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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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Herrn auff gut Catholisch von Hertzen gebettet haben / Herr lehre mich allezeit deinen Willen thuen / und den meinigen lassen; dann dis ist dir wohlgefällig und mir nützlich zum Heyl meiner Seelen; laß nimmer geschehen / mein gütiger Jesu / daß ich etwas verlange / gedencke / oder wircke / welches dir mißfallen oder jemanden schaden könne / wie du mir und allen deinen Dienern anbefohlen; wann ich dann hier wieder handele / so züchtige mich in deiner Barmhertzigkeit / und vertilge mich nicht in deinen Zorn; dann du bist mein Gott / und ich dein armer schwacher Knecht / der am allermeisten deiner Gnade und Barmhertzigkeit bedarff; Hilff mir mein GOtt in meinen guten Vornehmen und deinen heiligen Dienst / und verleyhe / daß ich heut recht möge anfangen / dann nichts ist / was ich bißhero gethan; Wie würde es müglich gewesen seyn / daß du eine solche Gelegenheit GOTT und deinem Nächsten zu dienen hättest können aus der Acht lassen; Wie hätte es immer geschehen können / daß du aus Antrieb einer rechtschaffenen Demuht / Andacht und Liebe zu Gott / dich dem Gehorsam deiner Obern / die dich mit aller erdencklicher Discretion und Vernunfft zu allem Guten geleitet / eigensinniger / muhtwilliger Weise entzogen hättest: Sage nur nicht / und bemühe dich nicht vergebens uns zu überreden / es habe ein Antrieb eines von GOtt dir zugeschickten Einspruches deiner Seelen Seeligkeit zu besorgen / dich aus der Gesellschafft der Jesuiter nach denen Benedictinern / allwo du in besserer Ruhe auff dein Heyl dencken können / gezogen; Jederman / der dich und deinen Außtritt in dieser Stadt gesehen / weiß viel besser / daß du hierin die Warheit nicht redest; wäre dir die genauere Einsamkeit und der Chorsang der Benedictiner zu Hertzen gangen / und dein Absehen gewesen / GOtt in einem mehr abgesonderten Stande und Orte zu dienen / so würde dir solches deine Obrigkeit nicht geweigert oder verwehrt haben; Alleine es ware dir hierum nicht zu thuen / dein erster Außgang von denen Jesuitern hatte zum prodromo und Vorbotten nicht eine scharffere und genauere Obsicht auff dich selber / sondern eine dissoluter und freyere Welt-Manier zu leben; dein Außgang von ihnen geschahe insalutato hospite, nicht zu dem Praelaten von St. Michael, sondern zu dem e Regione des Magister Bockelmans wohnenden Meister Arnold Gößling / Hildesheimischen Rahts Chirurgo, welcher zwarn deiner Religion nicht / gleich wohl aber in dem viel bescheidener und vorsichtiger als du gewesen / daß er dich nicht also gleich blinderdings hin angenommen / sondern deine Ankunfft gehörig angemeldet; von dannen hastu erst nach der Sülte / und endlich nach S. Michaelis als ein wilt flodernder Sommer-Vogel / von einem Busch auff den andern herum geirret / biß endlich dieser letzter Ohrt dich mehr aus auffrechten allzu willigen Ver-

Herrn auff gut Catholisch von Hertzen gebettet haben / Herr lehre mich allezeit deinen Willen thuen / und den meinigen lassen; dann dis ist dir wohlgefällig und mir nützlich zum Heyl meiner Seelen; laß nimmer geschehen / mein gütiger Jesu / daß ich etwas verlange / gedencke / oder wircke / welches dir mißfallen oder jemanden schaden könne / wie du mir und allen deinen Dienern anbefohlen; wann ich dann hier wieder handele / so züchtige mich in deiner Barmhertzigkeit / und vertilge mich nicht in deinen Zorn; dann du bist mein Gott / und ich dein armer schwacher Knecht / der am allermeisten deiner Gnade und Barmhertzigkeit bedarff; Hilff mir mein GOtt in meinen guten Vornehmen und deinen heiligen Dienst / und verleyhe / daß ich heut recht möge anfangen / dann nichts ist / was ich bißhero gethan; Wie würde es müglich gewesen seyn / daß du eine solche Gelegenheit GOTT und deinem Nächsten zu dienen hättest können aus der Acht lassen; Wie hätte es immer geschehen können / daß du aus Antrieb einer rechtschaffenen Demuht / Andacht und Liebe zu Gott / dich dem Gehorsam deiner Obern / die dich mit aller erdencklicher Discretion und Vernunfft zu allem Guten geleitet / eigensinniger / muhtwilliger Weise entzogen hättest: Sage nur nicht / und bemühe dich nicht vergebens uns zu überreden / es habe ein Antrieb eines von GOtt dir zugeschickten Einspruches deiner Seelen Seeligkeit zu besorgen / dich aus der Gesellschafft der Jesuiter nach denen Benedictinern / allwo du in besserer Ruhe auff dein Heyl dencken können / gezogen; Jederman / der dich und deinen Außtritt in dieser Stadt gesehen / weiß viel besser / daß du hierin die Warheit nicht redest; wäre dir die genauere Einsamkeit und der Chorsang der Benedictiner zu Hertzen gangen / und dein Absehen gewesen / GOtt in einem mehr abgesonderten Stande und Orte zu dienen / so würde dir solches deine Obrigkeit nicht geweigert oder verwehrt haben; Alleine es ware dir hierum nicht zu thuen / dein erster Außgang von denen Jesuitern hatte zum prodromo und Vorbotten nicht eine scharffere und genauere Obsicht auff dich selber / sondern eine dissoluter und freyere Welt-Manier zu leben; dein Außgang von ihnen geschahe insalutato hospite, nicht zu dem Praelaten von St. Michaël, sondern zu dem è Regione des Magister Bockelmans wohnenden Meister Arnold Gößling / Hildesheimischen Rahts Chirurgo, welcher zwarn deiner Religion nicht / gleich wohl aber in dem viel bescheidener und vorsichtiger als du gewesen / daß er dich nicht also gleich blinderdings hin angenommen / sondern deine Ankunfft gehörig angemeldet; von dannen hastu erst nach der Sülte / und endlich nach S. Michaëlis als ein wilt flodernder Sommer-Vogel / von einem Busch auff den andern herum geirret / biß endlich dieser letzter Ohrt dich mehr aus auffrechten allzu willigen Ver-

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Herrn auff gut Catholisch                      von Hertzen gebettet haben / Herr lehre mich allezeit deinen Willen thuen / und                      den meinigen lassen; dann dis ist dir wohlgefällig und mir nützlich zum Heyl                      meiner Seelen; laß nimmer geschehen / mein gütiger Jesu / daß ich etwas verlange                      / gedencke / oder wircke / welches dir mißfallen oder jemanden schaden könne /                      wie du mir und allen deinen Dienern anbefohlen; wann ich dann hier wieder                      handele / so züchtige mich in deiner Barmhertzigkeit / und vertilge mich nicht                      in deinen Zorn; dann du bist mein Gott / und ich dein armer schwacher Knecht /                      der am allermeisten deiner Gnade und Barmhertzigkeit bedarff; Hilff mir mein                      GOtt in meinen guten Vornehmen und deinen heiligen Dienst / und verleyhe / daß                      ich heut recht möge anfangen / dann nichts ist / was ich bißhero gethan; Wie                      würde es müglich gewesen seyn / daß du eine solche Gelegenheit GOTT und deinem                      Nächsten zu dienen hättest können aus der Acht lassen; Wie hätte es immer                      geschehen können / daß du aus Antrieb einer rechtschaffenen Demuht / Andacht und                      Liebe zu Gott / dich dem Gehorsam deiner Obern / die dich mit aller                      erdencklicher Discretion und Vernunfft zu allem Guten geleitet / eigensinniger /                      muhtwilliger Weise entzogen hättest: Sage nur nicht / und bemühe dich nicht                      vergebens uns zu überreden / es habe ein Antrieb eines von GOtt dir                      zugeschickten Einspruches deiner Seelen Seeligkeit zu besorgen / dich aus der                      Gesellschafft der Jesuiter nach denen Benedictinern / allwo du in besserer Ruhe                      auff dein Heyl dencken können / gezogen; Jederman / der dich und deinen Außtritt                      in dieser Stadt gesehen / weiß viel besser / daß du hierin die Warheit nicht                      redest; wäre dir die genauere Einsamkeit und der Chorsang der Benedictiner zu                      Hertzen gangen / und dein Absehen gewesen / GOtt in einem mehr abgesonderten                      Stande und Orte zu dienen / so würde dir solches deine Obrigkeit nicht geweigert                      oder verwehrt haben; Alleine es ware dir hierum nicht zu thuen / dein erster                      Außgang von denen Jesuitern hatte zum prodromo und Vorbotten nicht eine                      scharffere und genauere Obsicht auff dich selber / sondern eine dissoluter und                      freyere Welt-Manier zu leben; dein Außgang von ihnen geschahe insalutato                      hospite, nicht zu dem Praelaten von St. Michaël, sondern zu dem è Regione des                      Magister Bockelmans wohnenden Meister Arnold Gößling / Hildesheimischen Rahts                      Chirurgo, welcher zwarn deiner Religion nicht / gleich wohl aber in dem viel                      bescheidener und vorsichtiger als du gewesen / daß er dich nicht also gleich                      blinderdings hin angenommen / sondern deine Ankunfft gehörig angemeldet; von                      dannen hastu erst nach der Sülte / und endlich nach S. Michaëlis als ein wilt                      flodernder Sommer-Vogel / von einem Busch auff den andern herum geirret / biß                      endlich dieser letzter Ohrt dich mehr aus auffrechten allzu willigen Ver-
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Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/8>, abgerufen am 21.11.2024.