Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. und heilige hand seines GOttes/ wartende/ was deren befehl u. fügung inskünfftigüber ihn seyn/ u. was er ihm vor einen platz/ da er ihm diene/ assigniren wolle. Er ist jetzt einige wochen bey mir hier/ und segnet GOtt seine anwesenheit zu stärckung un- ter einander. War mir also viel lieber/ das meines geliebten bruders Vetter Herr N. nechst hierher gekommen/ eben als er auch schon da ware/ da wir an ihm und seinen gespräch hertzlich vergnügen gehabt/ hingegen ich auch nicht zweiffle/ daß er an Horben sehr vergnügt wird worden seyn/ war mir nur leid/ daß die zeit allzu eng gespannet gewesen/ in dem er so bald solgenden tags/ da wir abends nur einige stund mit einander reden konten/ verreisen solte. Hoffe aber die angefangene freundschafft solle auch in abwesen continuiret werden. Jch habe in ihm ein recht- schaffen fundament einer wahren Theologiae angetroffen und erkant/ daher auch mich versichert halte/ er seye also durch göttliche gnade gegründet/ daß etwa die sonsten leider auff Universitäten schwebende ärgernüsse/ deren viele nicht ärger- nüsse scheinen zu seyn/ sondern gelobet werden/ von der rechten bahn ihn nicht wer- den abwenden/ noch der arge ihn überwinden. Der HERR seye mit seinem hei- ligen guten Geist sein lehrer/ führer und treiber. Daß die außführung der frag von den fundamentalibus wol beliebet/ ist mir auch hertzlich lieb/ so dann auch daß solche mit solcher vorsichtigkeit tractiret werde/ nicht jederman zuweisen. Wie ich mir nicht lasse zu wider seyn/ daß sie vertrauten gottseligen gemüthern/ nach dem mans entzlich findt/ gewiesen werde. Derselben gutachten davon zu wissen/ doch lieber ohne als mit meinem nahmen. Die sache hoffe ich seye/ wie bey mir gewiß/ also andern und rechtschaffenen gemüthern leicht beygebracht/ welche nicht mit praeconceptis sich einehmen lassen. Doch möchte eine zeit auch kom- men/ da noch mehrere vorbereitung dergleichen warheiten freyer dörfften bekandt werden. Was sonsten meine arbeit anlangt/ so ist unter der presse eine Postill von dem vorigen 1677. jahr-gang/ da der eingang allemahl ein capitel oder theil der- selben aus den epist. Pauli an die Römer und Corinther genommen ist. Darin erst- lich die explicatio literalis und was zur glaubens-lehr dienlich/ nachmahls die nothwendigkeit und müglichkeit des thätlichen Christenthums/ letzlich die nöthigste lebens-reguln gesetzet werden/ nach dem das capitel zu allem solchem gelegenheit gegeben: auff dieses wird aus dem Evangelio ein oder zwey vers wie mir dieselbe in solchem jahr in der ordnung vorgekommen/ erklähret/ und letzlich eine wichtige hauptlehr daraus gezogen/ und so bald ein spruch Neues Testaments in dem diesel- be enthalten/ nicht nur angeführet/ sondern/ als viel geschehen kan/ mit erklähret. Wie solches dessen jahrs methodus gewesen/ und durch göttliche gnade nicht we- nig erbauliche materien vorgekommen sind. Damit aber denjenigen auch an die hand gegangen werde/ welche des gantzen Evangelii erklährung kürtzlich ver- langen/ so wird allemahl noch beygefüget/ eine solche sondere erklährung von vers zu
Das ſechſte Capitel. und heilige hand ſeines GOttes/ wartende/ was deren befehl u. fuͤgung inskuͤnfftiguͤber ihn ſeyn/ u. was er ihm vor einen platz/ da er ihm diene/ asſigniren wolle. Er iſt jetzt einige wochen bey mir hier/ und ſegnet GOtt ſeine anweſenheit zu ſtaͤrckung un- ter einander. War mir alſo viel lieber/ das meines geliebten bruders Vetter Herr N. nechſt hierher gekommen/ eben als er auch ſchon da ware/ da wir an ihm und ſeinen geſpraͤch hertzlich vergnuͤgen gehabt/ hingegen ich auch nicht zweiffle/ daß er an Horben ſehr vergnuͤgt wird worden ſeyn/ war mir nur leid/ daß die zeit allzu eng geſpannet geweſen/ in dem er ſo bald ſolgenden tags/ da wir abends nur einige ſtund mit einander reden konten/ verreiſen ſolte. Hoffe aber die angefangene freundſchafft ſolle auch in abweſen continuiret werden. Jch habe in ihm ein recht- ſchaffen fundament einer wahren Theologiæ angetroffen und erkant/ daher auch mich verſichert halte/ er ſeye alſo durch goͤttliche gnade gegruͤndet/ daß etwa die ſonſten leider auff Univerſitaͤten ſchwebende aͤrgernuͤſſe/ deren viele nicht aͤrger- nuͤſſe ſcheinen zu ſeyn/ ſondern gelobet werden/ von der rechten bahn ihn nicht wer- den abwenden/ noch der arge ihn uͤberwinden. Der HERR ſeye mit ſeinem hei- ligen guten Geiſt ſein lehrer/ fuͤhrer und treiber. Daß die außfuͤhrung der frag von den fundamentalibus wol beliebet/ iſt mir auch hertzlich lieb/ ſo dann auch daß ſolche mit ſolcher vorſichtigkeit tractiret werde/ nicht jederman zuweiſen. Wie ich mir nicht laſſe zu wider ſeyn/ daß ſie vertrauten gottſeligen gemuͤthern/ nach dem mans entzlich findt/ gewieſen werde. Derſelben gutachten davon zu wiſſen/ doch lieber ohne als mit meinem nahmen. Die ſache hoffe ich ſeye/ wie bey mir gewiß/ alſo andern und rechtſchaffenen gemuͤthern leicht beygebracht/ welche nicht mit præconceptis ſich einehmen laſſen. Doch moͤchte eine zeit auch kom- men/ da noch mehrere vorbereitung dergleichen warheiten freyer doͤrfften bekandt werden. Was ſonſten meine arbeit anlangt/ ſo iſt unter der preſſe eine Poſtill von dem vorigen 1677. jahr-gang/ da der eingang allemahl ein capitel oder theil der- ſelben aus den epiſt. Pauli an die Roͤmer und Corinther genom̃en iſt. Darin erſt- lich die explicatio literalis und was zur glaubens-lehr dienlich/ nachmahls die nothwendigkeit und muͤglichkeit des thaͤtlichen Chriſtenthums/ letzlich die noͤthigſte lebens-reguln geſetzet werden/ nach dem das capitel zu allem ſolchem gelegenheit gegeben: auff dieſes wird aus dem Evangelio ein oder zwey vers wie mir dieſelbe in ſolchem jahr in der ordnung vorgekommen/ erklaͤhret/ und letzlich eine wichtige hauptlehr daraus gezogen/ und ſo bald ein ſpruch Neues Teſtaments in dem dieſel- be enthalten/ nicht nur angefuͤhret/ ſondern/ als viel geſchehen kan/ mit erklaͤhret. Wie ſolches deſſen jahrs methodus geweſen/ und durch goͤttliche gnade nicht we- nig erbauliche materien vorgekommen ſind. Damit aber denjenigen auch an die hand gegangen werde/ welche des gantzen Evangelii erklaͤhrung kuͤrtzlich ver- langen/ ſo wird allemahl noch beygefuͤget/ eine ſolche ſondere erklaͤhrung von vers zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0274" n="254[256]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ſechſte Capitel.</hi></fw><lb/> und heilige hand ſeines GOttes/ wartende/ was deren befehl u. fuͤgung inskuͤnfftig<lb/> uͤber ihn ſeyn/ u. was er ihm vor einen platz/ da er ihm diene/ <hi rendition="#aq">asſigniren</hi> wolle. Er iſt<lb/> jetzt einige wochen bey mir hier/ und ſegnet GOtt ſeine anweſenheit zu ſtaͤrckung un-<lb/> ter einander. War mir alſo viel lieber/ das meines geliebten bruders Vetter Herr<lb/> N. nechſt hierher gekommen/ eben als er auch ſchon da ware/ da wir an ihm und<lb/> ſeinen geſpraͤch hertzlich vergnuͤgen gehabt/ hingegen ich auch nicht zweiffle/ daß er<lb/> an Horben ſehr vergnuͤgt wird worden ſeyn/ war mir nur leid/ daß die zeit allzu<lb/> eng geſpannet geweſen/ in dem er ſo bald ſolgenden tags/ da wir abends nur einige<lb/> ſtund mit einander reden konten/ verreiſen ſolte. Hoffe aber die angefangene<lb/> freundſchafft ſolle auch in abweſen <hi rendition="#aq">continuiret</hi> werden. Jch habe in ihm ein recht-<lb/> ſchaffen <hi rendition="#aq">fundament</hi> einer wahren <hi rendition="#aq">Theologiæ</hi> angetroffen und erkant/ daher<lb/> auch mich verſichert halte/ er ſeye alſo durch goͤttliche gnade gegruͤndet/ daß etwa die<lb/> ſonſten leider auff <hi rendition="#aq">Univerſit</hi>aͤten ſchwebende aͤrgernuͤſſe/ deren viele nicht aͤrger-<lb/> nuͤſſe ſcheinen zu ſeyn/ ſondern gelobet werden/ von der rechten bahn ihn nicht wer-<lb/> den abwenden/ noch der arge ihn uͤberwinden. Der HERR ſeye mit ſeinem hei-<lb/> ligen guten Geiſt ſein lehrer/ fuͤhrer und treiber. Daß die außfuͤhrung der frag<lb/> von den <hi rendition="#aq">fundamentalibus</hi> wol beliebet/ iſt mir auch hertzlich lieb/ ſo dann auch<lb/> daß ſolche mit ſolcher vorſichtigkeit <hi rendition="#aq">tractiret</hi> werde/ nicht jederman zuweiſen. Wie<lb/> ich mir nicht laſſe zu wider ſeyn/ daß ſie vertrauten gottſeligen gemuͤthern/ nach<lb/> dem mans entzlich findt/ gewieſen werde. Derſelben gutachten davon zu wiſſen/<lb/> doch lieber ohne als mit meinem nahmen. Die ſache hoffe ich ſeye/ wie bey mir<lb/> gewiß/ alſo andern und rechtſchaffenen gemuͤthern leicht beygebracht/ welche<lb/> nicht mit <hi rendition="#aq">præconceptis</hi> ſich einehmen laſſen. Doch moͤchte eine zeit auch kom-<lb/> men/ da noch mehrere vorbereitung dergleichen warheiten freyer doͤrfften bekandt<lb/> werden. Was ſonſten meine arbeit anlangt/ ſo iſt unter der preſſe eine Poſtill<lb/> von dem vorigen 1677. jahr-gang/ da der eingang allemahl ein capitel oder theil der-<lb/> ſelben aus den epiſt. Pauli an die Roͤmer und Corinther genom̃en iſt. Darin erſt-<lb/> lich die <hi rendition="#aq">explicatio literalis</hi> und was zur glaubens-lehr dienlich/ nachmahls die<lb/> nothwendigkeit und muͤglichkeit des thaͤtlichen Chriſtenthums/ letzlich die noͤthigſte<lb/> lebens-reguln geſetzet werden/ nach dem das capitel zu allem ſolchem gelegenheit<lb/> gegeben: auff dieſes wird aus dem Evangelio ein oder zwey vers wie mir dieſelbe<lb/> in ſolchem jahr in der ordnung vorgekommen/ erklaͤhret/ und letzlich eine wichtige<lb/> hauptlehr daraus gezogen/ und ſo bald ein ſpruch Neues Teſtaments in dem dieſel-<lb/> be enthalten/ nicht nur angefuͤhret/ ſondern/ als viel geſchehen kan/ mit erklaͤhret.<lb/> Wie ſolches deſſen jahrs <hi rendition="#aq">methodus</hi> geweſen/ und durch goͤttliche gnade nicht we-<lb/> nig erbauliche <hi rendition="#aq">materien</hi> vorgekommen ſind. Damit aber denjenigen auch an<lb/> die hand gegangen werde/ welche des gantzen Evangelii erklaͤhrung kuͤrtzlich ver-<lb/> langen/ ſo wird allemahl noch beygefuͤget/ eine ſolche ſondere erklaͤhrung von vers<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254[256]/0274]
Das ſechſte Capitel.
und heilige hand ſeines GOttes/ wartende/ was deren befehl u. fuͤgung inskuͤnfftig
uͤber ihn ſeyn/ u. was er ihm vor einen platz/ da er ihm diene/ asſigniren wolle. Er iſt
jetzt einige wochen bey mir hier/ und ſegnet GOtt ſeine anweſenheit zu ſtaͤrckung un-
ter einander. War mir alſo viel lieber/ das meines geliebten bruders Vetter Herr
N. nechſt hierher gekommen/ eben als er auch ſchon da ware/ da wir an ihm und
ſeinen geſpraͤch hertzlich vergnuͤgen gehabt/ hingegen ich auch nicht zweiffle/ daß er
an Horben ſehr vergnuͤgt wird worden ſeyn/ war mir nur leid/ daß die zeit allzu
eng geſpannet geweſen/ in dem er ſo bald ſolgenden tags/ da wir abends nur einige
ſtund mit einander reden konten/ verreiſen ſolte. Hoffe aber die angefangene
freundſchafft ſolle auch in abweſen continuiret werden. Jch habe in ihm ein recht-
ſchaffen fundament einer wahren Theologiæ angetroffen und erkant/ daher
auch mich verſichert halte/ er ſeye alſo durch goͤttliche gnade gegruͤndet/ daß etwa die
ſonſten leider auff Univerſitaͤten ſchwebende aͤrgernuͤſſe/ deren viele nicht aͤrger-
nuͤſſe ſcheinen zu ſeyn/ ſondern gelobet werden/ von der rechten bahn ihn nicht wer-
den abwenden/ noch der arge ihn uͤberwinden. Der HERR ſeye mit ſeinem hei-
ligen guten Geiſt ſein lehrer/ fuͤhrer und treiber. Daß die außfuͤhrung der frag
von den fundamentalibus wol beliebet/ iſt mir auch hertzlich lieb/ ſo dann auch
daß ſolche mit ſolcher vorſichtigkeit tractiret werde/ nicht jederman zuweiſen. Wie
ich mir nicht laſſe zu wider ſeyn/ daß ſie vertrauten gottſeligen gemuͤthern/ nach
dem mans entzlich findt/ gewieſen werde. Derſelben gutachten davon zu wiſſen/
doch lieber ohne als mit meinem nahmen. Die ſache hoffe ich ſeye/ wie bey mir
gewiß/ alſo andern und rechtſchaffenen gemuͤthern leicht beygebracht/ welche
nicht mit præconceptis ſich einehmen laſſen. Doch moͤchte eine zeit auch kom-
men/ da noch mehrere vorbereitung dergleichen warheiten freyer doͤrfften bekandt
werden. Was ſonſten meine arbeit anlangt/ ſo iſt unter der preſſe eine Poſtill
von dem vorigen 1677. jahr-gang/ da der eingang allemahl ein capitel oder theil der-
ſelben aus den epiſt. Pauli an die Roͤmer und Corinther genom̃en iſt. Darin erſt-
lich die explicatio literalis und was zur glaubens-lehr dienlich/ nachmahls die
nothwendigkeit und muͤglichkeit des thaͤtlichen Chriſtenthums/ letzlich die noͤthigſte
lebens-reguln geſetzet werden/ nach dem das capitel zu allem ſolchem gelegenheit
gegeben: auff dieſes wird aus dem Evangelio ein oder zwey vers wie mir dieſelbe
in ſolchem jahr in der ordnung vorgekommen/ erklaͤhret/ und letzlich eine wichtige
hauptlehr daraus gezogen/ und ſo bald ein ſpruch Neues Teſtaments in dem dieſel-
be enthalten/ nicht nur angefuͤhret/ ſondern/ als viel geſchehen kan/ mit erklaͤhret.
Wie ſolches deſſen jahrs methodus geweſen/ und durch goͤttliche gnade nicht we-
nig erbauliche materien vorgekommen ſind. Damit aber denjenigen auch an
die hand gegangen werde/ welche des gantzen Evangelii erklaͤhrung kuͤrtzlich ver-
langen/ ſo wird allemahl noch beygefuͤget/ eine ſolche ſondere erklaͤhrung von vers
zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |