Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.Israel / will sie nicht verlassen / sondern ich will Wasser-Flüsse auff den Höhen öffenen / und Brunnen mitten auff den Feldern / ich will die Wüsten zu Wasser-Seen machen / und das dürre Land zu Wasser-Quellen. Der andächtige Bernhardus muß solchen inniglichen Seelen-Durst nach seinem Erlöser und Bräutigam schmertzlich empfunden haben / wenn er so sehnlich seufftzete: Und O wie kan es anders seyn / da eine gläubige Seele in der Wüste dieser Welt / nichts als Mara, das bittere Creutz-Wasser trincken und kosten muß / da sie nichts anderst / als den Angst-Kelch mit JEsu im Garten Gethsemane / nichts anderst mit ihrer leidenden gecreutzigten Liebe / als einen Eßig und Gallen-Tranck / über den andern zu kosten und zu schmecken hat! Kan denn auch ihr Durst wol anders wohin gerichtet seyn / als zu JEsu ihrem Bräutigam / seinem heiligem Wort / und alle denen vortrefflichen Heils- und Gnaden-Schätzen / die uns in solchem Worte so reichlich angeboten werden? Ach so lasset denn nur immer die Welt-Kinder dürsten nach der Ungerechtigkeit / und immerhin das Unrecht in sich sauffen wie Wasser; Last sie umher lauffen / als die Fußgänger / die da durstig sind / und lechtzen nach den verstohlenem Wasser. Lasset sie die lebendige Quelle verlassen / und hingehen zu den ausgehauenen Brunnen / die doch löchericht sind / und kein Wasser geben. Jerem. 2. Lasset sie umher lauffen / wie die Cameelinnen in der Brunst / lasset sie nur sich hellig lauffen; Es wird ihnen der Labe-Trunck dieser Welt / eben be- Israel / will sie nicht verlassen / sondern ich will Wasser-Flüsse auff den Höhen öffenen / und Brunnen mitten auff den Feldern / ich will die Wüsten zu Wasser-Seen machen / und das dürre Land zu Wasser-Quellen. Der andächtige Bernhardus muß solchen inniglichen Seelen-Durst nach seinem Erlöser und Bräutigam schmertzlich empfunden haben / wenn er so sehnlich seufftzete: Und O wie kan es anders seyn / da eine gläubige Seele in der Wüste dieser Welt / nichts als Mara, das bittere Creutz-Wasser trincken und kosten muß / da sie nichts anderst / als den Angst-Kelch mit JEsu im Garten Gethsemane / nichts anderst mit ihrer leidenden gecreutzigten Liebe / als einen Eßig und Gallen-Tranck / über den andern zu kosten und zu schmecken hat! Kan denn auch ihr Durst wol anders wohin gerichtet seyn / als zu JEsu ihrem Bräutigam / seinem heiligem Wort / und alle denen vortrefflichen Heils- und Gnaden-Schätzen / die uns in solchem Worte so reichlich angeboten werden? Ach so lasset denn nur immer die Welt-Kinder dürsten nach der Ungerechtigkeit / und immerhin das Unrecht in sich sauffen wie Wasser; Last sie umher lauffen / als die Fußgänger / die da durstig sind / und lechtzen nach den verstohlenem Wasser. Lasset sie die lebendige Quelle verlassen / und hingehen zu den ausgehauenen Brunnen / die doch löchericht sind / und kein Wasser geben. Jerem. 2. Lasset sie umher lauffen / wie die Cameelinnen in der Brunst / lasset sie nur sich hellig lauffen; Es wird ihnen der Labe-Trunck dieser Welt / eben be- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0039" n="35"/> Israel / will sie nicht verlassen / sondern ich will Wasser-Flüsse auff den Höhen öffenen / und Brunnen mitten auff den Feldern / ich will die Wüsten zu Wasser-Seen machen / und das dürre Land zu Wasser-Quellen. Der andächtige Bernhardus muß solchen inniglichen Seelen-Durst nach seinem Erlöser und Bräutigam schmertzlich empfunden haben / wenn er so sehnlich seufftzete:</p> <l>O JESU mi dulcissime! Spes suspirantis animae, Te quaerunt piae lacrymae, Te clamor mentis intimae.</l> <l>JEsu O meine Süßigkeit! Du Trost der Seel / die zu dir schreyt / Die heissen Thränen suchen dich / Das Hertz zu dir schreyt inniglich.</l> <p>Und O wie kan es anders seyn / da eine gläubige Seele in der Wüste dieser Welt / nichts als Mara, das bittere Creutz-Wasser trincken und kosten muß / da sie nichts anderst / als den Angst-Kelch mit JEsu im Garten Gethsemane / nichts anderst mit ihrer leidenden gecreutzigten Liebe / als einen Eßig und Gallen-Tranck / über den andern zu kosten und zu schmecken hat! Kan denn auch ihr Durst wol anders wohin gerichtet seyn / als zu JEsu ihrem Bräutigam / seinem heiligem Wort / und alle denen vortrefflichen Heils- und Gnaden-Schätzen / die uns in solchem Worte so reichlich angeboten werden? Ach so lasset denn nur immer die Welt-Kinder dürsten nach der Ungerechtigkeit / und immerhin das Unrecht in sich sauffen wie Wasser; Last sie umher lauffen / als die Fußgänger / die da durstig sind / und lechtzen nach den verstohlenem Wasser. Lasset sie die lebendige Quelle verlassen / und hingehen zu den ausgehauenen Brunnen / die doch löchericht sind / und kein Wasser geben. Jerem. 2. Lasset sie umher lauffen / wie die Cameelinnen in der Brunst / lasset sie nur sich hellig lauffen; Es wird ihnen der Labe-Trunck dieser Welt / eben be- </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0039]
Israel / will sie nicht verlassen / sondern ich will Wasser-Flüsse auff den Höhen öffenen / und Brunnen mitten auff den Feldern / ich will die Wüsten zu Wasser-Seen machen / und das dürre Land zu Wasser-Quellen. Der andächtige Bernhardus muß solchen inniglichen Seelen-Durst nach seinem Erlöser und Bräutigam schmertzlich empfunden haben / wenn er so sehnlich seufftzete:
O JESU mi dulcissime! Spes suspirantis animae, Te quaerunt piae lacrymae, Te clamor mentis intimae. JEsu O meine Süßigkeit! Du Trost der Seel / die zu dir schreyt / Die heissen Thränen suchen dich / Das Hertz zu dir schreyt inniglich. Und O wie kan es anders seyn / da eine gläubige Seele in der Wüste dieser Welt / nichts als Mara, das bittere Creutz-Wasser trincken und kosten muß / da sie nichts anderst / als den Angst-Kelch mit JEsu im Garten Gethsemane / nichts anderst mit ihrer leidenden gecreutzigten Liebe / als einen Eßig und Gallen-Tranck / über den andern zu kosten und zu schmecken hat! Kan denn auch ihr Durst wol anders wohin gerichtet seyn / als zu JEsu ihrem Bräutigam / seinem heiligem Wort / und alle denen vortrefflichen Heils- und Gnaden-Schätzen / die uns in solchem Worte so reichlich angeboten werden? Ach so lasset denn nur immer die Welt-Kinder dürsten nach der Ungerechtigkeit / und immerhin das Unrecht in sich sauffen wie Wasser; Last sie umher lauffen / als die Fußgänger / die da durstig sind / und lechtzen nach den verstohlenem Wasser. Lasset sie die lebendige Quelle verlassen / und hingehen zu den ausgehauenen Brunnen / die doch löchericht sind / und kein Wasser geben. Jerem. 2. Lasset sie umher lauffen / wie die Cameelinnen in der Brunst / lasset sie nur sich hellig lauffen; Es wird ihnen der Labe-Trunck dieser Welt / eben be-
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