Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Wörtlein zur Antwort darauff bekommt / sondern der Bräutigam wol gar seine Braut dermaassen erschrecket / daß Ihr gantzer Leib davor zittert / ja die Wächter in der Stadt und auff den Mauren sie gar darüber wund schlagen / und Ihr Ihren Schleyer nehmen / Hohenlied. Salom. 3. und 5. Cap. so kan ein jeder leicht gedencken / wie dabey einer gläubigen Braut offtmals müsse zu muthe seyn / und wie Sie schaffen müsse / daß Sie selig werde mit Furcht und Zittern. Epist. an die Philipper im 2. Cap. deswegen findet man auch fast harte expressiones, welche bey solchem schwerem Kampff offtmals auch die tapffersten Streiter JEsu Christi heraus gestossen. Wie sagt Assaph im 77. Psalm. wenn er sahe / daß ihm die Menge aller dieser seiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde zu mächtig werden wolte / und GOttes Hülffe und Beystand ferne von ihm zu seyn schiene: Wird denn der HErr ewiglich verstossen / und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn gantz und gar aus mit seiner Güte? Und hat die Verheissung ein Ende? Hat denn GOtt vergessen gnädig zu seyn / und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Warlich / so jemals einem unter allen Heiligen der Ruhm der Gedult vom Heiligem Geiste selbst ist beygeleget / so ist es ja wol der gedultige Creutzträger Hiob. Mit was für Freudigkeit / unerschrockenem Muth und Beständigkeit des Glaubens er alle seine Feinde zu Boden geschlagen / das muß man wol mit Verwunderung in seinem Buche nachlesen; allein die Vielheit und Gewalt seiner Feinde / mit denen Er zu kämpffen hatte / auch die Langheit und Dauerhafftigkeit seines vielfältigen Creutzes / daß auch gar seine Freunde / die ihn zu trösten / zu ihm kommen waren / selbst seiner spotteten / und daß GOtt das alles so hingehen und ihn zappeln ließ / verursachte bey ihm / daß er nicht allein zu GOTT saget im 10. Cap. Du versenckest mich gantz und gar; wie ein auffgereckter Löwe / jagest du mich / und handelst greulich mit mir; sondern er lässet sich auch ferner sehr harter Worte in seiner Ungedult vernehmen Cap. 19. wenn er spricht: Mercket doch einst / daß mir GOtt unrecht thut / und

Wörtlein zur Antwort darauff bekommt / sondern der Bräutigam wol gar seine Braut dermaassen erschrecket / daß Ihr gantzer Leib davor zittert / ja die Wächter in der Stadt und auff den Mauren sie gar darüber wund schlagen / und Ihr Ihren Schleyer nehmen / Hohenlied. Salom. 3. und 5. Cap. so kan ein jeder leicht gedencken / wie dabey einer gläubigen Braut offtmals müsse zu muthe seyn / und wie Sie schaffen müsse / daß Sie selig werde mit Furcht und Zittern. Epist. an die Philipper im 2. Cap. deswegen findet man auch fast harte expressiones, welche bey solchem schwerem Kampff offtmals auch die tapffersten Streiter JEsu Christi heraus gestossen. Wie sagt Assaph im 77. Psalm. wenn er sahe / daß ihm die Menge aller dieser seiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde zu mächtig werden wolte / und GOttes Hülffe und Beystand ferne von ihm zu seyn schiene: Wird denn der HErr ewiglich verstossen / und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn gantz und gar aus mit seiner Güte? Und hat die Verheissung ein Ende? Hat denn GOtt vergessen gnädig zu seyn / und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Warlich / so jemals einem unter allen Heiligen der Ruhm der Gedult vom Heiligem Geiste selbst ist beygeleget / so ist es ja wol der gedultige Creutzträger Hiob. Mit was für Freudigkeit / unerschrockenem Muth und Beständigkeit des Glaubens er alle seine Feinde zu Boden geschlagen / das muß man wol mit Verwunderung in seinem Buche nachlesen; allein die Vielheit und Gewalt seiner Feinde / mit denen Er zu kämpffen hatte / auch die Langheit und Dauerhafftigkeit seines vielfältigen Creutzes / daß auch gar seine Freunde / die ihn zu trösten / zu ihm kommen waren / selbst seiner spotteten / und daß GOtt das alles so hingehen und ihn zappeln ließ / verursachte bey ihm / daß er nicht allein zu GOTT saget im 10. Cap. Du versenckest mich gantz und gar; wie ein auffgereckter Löwe / jagest du mich / und handelst greulich mit mir; sondern er lässet sich auch ferner sehr harter Worte in seiner Ungedult vernehmen Cap. 19. wenn er spricht: Mercket doch einst / daß mir GOtt unrecht thut / und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0044" n="40"/>
Wörtlein zur
                     Antwort darauff bekommt / sondern der Bräutigam wol gar seine Braut dermaassen
                     erschrecket / daß Ihr gantzer Leib davor zittert / ja die Wächter in der Stadt
                     und auff den Mauren sie gar darüber wund schlagen / und Ihr Ihren Schleyer
                     nehmen / Hohenlied. Salom. 3. und 5. Cap. so kan ein jeder leicht gedencken /
                     wie dabey einer gläubigen Braut offtmals müsse zu muthe seyn / und wie Sie
                     schaffen müsse / daß Sie selig werde mit Furcht und Zittern. Epist. an die
                     Philipper im 2. Cap. deswegen findet man auch fast harte expressiones, welche
                     bey solchem schwerem Kampff offtmals auch die tapffersten Streiter JEsu Christi
                     heraus gestossen. Wie sagt Assaph im 77. Psalm. wenn er sahe / daß ihm die Menge
                     aller dieser seiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde zu mächtig werden wolte /
                     und GOttes Hülffe und Beystand ferne von ihm zu seyn schiene: Wird denn der HErr
                     ewiglich verstossen / und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn gantz und gar aus
                     mit seiner Güte? Und hat die Verheissung ein Ende? Hat denn GOtt vergessen
                     gnädig zu seyn / und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Warlich / so
                     jemals einem unter allen Heiligen der Ruhm der Gedult vom Heiligem Geiste selbst
                     ist beygeleget / so ist es ja wol der gedultige Creutzträger Hiob. Mit was für
                     Freudigkeit / unerschrockenem Muth und Beständigkeit des Glaubens er alle seine
                     Feinde zu Boden geschlagen / das muß man wol mit Verwunderung in seinem Buche
                     nachlesen; allein die Vielheit und Gewalt seiner Feinde / mit denen Er zu
                     kämpffen hatte / auch die Langheit und Dauerhafftigkeit seines vielfältigen
                     Creutzes / daß auch gar seine Freunde / die ihn zu trösten / zu ihm kommen waren
                     / selbst seiner spotteten / und daß GOtt das alles so hingehen und ihn zappeln
                     ließ / verursachte bey ihm / daß er nicht allein zu GOTT saget im 10. Cap. Du
                     versenckest mich gantz und gar; wie ein auffgereckter Löwe / jagest du mich /
                     und handelst greulich mit mir; sondern er lässet sich auch ferner sehr harter
                     Worte in seiner Ungedult vernehmen Cap. 19. wenn er spricht: Mercket doch einst
                     / daß mir GOtt unrecht thut / und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0044] Wörtlein zur Antwort darauff bekommt / sondern der Bräutigam wol gar seine Braut dermaassen erschrecket / daß Ihr gantzer Leib davor zittert / ja die Wächter in der Stadt und auff den Mauren sie gar darüber wund schlagen / und Ihr Ihren Schleyer nehmen / Hohenlied. Salom. 3. und 5. Cap. so kan ein jeder leicht gedencken / wie dabey einer gläubigen Braut offtmals müsse zu muthe seyn / und wie Sie schaffen müsse / daß Sie selig werde mit Furcht und Zittern. Epist. an die Philipper im 2. Cap. deswegen findet man auch fast harte expressiones, welche bey solchem schwerem Kampff offtmals auch die tapffersten Streiter JEsu Christi heraus gestossen. Wie sagt Assaph im 77. Psalm. wenn er sahe / daß ihm die Menge aller dieser seiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde zu mächtig werden wolte / und GOttes Hülffe und Beystand ferne von ihm zu seyn schiene: Wird denn der HErr ewiglich verstossen / und keine Gnade mehr erzeigen? Ists denn gantz und gar aus mit seiner Güte? Und hat die Verheissung ein Ende? Hat denn GOtt vergessen gnädig zu seyn / und seine Barmhertzigkeit für Zorn verschlossen? Warlich / so jemals einem unter allen Heiligen der Ruhm der Gedult vom Heiligem Geiste selbst ist beygeleget / so ist es ja wol der gedultige Creutzträger Hiob. Mit was für Freudigkeit / unerschrockenem Muth und Beständigkeit des Glaubens er alle seine Feinde zu Boden geschlagen / das muß man wol mit Verwunderung in seinem Buche nachlesen; allein die Vielheit und Gewalt seiner Feinde / mit denen Er zu kämpffen hatte / auch die Langheit und Dauerhafftigkeit seines vielfältigen Creutzes / daß auch gar seine Freunde / die ihn zu trösten / zu ihm kommen waren / selbst seiner spotteten / und daß GOtt das alles so hingehen und ihn zappeln ließ / verursachte bey ihm / daß er nicht allein zu GOTT saget im 10. Cap. Du versenckest mich gantz und gar; wie ein auffgereckter Löwe / jagest du mich / und handelst greulich mit mir; sondern er lässet sich auch ferner sehr harter Worte in seiner Ungedult vernehmen Cap. 19. wenn er spricht: Mercket doch einst / daß mir GOtt unrecht thut / und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/44
Zitationshilfe: Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/44>, abgerufen am 03.12.2024.