Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.ARTIC. II. SECTIO XVI. OB wol scheinet/ daß dieser gewöhnliche anspruch nicht angenehm seyn eineu H h
ARTIC. II. SECTIO XVI. OB wol ſcheinet/ daß dieſer gewoͤhnliche anſpruch nicht angenehm ſeyn eineu H h
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ARTIC. II. SECTIO XVI.
OB wol ſcheinet/ daß dieſer gewoͤhnliche anſpruch nicht angenehm ſeyn
mag/ da ſie mehr verlanget/ ohne einige titul angeſprochen zu werden/
verſichere mich doch/ daß dieſelbe mir dannoch alſo zu continuiren er-
lauben werde. Jch weiß/ daß/ welche kinder GOttes ſind/ wie ihnen alles
weſen der welt/ ſo nach einiger pracht ſchmecket/ anſtincket/ die zu unſerer zeit
eingefuͤhrte titul nicht achten/ und als viel an ihnen iſt/ lieber verlangten/ mit
einander in mehrer einfalt umzugehen. So wuͤrde mich auch an demjenigen/
was mir von Eu. Gn. guts geruͤhmet/ auch ich aus der wenigen correſpon-
denz mit deroſelben darin bekraͤfftiget worden bin/ verſuͤndigen/ wo ich dar-
vor halten wolte/ daß ſie ſich mit einigen ſolchen tituln oder was dergleichen
ſeyn mag/ kuͤtzeln/ oder ſich darinnen wol gefallen werde. Hinwieder verſi-
chere meiner ſeits/ wo es bey mir ſtuͤnde/ daß vielleicht wenig von allem dem/
was den ſchein einiges gepraͤnges hat/ uͤberbleiben doͤrffte/ ſondern alles viel-
mehr allgemach auf die vertrauliche alte art (da wol der unterſcheid der ſtaͤn-
de geblieben/ aber von allem/ was die eitelkeit ihrer ſelbs/ oder der andern
ſchmeicheley/ den hoͤhern angeklecket/ rein behalten worden war) wiederum
gebracht werden. Bey ſolcher bewandnuͤß mag Eu. Gn. vielleicht geden-
cken/ warum man dann nicht thue/ was vor beſſer erkant wird? ſie wird mir
aber gern zu gute halten/ wo ich mich daruͤber erklaͤhre. Es iſt derſelben
gnugſam bekant/ wie wir uns allezeit darnach zu richten haben/ nicht allein
dasjenige zu thun/ was frey iſt/ ſondern allemal auch dabey erwegen/ daß wir
andern nicht anſtoͤßig werden; nach der regel des lieben Apoſtels 1. Cor. 10/
13. Jch habe es zwahr alles macht/ aber es frommet nicht alles. Jch
habe es alles macht/ aber es beſſert nicht alles. Daher wir nicht allezeit
zu thun haben/ was an ſich ſelbs/ und ohne erwogen gewiſſer umſtaͤnde/ das
beſte waͤre/ ſondern woran man am wenigſten andern anſtoß ſetzet. Wenn
es denn nun bey den bekanten Quaͤckern/ ſo ſich ohne zweiffel an der damit ein-
geflochtenen eitelkeit geſtoſſen/ dahin gekommen/ daß ſie alle titul bloß dahin
verworffen/ und einem Chriſten ſuͤndlich gehalten haben/ worinnen gleichwol
zu viel geſchiehet/ und die leute deutlich gnug aus Luc. 1/ 3. Apoſt. Geſch.
26/ 27. widerleget/ und daß die titul an und vor ſich ſelbs nicht ſuͤndlich ſeyen/
behauptet werden kan: hingegen zu dieſer zeit/ nicht ohne ſchande anderer reli-
gionen/ faſt insgemein alle diejenige/ die nicht eben mit dem alamode-Chri-
ſtenthum zu frieden ſeyn wollen/ ſondern ſich nach dem willen des HErrn
mit fleiß zu wandeln angelegen ſeyn laſſen/ mit dem Quaͤcker-nahmen bele-
get/ und als ſolcher ſecte theilhafftig geachtet werden; welcher verdacht gleich-
wol auch nicht wenig irrung und hindernuͤß bringen kan: ſo halte ichs vor
rathſamer/ daß auch diejenigen/ welche an der eitelkeit der welt an ſich ſelbs
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