da ihn doch davon viele trifftige Ursachen, vornemlich aber der eingewurtzelte Haß zwischen den Häusern Pfaltz und Bayern, die schlechte Resolution seines Schwiegervaters Königs Jacobi I. in Engelland, des Königs in Franckreich Kaltsinnigkeit, weil Pfaltz bisher die Hugenotten so wohl aufgenommen, die Entlegenheit des Hertzogs von Savoyen, die grosse Macht des Hauses Oesterreich, und noch viel andere abhalten sollen. Allein es war eine Krone, und sobald ihn die Stände in ihrem Aufftand erwählet, entschloß er sich auch zu folgen, kam nach Prag, und wurde daselbst d. 25. Octobr. 1629. nebst seiner Gemahlin Elisabeth gekrönet; nur die Freude währete nicht lange, denn d. 8. Nov. folgenden 1620. Jahres rückte die gantze Kayserliche Macht vor Prag, und da kam es auf dem Weissen Berge zur Schlacht, worinnen Fridericus V. Reich und Chur verlohren,
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Churfürst Fridericum IV. dessen Vormundschafft des Vatern Bruder, Johannes Casimirus, Pfaltzgraf am Rhein zu Lautern, überkommen. Dieser pflichtete nun der Reformirten Religion bey; daher er als Administrator der Chur nicht allein Gelegenheit fand, diese Religion wieder in die Pfaltz einzuführen, sondern auch den jungen Churfürsten selbst darinnen aufzuerziehen, welche offtmalige Religions-Veränderung in der Pfaltz viel Unruhe gestifftet. Im Jahr 1610. wurde er zum Haupt der in der bekandten Union zu Halle in Schwaben verbundenen Protestantischen Reichs-Stände erkohren, starb aber noch selbigen Jahres, den noch unmündigen Printzen Fridericum V. unter der Vormundschafft des Pfaltzgrafens zu Zweybrücken, als Churfürsten hinterlassend.</p><p>§. 9. Dieser Herr ist der unglückseligste gewesen unter allen Churfürsten zur Pfaltz, darum daß er die Krone von Böheim angenom̃en, da ihn doch davon viele trifftige Ursachen, vornemlich aber der eingewurtzelte Haß zwischen den Häusern Pfaltz und Bayern, die schlechte Resolution seines Schwiegervaters Königs Jacobi I. in Engelland, des Königs in Franckreich Kaltsinnigkeit, weil Pfaltz bisher die Hugenotten so wohl aufgenommen, die Entlegenheit des Hertzogs von Savoyen, die grosse Macht des Hauses Oesterreich, und noch viel andere abhalten sollen. Allein es war eine Krone, und sobald ihn die Stände in ihrem Aufftand erwählet, entschloß er sich auch zu folgen, kam nach Prag, und wurde daselbst d. 25. Octobr. 1629. nebst seiner Gemahlin Elisabeth gekrönet; nur die Freude währete nicht lange, denn d. 8. Nov. folgenden 1620. Jahres rückte die gantze Kayserliche Macht vor Prag, und da kam es auf dem Weissen Berge zur Schlacht, worinnen Fridericus V. Reich und Chur verlohren,
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Churfürst Fridericum IV. dessen Vormundschafft des Vatern Bruder, Johannes Casimirus, Pfaltzgraf am Rhein zu Lautern, überkommen. Dieser pflichtete nun der Reformirten Religion bey; daher er als Administrator der Chur nicht allein Gelegenheit fand, diese Religion wieder in die Pfaltz einzuführen, sondern auch den jungen Churfürsten selbst darinnen aufzuerziehen, welche offtmalige Religions-Veränderung in der Pfaltz viel Unruhe gestifftet. Im Jahr 1610. wurde er zum Haupt der in der bekandten Union zu Halle in Schwaben verbundenen Protestantischen Reichs-Stände erkohren, starb aber noch selbigen Jahres, den noch unmündigen Printzen Fridericum V. unter der Vormundschafft des Pfaltzgrafens zu Zweybrücken, als Churfürsten hinterlassend.
§. 9. Dieser Herr ist der unglückseligste gewesen unter allen Churfürsten zur Pfaltz, darum daß er die Krone von Böheim angenom̃en, da ihn doch davon viele trifftige Ursachen, vornemlich aber der eingewurtzelte Haß zwischen den Häusern Pfaltz und Bayern, die schlechte Resolution seines Schwiegervaters Königs Jacobi I. in Engelland, des Königs in Franckreich Kaltsinnigkeit, weil Pfaltz bisher die Hugenotten so wohl aufgenommen, die Entlegenheit des Hertzogs von Savoyen, die grosse Macht des Hauses Oesterreich, und noch viel andere abhalten sollen. Allein es war eine Krone, und sobald ihn die Stände in ihrem Aufftand erwählet, entschloß er sich auch zu folgen, kam nach Prag, und wurde daselbst d. 25. Octobr. 1629. nebst seiner Gemahlin Elisabeth gekrönet; nur die Freude währete nicht lange, denn d. 8. Nov. folgenden 1620. Jahres rückte die gantze Kayserliche Macht vor Prag, und da kam es auf dem Weissen Berge zur Schlacht, worinnen Fridericus V. Reich und Chur verlohren,
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Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/68>, abgerufen am 25.11.2024.
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