Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.SECTIO XVI. Q. 9. Ob eine schwehre todt-sünde/ heimlich begangen/ nothwen- dig seye/ dem Beicht-vater absonderlich gebeichtet zu werden? Oder/ obs genug/ GOTT dem HErrn alleine solche zu beken- nen und abzubitten? GOTT dem HErrn sind wir schuldig/ unsere sünden nicht nur allein ins- Wo wir aber von nothwendiger verbindung reden/ sehe ich nicht/ wie SECTIO XVII. Von dissolutione sponsalium. DAß ich auf das erste desselben an mich abgegebene und mir wol gelie- gen. J i i i
SECTIO XVI. Q. 9. Ob eine ſchwehre todt-ſuͤnde/ heimlich begangen/ nothwen- dig ſeye/ dem Beicht-vater abſonderlich gebeichtet zu werden? Oder/ obs genug/ GOTT dem HErrn alleine ſolche zu beken- nen und abzubitten? GOTT dem HErrn ſind wir ſchuldig/ unſere ſuͤnden nicht nur allein ins- Wo wir aber von nothwendiger verbindung reden/ ſehe ich nicht/ wie SECTIO XVII. Von diſſolutione ſponſalium. DAß ich auf das erſte deſſelben an mich abgegebene und mir wol gelie- gen. J i i i
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SECTIO XVI.
Q. 9. Ob eine ſchwehre todt-ſuͤnde/ heimlich begangen/ nothwen-
dig ſeye/ dem Beicht-vater abſonderlich gebeichtet zu werden?
Oder/ obs genug/ GOTT dem HErrn alleine ſolche zu beken-
nen und abzubitten?
GOTT dem HErrn ſind wir ſchuldig/ unſere ſuͤnden nicht nur allein ins-
gemein/ ſondern auch diejenige abſonderliche ſchwehre faͤlle/ die unſer ge-
wiſſen aͤngſtigen/ zu bekennen/ und bußfertig abzubitten. Sihe Pſalm. 32/
3. 4. 5. Was aber den Prediger anlangt/ wo derſelbige uns abſolviren ſoll/
muß er wiſſen/ daß wir auch bußfertig ſeyen/ das iſt/ unſere ſuͤnden erkennen
und bereuen/ welches er nicht anders her/ als aus der beicht und bekaͤntnuͤß/
haben kan. Jſt deßwegen freylich auch vor dem Prediger einige bekaͤntnuͤß
vonnoͤthen. Daß auch ein beicht-kind/ da es von ſeinem Beicht-vater/ uͤber
eine gewiſſe ſache und that/ die es begangen haben ſolle/ in GOttes nahmen
befragt wuͤrde/ ſchuldig ſeye/ GOTT die ehre zu geben/ und mit der beicht
frey herauszugehen/ iſt gantz richtig; alſo/ daß im gegenfall/ dasjenige/ was
alſo dem Beicht-vater/ was demſelbigen zu wiſſen noͤthig geweſen/ und er
nicht aus fuͤrwitz oder andern fleiſchlichen urſachen gefragt/ geleugnet wuͤrde/
nicht anders angeſehen werden koͤnte/ als waͤre es GOTT ſelbſten geleug-
net/ und wuͤrde alſo nicht verziehen. Spruͤch. Salomonis 28/ 13. So wuͤr-
de auch billich denenjenigen/ welche einig ſchwehres anligen auf ihrem hertzen
haben/ das ſie trucket/ gerathen/ daß ſie ſolches ihrem Beicht-vater entdecken
moͤgen/ welcher eins theils ihnen mit ſo viel beſſerem troſt und rath an handen
gehen; als auch andern theils folgends ſo viel ſorgfaͤltiger auf ſie acht geben/
und fuͤr ihre ſeele wachen kan. Wie deßwegen auch unſer ſeliger Lutherus
in den Catechiſmum dieſes geſetzt/ ſolche ſuͤnden abſonderlich zu beichten.
Wo wir aber von nothwendiger verbindung reden/ ſehe ich nicht/ wie
wir jemanden bloſſerdings dahin verbinden koͤnten/ eine ſuͤnde/ davon dem
Beicht-vater allerdings nichts wiſſend/ und von dero man nicht gefragt
wird/ zu beichten. Judem wir hievon in der ſchrifft keinen austruͤcklichen
befehl nicht haben/ auſſer welchem aber ich niemanden einige laſt auffzulegen/
mich unternehmen darff.
SECTIO XVII.
Von diſſolutione ſponſalium.
DAß ich auf das erſte deſſelben an mich abgegebene und mir wol gelie-
ferte nicht baͤlder geantwortet/ will ich nicht nur meinen geſchaͤfften zu-
ſchreiben/ ſondern leugne nicht/ daß auch mit fleiß eine weile geſchwie-
gen.
J i i i
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