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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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Aber mein Rempe / bey aller solcher deiner eingebildeten Weißheit finde ich gleichwohl in deinem Buche einen zimlichen Verstoß: Du beschwerest dich sonderlich über das in der Catholischen Kirchen in der Fasten übliche Responsorium Matutinorum: Puer non comparet, & ego quo ibo? Gloria Patri & Filio & Spiritui sancto. Puer non comparet, & ego quo ibo? und kanst solches in deinen Verstand nicht bringen; Ich habe selber über dieses dein Dubium studiret / und vermeinet / es hätte dich vielleicht die ordinarie Manier der Sänger geirret und geärgert / zumahlen dieselbe wohl pflegen die Wörter in dem singen zu transponiren. Alleine dieses konte mir nicht einfallen / der Ursachen / weilen ich von einem so klugen discreten und vernünfftigen Manne / als du bist / diese sonderbahre Thorheit nicht praesumiren dörffte; muste darum nohtwendig auff andere Gedancken mich lencken; da ich dann endlich gefunden / daß du in der Warheit recht gehabt / und auch unwissend / vielleicht / weil du Professor bist / geweissaget hast: du beschwerest dich / du wissest nicht / wo du solst hingehen / es mangele dir / der Knabe; Puer non comparet, & ego quo ibo? du hast es warhafftig in deinem Buche gewiesen / daß dir der rechte Wegweiser / oder wie man sagt / der Fuhrman gemangelt; Deine hirn- und zaumlose Extravagantien überzeugen einen jeden verständigen Leser / daß du wohl nicht gewist / und noch auff die heutige Stunde nicht wissest / quo eas; absonderlich / da dir die von GOtt erforderende kindliche Unschuld Simplicität und Gehorsahm / ohne welche man / nach dessen Außspruch / nicht wird ins Reich der Himmeln eingehen / leyder allzu viel abgehet. Hic est ille puer, qui tibi non comparet; unde mirum non est, si nescias quo eas.

Nun ich muß gestehen / Rempe du hast Ursach dich an diesem abgeschmackten Kinder Responsorio zu ärgeren; Damit du aber gleichwohl dich hierin finden mögest / so will ich dir ein anders anweisen / allwo du deine geärgerte Sinnen / wo du anderst kanst / wieder erbauen mögest: In officio mensis Augusti kanstu lesen: Domine Pater & Deus vitae meae, ne derelinquas me in cogitatu maligno; Extollentiam oculorum meorum ne dederis mihi, & desiderium malignum averte a me Domine; aufer a me concupiscentiam, & animo irreverenti & infrunito ne tradas me; Ne derelinquas me Domine, ne accrescant ignorantiae meae, nec multiplicentur delicta mea &c.

Herr Vatter und Gott meines Lebens / verlasse mich nicht in denen bösen Gedancken; gib mir nicht Hoffart der Augen / und kehre von mir ab ein boßhafftiges Verlangen; Nim von mir ab die Begierlichkeit / und übergib mich nicht einem unverschämten ungezäumten Sinne. Herr / verlaß mich nicht / auff

Aber mein Rempe / bey aller solcher deiner eingebildeten Weißheit finde ich gleichwohl in deinem Buche einen zimlichen Verstoß: Du beschwerest dich sonderlich über das in der Catholischen Kirchen in der Fasten übliche Responsorium Matutinorum: Puer non comparet, & ego quò ibo? Gloria Patri & Filio & Spiritui sancto. Puer non comparet, & ego quò ibo? und kanst solches in deinen Verstand nicht bringen; Ich habe selber über dieses dein Dubium studiret / und vermeinet / es hätte dich vielleicht die ordinarie Manier der Sänger geirret und geärgert / zumahlen dieselbe wohl pflegen die Wörter in dem singen zu transponiren. Alleine dieses konte mir nicht einfallen / der Ursachen / weilen ich von einem so klugen discreten und vernünfftigen Manne / als du bist / diese sonderbahre Thorheit nicht praesumiren dörffte; muste darum nohtwendig auff andere Gedancken mich lencken; da ich dann endlich gefunden / daß du in der Warheit recht gehabt / und auch unwissend / vielleicht / weil du Professor bist / geweissaget hast: du beschwerest dich / du wissest nicht / wo du solst hingehen / es mangele dir / der Knabe; Puer non comparet, & ego quò ibo? du hast es warhafftig in deinem Buche gewiesen / daß dir der rechte Wegweiser / oder wie man sagt / der Fuhrman gemangelt; Deine hirn- und zaumlose Extravagantien überzeugen einen jeden verständigen Leser / daß du wohl nicht gewist / und noch auff die heutige Stunde nicht wissest / quò eas; absonderlich / da dir die von GOtt erforderende kindliche Unschuld Simplicität und Gehorsahm / ohne welche man / nach dessen Außspruch / nicht wird ins Reich der Himmeln eingehen / leyder allzu viel abgehet. Hic est ille puer, qui tibi non comparet; unde mirum non est, si nescias quò eas.

Nun ich muß gestehen / Rempe du hast Ursach dich an diesem abgeschmackten Kinder Responsorio zu ärgeren; Damit du aber gleichwohl dich hierin finden mögest / so will ich dir ein anders anweisen / allwo du deine geärgerte Sinnen / wo du anderst kanst / wieder erbauen mögest: In officio mensis Augusti kanstu lesen: Domine Pater & Deus vitae meae, ne derelinquas me in cogitatu maligno; Extollentiam oculorum meorum ne dederis mihi, & desiderium malignum averte à me Domine; aufer à me concupiscentiam, & animo irreverenti & infrunito ne tradas me; Ne derelinquas me Domine, ne accrescant ignorantiae meae, nec multiplicentur delicta mea &c.

Herr Vatter und Gott meines Lebens / verlasse mich nicht in denen bösen Gedancken; gib mir nicht Hoffart der Augen / und kehre von mir ab ein boßhafftiges Verlangen; Nim von mir ab die Begierlichkeit / und übergib mich nicht einem unverschämten ungezäumten Sinne. Herr / verlaß mich nicht / auff

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[30/0030] Aber mein Rempe / bey aller solcher deiner eingebildeten Weißheit finde ich gleichwohl in deinem Buche einen zimlichen Verstoß: Du beschwerest dich sonderlich über das in der Catholischen Kirchen in der Fasten übliche Responsorium Matutinorum: Puer non comparet, & ego quò ibo? Gloria Patri & Filio & Spiritui sancto. Puer non comparet, & ego quò ibo? und kanst solches in deinen Verstand nicht bringen; Ich habe selber über dieses dein Dubium studiret / und vermeinet / es hätte dich vielleicht die ordinarie Manier der Sänger geirret und geärgert / zumahlen dieselbe wohl pflegen die Wörter in dem singen zu transponiren. Alleine dieses konte mir nicht einfallen / der Ursachen / weilen ich von einem so klugen discreten und vernünfftigen Manne / als du bist / diese sonderbahre Thorheit nicht praesumiren dörffte; muste darum nohtwendig auff andere Gedancken mich lencken; da ich dann endlich gefunden / daß du in der Warheit recht gehabt / und auch unwissend / vielleicht / weil du Professor bist / geweissaget hast: du beschwerest dich / du wissest nicht / wo du solst hingehen / es mangele dir / der Knabe; Puer non comparet, & ego quò ibo? du hast es warhafftig in deinem Buche gewiesen / daß dir der rechte Wegweiser / oder wie man sagt / der Fuhrman gemangelt; Deine hirn- und zaumlose Extravagantien überzeugen einen jeden verständigen Leser / daß du wohl nicht gewist / und noch auff die heutige Stunde nicht wissest / quò eas; absonderlich / da dir die von GOtt erforderende kindliche Unschuld Simplicität und Gehorsahm / ohne welche man / nach dessen Außspruch / nicht wird ins Reich der Himmeln eingehen / leyder allzu viel abgehet. Hic est ille puer, qui tibi non comparet; unde mirum non est, si nescias quò eas. Nun ich muß gestehen / Rempe du hast Ursach dich an diesem abgeschmackten Kinder Responsorio zu ärgeren; Damit du aber gleichwohl dich hierin finden mögest / so will ich dir ein anders anweisen / allwo du deine geärgerte Sinnen / wo du anderst kanst / wieder erbauen mögest: In officio mensis Augusti kanstu lesen: Domine Pater & Deus vitae meae, ne derelinquas me in cogitatu maligno; Extollentiam oculorum meorum ne dederis mihi, & desiderium malignum averte à me Domine; aufer à me concupiscentiam, & animo irreverenti & infrunito ne tradas me; Ne derelinquas me Domine, ne accrescant ignorantiae meae, nec multiplicentur delicta mea &c. Herr Vatter und Gott meines Lebens / verlasse mich nicht in denen bösen Gedancken; gib mir nicht Hoffart der Augen / und kehre von mir ab ein boßhafftiges Verlangen; Nim von mir ab die Begierlichkeit / und übergib mich nicht einem unverschämten ungezäumten Sinne. Herr / verlaß mich nicht / auff

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/30>, abgerufen am 21.11.2024.