Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

Das fünffte Capitel.
Christenthums ausgeschüttet/ ich nichts zu ändern oder hinzu zusetzen
weiß. Vielmehr unsern allerliebsten Heyland demüthig anflehe/ daß
er solches sowol ferner noch in seinem hertzen versiegeln/ als auch eben
solche erkäntnüß/ in allen seelen wircken wolle/ die ihr heyl sonst in anderer
unrechter ordnung suchen. Findet sich aber jene erkäntnüß recht lebendig
in uns/ so dörffen wir nicht mehr mit zwang auff die praxin treiben/ son-
dern dieselbige wächset herrlich hervor/ aus der so gesegneten wurtzel.
Und das ist alsdann der so grosse unterscheid/ unter den wercken des blossen
gesetzes/ und die in dem geist der knechtschafft geschehen/ und unter dem
kindlichen gehorsam/ wo die von dem gesetz erforderte aus glauben in liebe
geleistet werden. Welchen unterscheid wo wir recht erkennen/ ein gewis-
ses zeugnüß ist/ daß wir durch göttliche gnade weit gekommen seynd. Jch
will aber demselben nicht mit allzuvieler weitleufftigkeit beschwehrlich fallen/
als der ohne daß meines unterrichts nicht bedarf/ sondern aus dem wort des
lebens und von den theuren männern Gottes in heiliger schrifft alles nöthige
zu lernen sich gewehnet/ so dann mehrere Christliche freunde umb sich hat/
derer unterweisung und handleitung/ so er einiger bedürff-
tig ist/ ihm täglich nach verlangen ge-
deyen kan. 1681.

SE-

Das fuͤnffte Capitel.
Chriſtenthums ausgeſchuͤttet/ ich nichts zu aͤndern oder hinzu zuſetzen
weiß. Vielmehr unſern allerliebſten Heyland demuͤthig anflehe/ daß
er ſolches ſowol ferner noch in ſeinem hertzen verſiegeln/ als auch eben
ſolche erkaͤntnuͤß/ in allen ſeelen wircken wolle/ die ihr heyl ſonſt in anderer
unrechter ordnung ſuchen. Findet ſich aber jene erkaͤntnuͤß recht lebendig
in uns/ ſo doͤrffen wir nicht mehr mit zwang auff die praxin treiben/ ſon-
dern dieſelbige waͤchſet herrlich hervor/ aus der ſo geſegneten wurtzel.
Und das iſt alsdann der ſo groſſe unterſcheid/ unter den wercken des bloſſen
geſetzes/ und die in dem geiſt der knechtſchafft geſchehen/ und unter dem
kindlichen gehorſam/ wo die von dem geſetz erforderte aus glauben in liebe
geleiſtet werden. Welchen unterſcheid wo wir recht erkennen/ ein gewiſ-
ſes zeugnuͤß iſt/ daß wir durch goͤttliche gnade weit gekommen ſeynd. Jch
will aber demſelben nicht mit allzuvieler weitleufftigkeit beſchwehrlich fallen/
als der ohne daß meines unterrichts nicht bedarf/ ſondern aus dem wort des
lebens und von den theuren maͤnnern Gottes in heiliger ſchrifft alles noͤthige
zu lernen ſich gewehnet/ ſo dann mehrere Chriſtliche freunde umb ſich hat/
derer unterweiſung und handleitung/ ſo er einiger beduͤrff-
tig iſt/ ihm taͤglich nach verlangen ge-
deyen kan. 1681.

SE-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0696" n="688"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das fu&#x0364;nffte Capitel.</hi></fw><lb/>
Chri&#x017F;tenthums ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet/ ich nichts zu a&#x0364;ndern oder hinzu zu&#x017F;etzen<lb/>
weiß. Vielmehr un&#x017F;ern allerlieb&#x017F;ten Heyland demu&#x0364;thig anflehe/ daß<lb/>
er &#x017F;olches &#x017F;owol ferner noch in &#x017F;einem hertzen ver&#x017F;iegeln/ als auch eben<lb/>
&#x017F;olche erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß/ in allen &#x017F;eelen wircken wolle/ die ihr heyl &#x017F;on&#x017F;t in anderer<lb/>
unrechter ordnung &#x017F;uchen. Findet &#x017F;ich aber jene erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß recht lebendig<lb/>
in uns/ &#x017F;o do&#x0364;rffen wir nicht mehr mit zwang auff die <hi rendition="#aq">praxin</hi> treiben/ &#x017F;on-<lb/>
dern die&#x017F;elbige wa&#x0364;ch&#x017F;et herrlich hervor/ aus der &#x017F;o ge&#x017F;egneten wurtzel.<lb/>
Und das i&#x017F;t alsdann der &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e unter&#x017F;cheid/ unter den wercken des blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ge&#x017F;etzes/ und die in dem gei&#x017F;t der knecht&#x017F;chafft ge&#x017F;chehen/ und unter dem<lb/>
kindlichen gehor&#x017F;am/ wo die von dem ge&#x017F;etz erforderte aus glauben in liebe<lb/>
gelei&#x017F;tet werden. Welchen unter&#x017F;cheid wo wir recht erkennen/ ein gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es zeugnu&#x0364;ß i&#x017F;t/ daß wir durch go&#x0364;ttliche gnade weit gekommen &#x017F;eynd. Jch<lb/>
will aber dem&#x017F;elben nicht mit allzuvieler weitleufftigkeit be&#x017F;chwehrlich fallen/<lb/>
als der ohne daß meines unterrichts nicht bedarf/ &#x017F;ondern aus dem wort des<lb/>
lebens und von den theuren ma&#x0364;nnern Gottes in heiliger &#x017F;chrifft alles no&#x0364;thige<lb/>
zu lernen &#x017F;ich gewehnet/ &#x017F;o dann mehrere Chri&#x017F;tliche freunde umb &#x017F;ich hat/<lb/><hi rendition="#c">derer unterwei&#x017F;ung und handleitung/ &#x017F;o er einiger bedu&#x0364;rff-<lb/>
tig i&#x017F;t/ ihm ta&#x0364;glich nach verlangen ge-<lb/>
deyen kan. 1681.</hi></p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">SE-</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[688/0696] Das fuͤnffte Capitel. Chriſtenthums ausgeſchuͤttet/ ich nichts zu aͤndern oder hinzu zuſetzen weiß. Vielmehr unſern allerliebſten Heyland demuͤthig anflehe/ daß er ſolches ſowol ferner noch in ſeinem hertzen verſiegeln/ als auch eben ſolche erkaͤntnuͤß/ in allen ſeelen wircken wolle/ die ihr heyl ſonſt in anderer unrechter ordnung ſuchen. Findet ſich aber jene erkaͤntnuͤß recht lebendig in uns/ ſo doͤrffen wir nicht mehr mit zwang auff die praxin treiben/ ſon- dern dieſelbige waͤchſet herrlich hervor/ aus der ſo geſegneten wurtzel. Und das iſt alsdann der ſo groſſe unterſcheid/ unter den wercken des bloſſen geſetzes/ und die in dem geiſt der knechtſchafft geſchehen/ und unter dem kindlichen gehorſam/ wo die von dem geſetz erforderte aus glauben in liebe geleiſtet werden. Welchen unterſcheid wo wir recht erkennen/ ein gewiſ- ſes zeugnuͤß iſt/ daß wir durch goͤttliche gnade weit gekommen ſeynd. Jch will aber demſelben nicht mit allzuvieler weitleufftigkeit beſchwehrlich fallen/ als der ohne daß meines unterrichts nicht bedarf/ ſondern aus dem wort des lebens und von den theuren maͤnnern Gottes in heiliger ſchrifft alles noͤthige zu lernen ſich gewehnet/ ſo dann mehrere Chriſtliche freunde umb ſich hat/ derer unterweiſung und handleitung/ ſo er einiger beduͤrff- tig iſt/ ihm taͤglich nach verlangen ge- deyen kan. 1681. SE-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/696
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/696>, abgerufen am 22.11.2024.