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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECT. XXXI.
auch Herr D. N. so Director Consistorii ein bekantlich gottfeliger Jurist. Der
HERR lasse ihr land/ wie es sonsten in dem leiblichen vor andern so reichlich ge-
segnet ist/ auch mehr und mehr ersüllet werden mit geistlichen seegen/ daß ihr liecht
auch andern hinkünfftig leuchte. 21. Maj. 1678.

SECTIO XXXI.

Wegen D. Strauchens in Dantzig.

DEn bericht der gantzen sache sonderlich aber was nach Herrn D. Strauchen
und sonderlich in des Königs praesenten vorgegangen/ ist mir zu erfahren
viel lieber gewesen/ als hertzlich offt verlangt habe/ einen gewissen grund der
sachen zu haben. Jndem ich nichts als was die öffentliche zeitungen in genera-
libus
und offtmahls ohne grund mitbrachten/ davon erfuhr. Nun aber habe den
rechten grund/ aber also erfahren/ daß ich den zustand der lieben statt nur allzuer-
bärmlich erkenne/ den jeglicher gottseliger billich zu bejammern hat. Jch habe al-
lezeit einen sehr traurigen ausgang der sachen in consideration aller umstän de/
und der gemüther besorget/ aber solche extremitäten fast nicht wohl eingebildet/ daß
es dahin kommen würde/ daß der gantze Magistrat in so grosse gefahr und fast
verlust aller seiner authorität gerathen müste. Jedoch ist die allgemeine versiche-
rung der gefährlichen folgen die ursach gewesen/ die uns zu der gleichen consilio
vor deme bewogen/ daß lieber vorher etwas von der sonsten den obern ordinibus
gehöriger authorität nachgelassen zu werden gesehen/ daß also mit willen gewichen
werde/ eher man in gefahr kommen/ folglich mit so viel mehr schmählerung oder
gäntzlicher auffhebung der authorität alles nach anderer willen geschehen zu lassen.
Der HErr wende alles besorgende unglück durch seine kräfftige gnade ab/ und zei-
ge/ daß er alsdann nicht nur helffen könne/ wo es am desperatesten scheinet/ son-
dern daß er offt seine hülffe dahin versparet/ auff daß sie alsdann auch ihm allein mit
gehörigem danck und preiß zu geeignet werde. Ob die nun mehrige loßmachung
Herrn D. Strauchen und also wiederkunfft nach Dantzig etwas zu sopirung der
unruh contribuiren/ oder die sache gefährlicher machen werde/ bin ich nicht klug
gnug zu ersinnen. Wie ich aber jenes hertzlich wündsche/ also will ichs auch am
liebsten hoffen: um so vielmehr/ weil etwa durch diese langwierige gefängnüß
Herr D. Strauch mögte zu so viel mehr einkehr in sich selbst/ und also der selbst
erkäntnüß gekommen/ hingegen die allzugrosse fiducia seiner selbst mercklich gebro-
chen seyn worden. Jn welchem fall die übrige unverneinliche in ihn gelegte gute
göttliche gaben hinkünfftig so viel nützlicher zu GOttes ehren mögen angewendet
werden/ nachdem sie von jenem affectu, da man sich in sich selbst etwa zu viel ver-
liebet/ verunreiniget gemacht/ und ihre nutzbarbarkeit sehr gemindert woeden. Ach
wie ist göttliche providenz so weise in allem/ welche durch harte und schwere trüb-

salen
Hh 3

ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECT. XXXI.
auch Herr D. N. ſo Director Conſiſtorii ein bekantlich gottfeliger Juriſt. Der
HERR laſſe ihr land/ wie es ſonſten in dem leiblichen vor andern ſo reichlich ge-
ſegnet iſt/ auch mehr und mehr erſuͤllet werden mit geiſtlichen ſeegen/ daß ihr liecht
auch andern hinkuͤnfftig leuchte. 21. Maj. 1678.

SECTIO XXXI.

Wegen D. Strauchens in Dantzig.

DEn bericht der gantzen ſache ſonderlich aber was nach Herrn D. Strauchen
und ſonderlich in des Koͤnigs præſenten vorgegangen/ iſt mir zu erfahren
viel lieber geweſen/ als hertzlich offt verlangt habe/ einen gewiſſen grund der
ſachen zu haben. Jndem ich nichts als was die oͤffentliche zeitungen in genera-
libus
und offtmahls ohne grund mitbrachten/ davon erfuhr. Nun aber habe den
rechten grund/ aber alſo erfahren/ daß ich den zuſtand der lieben ſtatt nur allzuer-
baͤrmlich erkenne/ den jeglicher gottſeliger billich zu bejammern hat. Jch habe al-
lezeit einen ſehr traurigen ausgang der ſachen in conſideration aller umſtaͤn de/
und der gemuͤther beſorget/ aber ſolche extremitaͤten faſt nicht wohl eingebildet/ daß
es dahin kommen wuͤrde/ daß der gantze Magiſtrat in ſo groſſe gefahr und faſt
verluſt aller ſeiner authoritaͤt gerathen muͤſte. Jedoch iſt die allgemeine verſiche-
rung der gefaͤhrlichen folgen die urſach geweſen/ die uns zu der gleichen conſilio
vor deme bewogen/ daß lieber vorher etwas von der ſonſten den obern ordinibus
gehoͤriger authoritaͤt nachgelaſſen zu werden geſehen/ daß alſo mit willen gewichen
werde/ eher man in gefahr kommen/ folglich mit ſo viel mehr ſchmaͤhlerung oder
gaͤntzlicher auffhebung der authoritaͤt alles nach anderer willen geſchehen zu laſſen.
Der HErr wende alles beſorgende ungluͤck durch ſeine kraͤfftige gnade ab/ und zei-
ge/ daß er alsdann nicht nur helffen koͤnne/ wo es am deſperateſten ſcheinet/ ſon-
dern daß er offt ſeine huͤlffe dahin verſparet/ auff daß ſie alsdann auch ihm allein mit
gehoͤrigem danck und preiß zu geeignet werde. Ob die nun mehrige loßmachung
Herrn D. Strauchen und alſo wiederkunfft nach Dantzig etwas zu ſopirung der
unruh contribuiren/ oder die ſache gefaͤhrlicher machen werde/ bin ich nicht klug
gnug zu erſinnen. Wie ich aber jenes hertzlich wuͤndſche/ alſo will ichs auch am
liebſten hoffen: um ſo vielmehr/ weil etwa durch dieſe langwierige gefaͤngnuͤß
Herr D. Strauch moͤgte zu ſo viel mehr einkehr in ſich ſelbſt/ und alſo der ſelbſt
erkaͤntnuͤß gekommen/ hingegen die allzugroſſe fiducia ſeiner ſelbſt mercklich gebro-
chen ſeyn worden. Jn welchem fall die uͤbrige unverneinliche in ihn gelegte gute
goͤttliche gaben hinkuͤnfftig ſo viel nuͤtzlicher zu GOttes ehren moͤgen angewendet
werden/ nachdem ſie von jenem affectu, da man ſich in ſich ſelbſt etwa zu viel ver-
liebet/ verunreiniget gemacht/ und ihre nutzbarbarkeit ſehr gemindert woeden. Ach
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[243[245]/0263] ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECT. XXXI. auch Herr D. N. ſo Director Conſiſtorii ein bekantlich gottfeliger Juriſt. Der HERR laſſe ihr land/ wie es ſonſten in dem leiblichen vor andern ſo reichlich ge- ſegnet iſt/ auch mehr und mehr erſuͤllet werden mit geiſtlichen ſeegen/ daß ihr liecht auch andern hinkuͤnfftig leuchte. 21. Maj. 1678. SECTIO XXXI. Wegen D. Strauchens in Dantzig. DEn bericht der gantzen ſache ſonderlich aber was nach Herrn D. Strauchen und ſonderlich in des Koͤnigs præſenten vorgegangen/ iſt mir zu erfahren viel lieber geweſen/ als hertzlich offt verlangt habe/ einen gewiſſen grund der ſachen zu haben. Jndem ich nichts als was die oͤffentliche zeitungen in genera- libus und offtmahls ohne grund mitbrachten/ davon erfuhr. Nun aber habe den rechten grund/ aber alſo erfahren/ daß ich den zuſtand der lieben ſtatt nur allzuer- baͤrmlich erkenne/ den jeglicher gottſeliger billich zu bejammern hat. Jch habe al- lezeit einen ſehr traurigen ausgang der ſachen in conſideration aller umſtaͤn de/ und der gemuͤther beſorget/ aber ſolche extremitaͤten faſt nicht wohl eingebildet/ daß es dahin kommen wuͤrde/ daß der gantze Magiſtrat in ſo groſſe gefahr und faſt verluſt aller ſeiner authoritaͤt gerathen muͤſte. Jedoch iſt die allgemeine verſiche- rung der gefaͤhrlichen folgen die urſach geweſen/ die uns zu der gleichen conſilio vor deme bewogen/ daß lieber vorher etwas von der ſonſten den obern ordinibus gehoͤriger authoritaͤt nachgelaſſen zu werden geſehen/ daß alſo mit willen gewichen werde/ eher man in gefahr kommen/ folglich mit ſo viel mehr ſchmaͤhlerung oder gaͤntzlicher auffhebung der authoritaͤt alles nach anderer willen geſchehen zu laſſen. Der HErr wende alles beſorgende ungluͤck durch ſeine kraͤfftige gnade ab/ und zei- ge/ daß er alsdann nicht nur helffen koͤnne/ wo es am deſperateſten ſcheinet/ ſon- dern daß er offt ſeine huͤlffe dahin verſparet/ auff daß ſie alsdann auch ihm allein mit gehoͤrigem danck und preiß zu geeignet werde. Ob die nun mehrige loßmachung Herrn D. Strauchen und alſo wiederkunfft nach Dantzig etwas zu ſopirung der unruh contribuiren/ oder die ſache gefaͤhrlicher machen werde/ bin ich nicht klug gnug zu erſinnen. Wie ich aber jenes hertzlich wuͤndſche/ alſo will ichs auch am liebſten hoffen: um ſo vielmehr/ weil etwa durch dieſe langwierige gefaͤngnuͤß Herr D. Strauch moͤgte zu ſo viel mehr einkehr in ſich ſelbſt/ und alſo der ſelbſt erkaͤntnuͤß gekommen/ hingegen die allzugroſſe fiducia ſeiner ſelbſt mercklich gebro- chen ſeyn worden. Jn welchem fall die uͤbrige unverneinliche in ihn gelegte gute goͤttliche gaben hinkuͤnfftig ſo viel nuͤtzlicher zu GOttes ehren moͤgen angewendet werden/ nachdem ſie von jenem affectu, da man ſich in ſich ſelbſt etwa zu viel ver- liebet/ verunreiniget gemacht/ und ihre nutzbarbarkeit ſehr gemindert woeden. Ach wie iſt goͤttliche providenz ſo weiſe in allem/ welche durch harte und ſchwere truͤb- ſalen Hh 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 243[245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/263>, abgerufen am 22.11.2024.