Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das vierdte Capitel. rung solches ärgernüsses bedencklicher zu achten ist. 4. Die kinder/ so gleich-wol unschuldig sind/ würden ihr lebtag zu grösserem ihrem hindernüß der el- tern offenbarte schande tragen müssen/ daraus auch noch viel böses zu sor- gen wäre. 7. Der andere vorschlag war/ wegen eines päpstischen pfassen/ ob es bey 8. Was den dritten anlangt wegen der heimlichen copulation bey den schafft
Das vierdte Capitel. rung ſolches aͤrgernuͤſſes bedencklicher zu achten iſt. 4. Die kinder/ ſo gleich-wol unſchuldig ſind/ wuͤrden ihr lebtag zu groͤſſerem ihrem hindernuͤß der el- tern offenbarte ſchande tragen muͤſſen/ daraus auch noch viel boͤſes zu ſor- gen waͤre. 7. Der andere vorſchlag war/ wegen eines paͤpſtiſchen pfaſſen/ ob es bey 8. Was den dritten anlangt wegen der heimlichen copulation bey den ſchafft
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Das vierdte Capitel.
rung ſolches aͤrgernuͤſſes bedencklicher zu achten iſt. 4. Die kinder/ ſo gleich-
wol unſchuldig ſind/ wuͤrden ihr lebtag zu groͤſſerem ihrem hindernuͤß der el-
tern offenbarte ſchande tragen muͤſſen/ daraus auch noch viel boͤſes zu ſor-
gen waͤre.
7. Der andere vorſchlag war/ wegen eines paͤpſtiſchen pfaſſen/ ob es bey
ſolchen zu ſuchen waͤre; ich finde aber auch denſelben nicht dermaſſen/ daß ich
ihn rathen wolte. 1. Wir haben nicht noth zu anderer kirchen zu gehen/ was
wir bey der unſrigen finden/ und wo es recht angegriffen wird/ eben ſo wol ha-
ben koͤnnen. 2. Stehet dahin/ ob nicht ein ſolcher pfaff ſich der ſachen wegen
difficultiren/ und weil er mit nichts zum ſtillſchweigen verbunden iſt/ zu der in-
tereſſenten groͤſſerem nachtheil/ das bey ihm geſuchte propaliren moͤchte.
3. Weil es ſonderlich auch darum zu thun iſt/ daß dem gewiſſen gerathen
werde/ und es alſo bey der copulation eines ernſtlichen zuſpruchs bedoͤrffen
wird/ ſo gehoͤret ſolches dem paͤpſtiſchen prieſter nicht/ ſondern es muß ſolche
einige diſciplin von einem diener unſerer kirchen verrichtet werden.
8. Was den dritten anlangt wegen der heimlichen copulation bey den
unſrigen (nach dem ertheilten und angefuͤhrten rath D. Gerhardi, in einer
ſolchen hypotheſi, aus dero die analogia auch etlicher maſſen auf den unſri-
gen gezogen werden koͤnte) ſo lieſſe mir denſelben nicht mißfallen/ wann es
nicht eine ſache waͤre/ welche kein pfarrer ohne vorbewuſt ſeiner obern uͤber-
nehmen und verrichten doͤrffte/ daher es ſelbſten endlich auf den 4. vorſchlag
kommet/ daß der caſus ſuppreſſis nominibus durch den Beicht-vater dem
Conſiſtorio proponiret/ und deſſen verguͤnſtigung erlanget wuͤrde/ die copu-
lation privatiſſime in zweyer dazu requirirten verſchwiegener zeugen gegen-
wart zu verrichten. Dabey wolte ich auch acquieſciren. 1. Weil wie wir
geſehen/ alle andere vorſchlaͤge nicht wol thunlich. 2. Zu hoffen/ es werde
das Conſiſtorium, auf gethane remonſtration der motiven/ ſonderlich davon
n. 6. meldung gethan/ und welche etwa ferner mit beygefuͤget werden koͤnten/
ſich zu einer ſolchen diſpenſation verſtehen/ womit niemand nichts abgehet/
hingegen dieſer leute gewiſſen und der kinder kuͤnfftiger fortun gerathen
wird. 3. Moͤchte auch dazu gethan werden/ daß die perſonen einiges ihrem
vermoͤgen gemaͤſſes in das Conſiſtorium an ſtatt entweder einer mulctæ oder
pro diſpenſatione ad pias cauſas zu geben/ angewieſen wuͤrden. 4. Wo auch
zu ſorgen waͤre/ daß da der Beicht-vater ſolches ſelbs vortragen laͤſſet/ einige
ſpur gegeben wuͤrde/ daß man auf die perſonen kommen koͤnte/ indem an einem
auch volckreichen ort derjenigen fremden eheleut nicht ſo viel ſeyn werden/ daß
nicht allaemach dieſelben zu erkundigen einer/ der zu forſchen curioͤs ſeyn wol-
te/ wege finden moͤchte: So waͤre mir dieſes expediens vorgekommen/ ob der
Beicht-vater mit deroſelben erlaubnuͤß einem andern Prediger ſolcher herr-
ſchafft
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