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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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SECTIO VIII.
befördern/ als dieselbe mit dergleichen ärgernüß zu besudlen: Auf daß wir
nicht über uns den zorn des HErrn reitzen/ und ursach geben/ daß er jenem
Babel/ zu erfüllung des maaßes seiner sünden/ so viel eher eine mehrere
macht gebe/ sein gericht an uns/ seinem hauß/ anzufangen und auszuüben:
Wozu es ohne das leider ein zimliches ansehen hat. Daher ein solches är-
gernüß/ welches nachmal in gewisser maaß einer gantzen kirchen beygemessen
wird/ und daher den nahmen des HErrn bey den widersachern lästern macht/
vor so viel schwehrer zu achten ist/ und denjenigen/ von welchen es herkommt/
ein schwehres gericht über den halß ziehen mag. Der HErr steure vielmehr
allen ärgernüssen/ reinige seine kirch von denselben/ und gebe allen denjeni-
gen/ hohen und niedern/ so in die ehe zu treten gedencken/ zu erkennen die hei-
ligkeit solches standes/ auf daß sie in solchem eingang und wahl der personen
nicht nach eigenen affecten gehen/ sondern in allem vornemlich darauf sehen/
was göttlicher ordnung gemäß/ ihrem gewissen sicher/ dem nechsten ohnärger-
lich/ und dem Evangelio ehrlich seye/ damit sie sich auch bey ihrer ehe alles so
leiblich als geistlichen segens von dem treuen himmlischen Vater zuversicht-
lich getrösten mögen. Amen. 1681.

4. Das dritte responsum, als die vorige meinung zu ändern zu-
gemuthet worden.

JCh habe dessen beyde beliebte samt beygeschlossenen schrifften wol erhal-
ten; es liesse sich auf das erste nicht so bald antworten/ weil eine vertrö-
stung weiterer communication so gleich mit dabey gewesen. Nachdem nun
zwahr auch diese erfolgt/ fande ich doch nicht müglich/ stracks zu antworten/
weilen die mitgesandte schrifft zu durchgehen vorerst nothwendig war/ und
aber die von der amts-arbeit übrige und zu einer bedächtlichen durchlesung
nöthige zeit bey mir zimlich nahe zusammen gehet. Jedoch hoffe/ es werde
auch dieser geringe verzug nicht ungleich auffgenommen werden. Die sache
selbs belangend/ so ist mir allezeit lieber/ wo es seyn kan/ denen requirentibus
hohen und niedern/ nach deroselben verlangen zu antworten/ und ihnen mit
meiner antwort eher etwa freude als betrübnüß zu erwecken. Wie gern ich
aber meine meinung zu ändern verlangen möchte/ so vermag es gleichwol jetzo
ohne verletzung meines gewissens nicht zu thun/ als welches durch die com-
munici
rte für die erlaubnüß streitende schrifften nicht/ welches zu der ände-
rung nöthig wäre/ gnugsam convinciret/ wol aber durch die mit beygelegte
gegen dieselbe eingerichtete eine schrifft etwa mehr confirmiret worden. Wo-
zu noch dieses kommt/ daß ich eine der parti negativae zimlich verursachte dif-
ficul
tät/ ob dergleichen der legi naturali zugegen seye/ nicht nöthig achte/ als
der ich allezeit mit meinem S. Praeceptore D. Dannhauero legem moralem

und
Z z z

SECTIO VIII.
befoͤrdern/ als dieſelbe mit dergleichen aͤrgernuͤß zu beſudlen: Auf daß wir
nicht uͤber uns den zorn des HErrn reitzen/ und urſach geben/ daß er jenem
Babel/ zu erfuͤllung des maaßes ſeiner ſuͤnden/ ſo viel eher eine mehrere
macht gebe/ ſein gericht an uns/ ſeinem hauß/ anzufangen und auszuuͤben:
Wozu es ohne das leider ein zimliches anſehen hat. Daher ein ſolches aͤr-
gernuͤß/ welches nachmal in gewiſſer maaß einer gantzen kirchen beygemeſſen
wird/ und daher den nahmen des HErrn bey den widerſachern laͤſtern macht/
vor ſo viel ſchwehrer zu achten iſt/ und denjenigen/ von welchen es herkommt/
ein ſchwehres gericht uͤber den halß ziehen mag. Der HErr ſteure vielmehr
allen aͤrgernuͤſſen/ reinige ſeine kirch von denſelben/ und gebe allen denjeni-
gen/ hohen und niedern/ ſo in die ehe zu treten gedencken/ zu erkennen die hei-
ligkeit ſolches ſtandes/ auf daß ſie in ſolchem eingang und wahl der perſonen
nicht nach eigenen affecten gehen/ ſondern in allem vornemlich darauf ſehen/
was goͤttlicher ordnung gemaͤß/ ihrem gewiſſen ſicher/ dem nechſten ohnaͤrger-
lich/ und dem Evangelio ehrlich ſeye/ damit ſie ſich auch bey ihrer ehe alles ſo
leiblich als geiſtlichen ſegens von dem treuen himmliſchen Vater zuverſicht-
lich getroͤſten moͤgen. Amen. 1681.

4. Das dritte reſponſum, als die vorige meinung zu aͤndern zu-
gemuthet worden.

JCh habe deſſen beyde beliebte ſamt beygeſchloſſenen ſchrifften wol erhal-
ten; es lieſſe ſich auf das erſte nicht ſo bald antworten/ weil eine vertroͤ-
ſtung weiterer communication ſo gleich mit dabey geweſen. Nachdem nun
zwahr auch dieſe erfolgt/ fande ich doch nicht muͤglich/ ſtracks zu antworten/
weilen die mitgeſandte ſchrifft zu durchgehen vorerſt nothwendig war/ und
aber die von der amts-arbeit uͤbrige und zu einer bedaͤchtlichen durchleſung
noͤthige zeit bey mir zimlich nahe zuſammen gehet. Jedoch hoffe/ es werde
auch dieſer geringe verzug nicht ungleich auffgenommen werden. Die ſache
ſelbs belangend/ ſo iſt mir allezeit lieber/ wo es ſeyn kan/ denen requirentibus
hohen und niedern/ nach deroſelben verlangen zu antworten/ und ihnen mit
meiner antwort eher etwa freude als betruͤbnuͤß zu erwecken. Wie gern ich
aber meine meinung zu aͤndern verlangen moͤchte/ ſo vermag es gleichwol jetzo
ohne verletzung meines gewiſſens nicht zu thun/ als welches durch die com-
munici
rte fuͤr die erlaubnuͤß ſtreitende ſchrifften nicht/ welches zu der aͤnde-
rung noͤthig waͤre/ gnugſam convinciret/ wol aber durch die mit beygelegte
gegen dieſelbe eingerichtete eine ſchrifft etwa mehr confirmiret worden. Wo-
zu noch dieſes kommt/ daß ich eine der parti negativæ zimlich verurſachte dif-
ficul
taͤt/ ob dergleichen der legi naturali zugegen ſeye/ nicht noͤthig achte/ als
der ich allezeit mit meinem S. Præceptore D. Dannhauero legem moralem

und
Z z z
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[545/0553] SECTIO VIII. befoͤrdern/ als dieſelbe mit dergleichen aͤrgernuͤß zu beſudlen: Auf daß wir nicht uͤber uns den zorn des HErrn reitzen/ und urſach geben/ daß er jenem Babel/ zu erfuͤllung des maaßes ſeiner ſuͤnden/ ſo viel eher eine mehrere macht gebe/ ſein gericht an uns/ ſeinem hauß/ anzufangen und auszuuͤben: Wozu es ohne das leider ein zimliches anſehen hat. Daher ein ſolches aͤr- gernuͤß/ welches nachmal in gewiſſer maaß einer gantzen kirchen beygemeſſen wird/ und daher den nahmen des HErrn bey den widerſachern laͤſtern macht/ vor ſo viel ſchwehrer zu achten iſt/ und denjenigen/ von welchen es herkommt/ ein ſchwehres gericht uͤber den halß ziehen mag. Der HErr ſteure vielmehr allen aͤrgernuͤſſen/ reinige ſeine kirch von denſelben/ und gebe allen denjeni- gen/ hohen und niedern/ ſo in die ehe zu treten gedencken/ zu erkennen die hei- ligkeit ſolches ſtandes/ auf daß ſie in ſolchem eingang und wahl der perſonen nicht nach eigenen affecten gehen/ ſondern in allem vornemlich darauf ſehen/ was goͤttlicher ordnung gemaͤß/ ihrem gewiſſen ſicher/ dem nechſten ohnaͤrger- lich/ und dem Evangelio ehrlich ſeye/ damit ſie ſich auch bey ihrer ehe alles ſo leiblich als geiſtlichen ſegens von dem treuen himmliſchen Vater zuverſicht- lich getroͤſten moͤgen. Amen. 1681. 4. Das dritte reſponſum, als die vorige meinung zu aͤndern zu- gemuthet worden. JCh habe deſſen beyde beliebte ſamt beygeſchloſſenen ſchrifften wol erhal- ten; es lieſſe ſich auf das erſte nicht ſo bald antworten/ weil eine vertroͤ- ſtung weiterer communication ſo gleich mit dabey geweſen. Nachdem nun zwahr auch dieſe erfolgt/ fande ich doch nicht muͤglich/ ſtracks zu antworten/ weilen die mitgeſandte ſchrifft zu durchgehen vorerſt nothwendig war/ und aber die von der amts-arbeit uͤbrige und zu einer bedaͤchtlichen durchleſung noͤthige zeit bey mir zimlich nahe zuſammen gehet. Jedoch hoffe/ es werde auch dieſer geringe verzug nicht ungleich auffgenommen werden. Die ſache ſelbs belangend/ ſo iſt mir allezeit lieber/ wo es ſeyn kan/ denen requirentibus hohen und niedern/ nach deroſelben verlangen zu antworten/ und ihnen mit meiner antwort eher etwa freude als betruͤbnuͤß zu erwecken. Wie gern ich aber meine meinung zu aͤndern verlangen moͤchte/ ſo vermag es gleichwol jetzo ohne verletzung meines gewiſſens nicht zu thun/ als welches durch die com- municirte fuͤr die erlaubnuͤß ſtreitende ſchrifften nicht/ welches zu der aͤnde- rung noͤthig waͤre/ gnugſam convinciret/ wol aber durch die mit beygelegte gegen dieſelbe eingerichtete eine ſchrifft etwa mehr confirmiret worden. Wo- zu noch dieſes kommt/ daß ich eine der parti negativæ zimlich verurſachte dif- ficultaͤt/ ob dergleichen der legi naturali zugegen ſeye/ nicht noͤthig achte/ als der ich allezeit mit meinem S. Præceptore D. Dannhauero legem moralem und Z z z

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/553>, abgerufen am 22.11.2024.