Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

Bild:
<< vorherige Seite

ohne dem mehr als zu viel geneigten Volcke den schüldigen Gehorsahm gegen ihre hohe Landes-Vätterliche Obrigkeit / vermöge des vierdten Gebottes auffs bindlichste einpredigen / und dasselbe dabey nicht so sehr mit Worten als würcklichen löblichen Exempel und Wercken erhalten und conserviren sollen.

Ich will in diesem Fall von der Religion und denen zwischen uns leyder schwebenden Glaubens-Strittigkeiten abstrahiren / und nach denen Maximen der Protestirenden selbst dieses Factum etwas genauer betrachten / und demnach fragen; Ob ein Protestirender Prediger mit gutem Gewissen sich weigern könne / wann von ihm gefordert / und ihme anbefohlen wird eine Dancksagung zu thun / daß eine Allerdurchleuchtigste Enckelin seines Landes-Herrn / auch Geist- und Weltlicher Obrigkeit / über mehr als 300 Meile zu Wasser und Land ihrem Ehgemahl gesund und glücklich / durch die Gnade Gottes zugeführet worden.

Ich habe bey dieser Frage zweyerley Partheyen der Protestirenden für Augen; die eine zwarn bestehet in denen jenigen / die anitzo mit Ihro Kayserl. Majest. und dem gesamten Reich sich höchst rühmlich verbunden / und zu dem gemeinen Interesse von Europa, bißhero mit so fester / wohl niemahls mehr erhörter Union und Verbindlichkeit alles dasjenige beygetragen / was die allgemeine Sicherheit und Ruhestand eines jeden erfordern wöllen: Unter diesen hat die bey unseren und vergangenen Jahren unvergleichliche Judith und Allerdurchleuchtigste Heldin / die Großmächtigste Königin in Engeland / Schotland und Irrland / ANNA, ihr so bey Catholischen als Protestirenden einen Nahmen erworben / den / so lange die Welt stehet / keine Unbill der Zeiten wird kräncken / weniger vernichtigen können: Diese / mit mehr als männlicher Stärcke und Geschicklichkeit von dem Himmel gezierte irrdische Göttin / ist Diejenige / so unter denen verwirten Stricken und Zweiffel-Knotten / womit die Religion sich bald zu diesem / bald zu jenem verdamlichen Absehen / als ein scheinbahrer Deckmantel und Praetext muß ziehen und hinleiten lassen / die rechte Methode gefunden / besser als vormahls der Grosse Alexander den Gordianischen Knopff auffzulösen: Der Raum dieses Orts ist zu geringe dieses Thema seiner Würdigkeit nach außzuführen; es muß uns gnug seyn / daß wir wissen / und mit unseren Augen gesehen haben / wie diese grosse und unvergleichliche Königin mit so desinteressirten Hertzen ihr angelegen seyn lassen / den Allerdurchleuchtigsten und Großmächtigsten König in Spanien / CAROLUM den Dritten auff seinen / Ihm von GOTT und Rechts wegen gehörigen natürlichen Erb-Trohn zu setzen / und wieder alle ungerechte Eintringer denselben darauff krafftlich zu manuteniren: GOtt ein Gott der Herrscharen hat ihre Hand gestärcket / und der Welt bißhero se-

ohne dem mehr als zu viel geneigten Volcke den schüldigen Gehorsahm gegen ihre hohe Landes-Vätterliche Obrigkeit / vermöge des vierdten Gebottes auffs bindlichste einpredigen / und dasselbe dabey nicht so sehr mit Worten als würcklichen löblichen Exempel und Wercken erhalten und conserviren sollen.

Ich will in diesem Fall von der Religion und denen zwischen uns leyder schwebenden Glaubens-Strittigkeiten abstrahiren / und nach denen Maximen der Protestirenden selbst dieses Factum etwas genauer betrachten / und demnach fragen; Ob ein Protestirender Prediger mit gutem Gewissen sich weigern könne / wann von ihm gefordert / und ihme anbefohlen wird eine Dancksagung zu thun / daß eine Allerdurchleuchtigste Enckelin seines Landes-Herrn / auch Geist- und Weltlicher Obrigkeit / über mehr als 300 Meile zu Wasser und Land ihrem Ehgemahl gesund und glücklich / durch die Gnade Gottes zugeführet worden.

Ich habe bey dieser Frage zweyerley Partheyen der Protestirenden für Augen; die eine zwarn bestehet in denen jenigen / die anitzo mit Ihro Kayserl. Majest. und dem gesamten Reich sich höchst rühmlich verbunden / und zu dem gemeinen Interesse von Europa, bißhero mit so fester / wohl niemahls mehr erhörter Union und Verbindlichkeit alles dasjenige beygetragen / was die allgemeine Sicherheit und Ruhestand eines jeden erfordern wöllen: Unter diesen hat die bey unseren und vergangenen Jahren unvergleichliche Judith und Allerdurchleuchtigste Heldin / die Großmächtigste Königin in Engeland / Schotland und Irrland / ANNA, ihr so bey Catholischen als Protestirenden einen Nahmen erworben / den / so lange die Welt stehet / keine Unbill der Zeiten wird kräncken / weniger vernichtigen können: Diese / mit mehr als männlicher Stärcke und Geschicklichkeit von dem Himmel gezierte irrdische Göttin / ist Diejenige / so unter denen verwirten Stricken und Zweiffel-Knotten / womit die Religion sich bald zu diesem / bald zu jenem verdamlichen Absehen / als ein scheinbahrer Deckmantel und Praetext muß ziehen und hinleiten lassen / die rechte Methode gefunden / besser als vormahls der Grosse Alexander den Gordianischen Knopff auffzulösen: Der Raum dieses Orts ist zu geringe dieses Thema seiner Würdigkeit nach außzuführen; es muß uns gnug seyn / daß wir wissen / und mit unseren Augen gesehen haben / wie diese grosse und unvergleichliche Königin mit so desinteressirten Hertzen ihr angelegen seyn lassen / den Allerdurchleuchtigsten und Großmächtigsten König in Spanien / CAROLUM den Dritten auff seinen / Ihm von GOTT und Rechts wegen gehörigen natürlichen Erb-Trohn zu setzen / und wieder alle ungerechte Eintringer denselben darauff krafftlich zu manuteniren: GOtt ein Gott der Herrscharen hat ihre Hand gestärcket / und der Welt bißhero se-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0020" n="20"/>
ohne dem mehr als                      zu viel geneigten Volcke den schüldigen Gehorsahm gegen ihre hohe                      Landes-Vätterliche Obrigkeit / vermöge des vierdten Gebottes auffs bindlichste                      einpredigen / und dasselbe dabey nicht so sehr mit Worten als würcklichen                      löblichen Exempel und Wercken erhalten und conserviren sollen.</p>
        <p>Ich will in diesem Fall von der Religion und denen zwischen uns leyder                      schwebenden Glaubens-Strittigkeiten abstrahiren / und nach denen Maximen der                      Protestirenden selbst dieses Factum etwas genauer betrachten / und demnach                      fragen; Ob ein Protestirender Prediger mit gutem Gewissen sich weigern könne /                      wann von ihm gefordert / und ihme anbefohlen wird eine Dancksagung zu thun / daß                      eine Allerdurchleuchtigste Enckelin seines Landes-Herrn / auch Geist- und                      Weltlicher Obrigkeit / über mehr als 300 Meile zu Wasser und Land ihrem Ehgemahl                      gesund und glücklich / durch die Gnade Gottes zugeführet worden.</p>
        <p>Ich habe bey dieser Frage zweyerley Partheyen der Protestirenden für Augen; die                      eine zwarn bestehet in denen jenigen / die anitzo mit Ihro Kayserl. Majest. und                      dem gesamten Reich sich höchst rühmlich verbunden / und zu dem gemeinen                      Interesse von Europa, bißhero mit so fester / wohl niemahls mehr erhörter Union                      und Verbindlichkeit alles dasjenige beygetragen / was die allgemeine Sicherheit                      und Ruhestand eines jeden erfordern wöllen: Unter diesen hat die bey unseren und                      vergangenen Jahren unvergleichliche Judith und Allerdurchleuchtigste Heldin /                      die Großmächtigste Königin in Engeland / Schotland und Irrland / ANNA, ihr so                      bey Catholischen als Protestirenden einen Nahmen erworben / den / so lange die                      Welt stehet / keine Unbill der Zeiten wird kräncken / weniger vernichtigen                      können: Diese / mit mehr als männlicher Stärcke und Geschicklichkeit von dem                      Himmel gezierte irrdische Göttin / ist Diejenige / so unter denen verwirten                      Stricken und Zweiffel-Knotten / womit die Religion sich bald zu diesem / bald zu                      jenem verdamlichen Absehen / als ein scheinbahrer Deckmantel und Praetext muß                      ziehen und hinleiten lassen / die rechte Methode gefunden / besser als vormahls                      der Grosse Alexander den Gordianischen Knopff auffzulösen: Der Raum dieses Orts                      ist zu geringe dieses Thema seiner Würdigkeit nach außzuführen; es muß uns gnug                      seyn / daß wir wissen / und mit unseren Augen gesehen haben / wie diese grosse                      und unvergleichliche Königin mit so desinteressirten Hertzen ihr angelegen seyn                      lassen / den Allerdurchleuchtigsten und Großmächtigsten König in Spanien /                      CAROLUM den Dritten auff seinen / Ihm von GOTT und Rechts wegen gehörigen                      natürlichen Erb-Trohn zu setzen / und wieder alle ungerechte Eintringer                      denselben darauff krafftlich zu manuteniren: GOtt ein Gott der Herrscharen hat                      ihre Hand gestärcket / und der Welt bißhero se-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0020] ohne dem mehr als zu viel geneigten Volcke den schüldigen Gehorsahm gegen ihre hohe Landes-Vätterliche Obrigkeit / vermöge des vierdten Gebottes auffs bindlichste einpredigen / und dasselbe dabey nicht so sehr mit Worten als würcklichen löblichen Exempel und Wercken erhalten und conserviren sollen. Ich will in diesem Fall von der Religion und denen zwischen uns leyder schwebenden Glaubens-Strittigkeiten abstrahiren / und nach denen Maximen der Protestirenden selbst dieses Factum etwas genauer betrachten / und demnach fragen; Ob ein Protestirender Prediger mit gutem Gewissen sich weigern könne / wann von ihm gefordert / und ihme anbefohlen wird eine Dancksagung zu thun / daß eine Allerdurchleuchtigste Enckelin seines Landes-Herrn / auch Geist- und Weltlicher Obrigkeit / über mehr als 300 Meile zu Wasser und Land ihrem Ehgemahl gesund und glücklich / durch die Gnade Gottes zugeführet worden. Ich habe bey dieser Frage zweyerley Partheyen der Protestirenden für Augen; die eine zwarn bestehet in denen jenigen / die anitzo mit Ihro Kayserl. Majest. und dem gesamten Reich sich höchst rühmlich verbunden / und zu dem gemeinen Interesse von Europa, bißhero mit so fester / wohl niemahls mehr erhörter Union und Verbindlichkeit alles dasjenige beygetragen / was die allgemeine Sicherheit und Ruhestand eines jeden erfordern wöllen: Unter diesen hat die bey unseren und vergangenen Jahren unvergleichliche Judith und Allerdurchleuchtigste Heldin / die Großmächtigste Königin in Engeland / Schotland und Irrland / ANNA, ihr so bey Catholischen als Protestirenden einen Nahmen erworben / den / so lange die Welt stehet / keine Unbill der Zeiten wird kräncken / weniger vernichtigen können: Diese / mit mehr als männlicher Stärcke und Geschicklichkeit von dem Himmel gezierte irrdische Göttin / ist Diejenige / so unter denen verwirten Stricken und Zweiffel-Knotten / womit die Religion sich bald zu diesem / bald zu jenem verdamlichen Absehen / als ein scheinbahrer Deckmantel und Praetext muß ziehen und hinleiten lassen / die rechte Methode gefunden / besser als vormahls der Grosse Alexander den Gordianischen Knopff auffzulösen: Der Raum dieses Orts ist zu geringe dieses Thema seiner Würdigkeit nach außzuführen; es muß uns gnug seyn / daß wir wissen / und mit unseren Augen gesehen haben / wie diese grosse und unvergleichliche Königin mit so desinteressirten Hertzen ihr angelegen seyn lassen / den Allerdurchleuchtigsten und Großmächtigsten König in Spanien / CAROLUM den Dritten auff seinen / Ihm von GOTT und Rechts wegen gehörigen natürlichen Erb-Trohn zu setzen / und wieder alle ungerechte Eintringer denselben darauff krafftlich zu manuteniren: GOtt ein Gott der Herrscharen hat ihre Hand gestärcket / und der Welt bißhero se-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/20
Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/20>, abgerufen am 21.11.2024.