Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. gen darff/ man zeige dann auch/ daß andere menschen solcher warheit beygepflichtet.Tanquam Sp. S. humana egeret confirmatione) genugsam bekräfftiget. Sonderlich was die eine de Judaeorum conversione anlangt/ daß sie nicht viel weniger als catholica sententia allezeit gewesen/ und nun von einiger zeit her an- gefangen in abgang zu kommen. Stehen nun solche beyde hypotheses, so wird noch viel folgen/ das vielleicht viele der jenigen noch nicht vorgesehen/ welche son- sten vor dieselbe gestanden. Coccejum bekenne ich noch nicht gelesen zu haben: ob ihn wol auff die bibliothec geschafft/ will aber sehen/ daß ich darzu die zeit finde/ dann ich aestimire den man in andern seinen scriptis hoch. Was aber anlangt die 7. brieffe voran in der offenbahrung/ weiß ich davon fast weniger als von einem stück des gantzen buchs zu sagen. Jch verwerffe die application derselben auff die periodos der kirchen nicht/ aber ich habe doch dessen keine rechte versicherung. So fasse ich meines liebsten bruders meinung nicht/ was er meine/ da die 7. perio- di auch in den 7. siegeln und 7. posaunen vorgestellet werden: Ob nemlich dersel- be alle solche septenarios vor synchronos halte. Wo ich bekennen muß/ daß ich solches nicht darvor halten könte/ sondern nichts anders achte/ als daß die posaunen auff das sibende siegel gehören. Wie hingegen auch die 7. schaglen in die sechste posaun meiner meinung nach fallen. Jst ihnen Peganii tractätlein in apoca- lypsin bekant/ welches zimlichen theils aus Josepho Medo genommen/ aber sehr viel solides in sich fasset: Hier ist auch ein MS. commentarius eines neulich verstor- benen autoris Grellotii gewesenen Reformirten Predigers so zimlich groß/ und al- so sich noch kein verleger darzu finden wollen. Es ist grosse erudition darinnen/ und erklährt er die figuras apocalypticas mit einer sonderbahren dexteritaet selbst aus den Jüdischen schrifften. Und zeigt/ wie fast alles auch in dem Talmud und den Jüdischen büchern dergleichen zufinden/ daß diese arme leuthe wol viele warhei- ten in ihren büchern haben/ aber gantz unrecht applicirt und verkehrt/ Stante sen- tentia de regno Christi in his terris glorioso, welches so viele Engelländer und andere Reformirten vor sich hat/ so gehet gedachter commentarius sehr kräf- tig/ daß daraus den Jüden gewiesen werden möchte/ sie erwarteten nicht vergebens des Meßiä/ aber eben dessen/ welches erste zukunfft sie vorhin verachtet ha- ben. Will im übrigen bey gebender gelegenheit von dieser materie gern con- feriren/ als viel mir GOtt gnade geben/ und mich freuen von allen brüdern/ auch darin zu lernen. 12. Oct. 1678. SECT.
Das ſechſte Capitel. gen darff/ man zeige dann auch/ daß andere menſchen ſolcher warheit beygepflichtet.Tanquam Sp. S. humana egeret confirmatione) genugſam bekraͤfftiget. Sonderlich was die eine de Judæorum converſione anlangt/ daß ſie nicht viel weniger als catholica ſententia allezeit geweſen/ und nun von einiger zeit her an- gefangen in abgang zu kommen. Stehen nun ſolche beyde hypotheſes, ſo wird noch viel folgen/ das vielleicht viele der jenigen noch nicht vorgeſehen/ welche ſon- ſten vor dieſelbe geſtanden. Coccejum bekenne ich noch nicht geleſen zu haben: ob ihn wol auff die bibliothec geſchafft/ will aber ſehen/ daß ich darzu die zeit finde/ dañ ich æſtimire den man in andern ſeinen ſcriptis hoch. Was aber anlangt die 7. brieffe voran in der offenbahrung/ weiß ich davon faſt weniger als von einem ſtuͤck des gantzen buchs zu ſagen. Jch verwerffe die application derſelben auff die periodos der kirchen nicht/ aber ich habe doch deſſen keine rechte verſicherung. So faſſe ich meines liebſten bruders meinung nicht/ was er meine/ da die 7. perio- di auch in den 7. ſiegeln und 7. poſaunen vorgeſtellet werden: Ob nemlich derſel- be alle ſolche ſeptenarios vor ſynchronos halte. Wo ich bekennen muß/ daß ich ſolches nicht darvor halten koͤnte/ ſondern nichts anders achte/ als daß die poſaunen auff das ſibende ſiegel gehoͤren. Wie hingegen auch die 7. ſchaglen in die ſechſte poſaun meiner meinung nach fallen. Jſt ihnen Peganii tractaͤtlein in apoca- lypſin bekant/ welches zimlichen theils aus Joſepho Medo genom̃en/ aber ſehr viel ſolides in ſich faſſet: Hier iſt auch ein MS. commentarius eines neulich verſtor- benen autoris Grellotii geweſenen Reformirten Predigers ſo zimlich groß/ und al- ſo ſich noch kein verleger darzu finden wollen. Es iſt groſſe erudition darinnen/ und erklaͤhrt er die figuras apocalypticas mit einer ſonderbahren dexteritæt ſelbſt aus den Juͤdiſchen ſchrifften. Und zeigt/ wie faſt alles auch in dem Talmud und den Juͤdiſchen buͤchern dergleichen zufinden/ daß dieſe arme leuthe wol viele warhei- ten in ihren buͤchern haben/ aber gantz unrecht applicirt und verkehrt/ Stante ſen- tentia de regno Chriſti in his terris glorioſo, welches ſo viele Engellaͤnder und andere Reformirten vor ſich hat/ ſo gehet gedachter commentarius ſehr kraͤf- tig/ daß daraus den Juͤden gewieſen werden moͤchte/ ſie erwarteten nicht vergebens des Meßiaͤ/ aber eben deſſen/ welches erſte zukunfft ſie vorhin verachtet ha- ben. Will im uͤbrigen bey gebender gelegenheit von dieſer materie gern con- feriren/ als viel mir GOtt gnade geben/ und mich freuen von allen bruͤdern/ auch darin zu lernen. 12. Oct. 1678. SECT.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0276" n="256[258]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ſechſte Capitel.</hi></fw><lb/> gen darff/ man zeige dann auch/ daß andere menſchen ſolcher warheit beygepflichtet.<lb/><hi rendition="#aq">Tanquam Sp. S. humana egeret confirmatione</hi>) genugſam bekraͤfftiget.<lb/> Sonderlich was die eine <hi rendition="#aq">de Judæorum converſione</hi> anlangt/ daß ſie nicht viel<lb/> weniger als <hi rendition="#aq">catholica ſententia</hi> allezeit geweſen/ und nun von einiger zeit her an-<lb/> gefangen in abgang zu kommen. Stehen nun ſolche beyde <hi rendition="#aq">hypotheſes,</hi> ſo wird<lb/> noch viel folgen/ das vielleicht viele der jenigen noch nicht vorgeſehen/ welche ſon-<lb/> ſten vor dieſelbe geſtanden. <hi rendition="#aq">Coccejum</hi> bekenne ich noch nicht geleſen zu haben: ob<lb/> ihn wol auff die <hi rendition="#aq">bibliothec</hi> geſchafft/ will aber ſehen/ daß ich darzu die zeit finde/<lb/> dañ ich <hi rendition="#aq">æſtimire</hi> den man in andern ſeinen <hi rendition="#aq">ſcriptis</hi> hoch. Was aber anlangt die<lb/> 7. brieffe voran in der offenbahrung/ weiß ich davon faſt weniger als von einem<lb/> ſtuͤck des gantzen buchs zu ſagen. Jch verwerffe die <hi rendition="#aq">application</hi> derſelben auff<lb/> die <hi rendition="#aq">periodos</hi> der kirchen nicht/ aber ich habe doch deſſen keine rechte verſicherung.<lb/> So faſſe ich meines liebſten bruders meinung nicht/ was er meine/ da die 7. <hi rendition="#aq">perio-<lb/> di</hi> auch in den 7. ſiegeln und 7. poſaunen vorgeſtellet werden: Ob nemlich derſel-<lb/> be alle ſolche <hi rendition="#aq">ſeptenarios</hi> vor <hi rendition="#aq">ſynchronos</hi> halte. Wo ich bekennen muß/ daß ich<lb/> ſolches nicht darvor halten koͤnte/ ſondern nichts anders achte/ als daß die poſaunen<lb/> auff das ſibende ſiegel gehoͤren. Wie hingegen auch die 7. ſchaglen in die ſechſte<lb/> poſaun meiner meinung nach fallen. Jſt ihnen <hi rendition="#aq">Peganii</hi> tractaͤtlein <hi rendition="#aq">in apoca-<lb/> lypſin</hi> bekant/ welches zimlichen theils aus <hi rendition="#aq">Joſepho Medo</hi> genom̃en/ aber ſehr viel<lb/><hi rendition="#aq">ſolides</hi> in ſich faſſet: Hier iſt auch ein <hi rendition="#aq">MS. commentarius</hi> eines neulich verſtor-<lb/> benen <hi rendition="#aq">autoris Grellotii</hi> geweſenen Reformirten Predigers ſo zimlich groß/ und al-<lb/> ſo ſich noch kein verleger darzu finden wollen. Es iſt groſſe <hi rendition="#aq">erudition</hi> darinnen/<lb/> und erklaͤhrt er die <hi rendition="#aq">figuras apocalypticas</hi> mit einer ſonderbahren <hi rendition="#aq">dexteritæt</hi> ſelbſt<lb/> aus den Juͤdiſchen ſchrifften. Und zeigt/ wie faſt alles auch in dem <hi rendition="#aq">Talmud</hi> und<lb/> den Juͤdiſchen buͤchern dergleichen zufinden/ daß dieſe arme leuthe wol viele warhei-<lb/> ten in ihren buͤchern haben/ aber gantz unrecht <hi rendition="#aq">applicirt</hi> und verkehrt/ <hi rendition="#aq">Stante ſen-<lb/> tentia de regno Chriſti in his terris glorioſo,</hi> welches ſo viele Engellaͤnder<lb/> und andere Reformirten vor ſich hat/ ſo gehet gedachter <hi rendition="#aq">commentarius</hi> ſehr kraͤf-<lb/> tig/ daß daraus den Juͤden gewieſen werden moͤchte/ ſie erwarteten nicht vergebens<lb/> des Meßiaͤ/ aber eben deſſen/ welches erſte zukunfft ſie vorhin verachtet ha-<lb/> ben. Will im uͤbrigen bey gebender gelegenheit von dieſer <hi rendition="#aq">materie</hi> gern <hi rendition="#aq">con-<lb/> feriren</hi>/ als viel mir GOtt gnade geben/ und mich freuen von allen bruͤdern/ auch<lb/> darin zu lernen. 12. Oct. 1678.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">SECT.</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256[258]/0276]
Das ſechſte Capitel.
gen darff/ man zeige dann auch/ daß andere menſchen ſolcher warheit beygepflichtet.
Tanquam Sp. S. humana egeret confirmatione) genugſam bekraͤfftiget.
Sonderlich was die eine de Judæorum converſione anlangt/ daß ſie nicht viel
weniger als catholica ſententia allezeit geweſen/ und nun von einiger zeit her an-
gefangen in abgang zu kommen. Stehen nun ſolche beyde hypotheſes, ſo wird
noch viel folgen/ das vielleicht viele der jenigen noch nicht vorgeſehen/ welche ſon-
ſten vor dieſelbe geſtanden. Coccejum bekenne ich noch nicht geleſen zu haben: ob
ihn wol auff die bibliothec geſchafft/ will aber ſehen/ daß ich darzu die zeit finde/
dañ ich æſtimire den man in andern ſeinen ſcriptis hoch. Was aber anlangt die
7. brieffe voran in der offenbahrung/ weiß ich davon faſt weniger als von einem
ſtuͤck des gantzen buchs zu ſagen. Jch verwerffe die application derſelben auff
die periodos der kirchen nicht/ aber ich habe doch deſſen keine rechte verſicherung.
So faſſe ich meines liebſten bruders meinung nicht/ was er meine/ da die 7. perio-
di auch in den 7. ſiegeln und 7. poſaunen vorgeſtellet werden: Ob nemlich derſel-
be alle ſolche ſeptenarios vor ſynchronos halte. Wo ich bekennen muß/ daß ich
ſolches nicht darvor halten koͤnte/ ſondern nichts anders achte/ als daß die poſaunen
auff das ſibende ſiegel gehoͤren. Wie hingegen auch die 7. ſchaglen in die ſechſte
poſaun meiner meinung nach fallen. Jſt ihnen Peganii tractaͤtlein in apoca-
lypſin bekant/ welches zimlichen theils aus Joſepho Medo genom̃en/ aber ſehr viel
ſolides in ſich faſſet: Hier iſt auch ein MS. commentarius eines neulich verſtor-
benen autoris Grellotii geweſenen Reformirten Predigers ſo zimlich groß/ und al-
ſo ſich noch kein verleger darzu finden wollen. Es iſt groſſe erudition darinnen/
und erklaͤhrt er die figuras apocalypticas mit einer ſonderbahren dexteritæt ſelbſt
aus den Juͤdiſchen ſchrifften. Und zeigt/ wie faſt alles auch in dem Talmud und
den Juͤdiſchen buͤchern dergleichen zufinden/ daß dieſe arme leuthe wol viele warhei-
ten in ihren buͤchern haben/ aber gantz unrecht applicirt und verkehrt/ Stante ſen-
tentia de regno Chriſti in his terris glorioſo, welches ſo viele Engellaͤnder
und andere Reformirten vor ſich hat/ ſo gehet gedachter commentarius ſehr kraͤf-
tig/ daß daraus den Juͤden gewieſen werden moͤchte/ ſie erwarteten nicht vergebens
des Meßiaͤ/ aber eben deſſen/ welches erſte zukunfft ſie vorhin verachtet ha-
ben. Will im uͤbrigen bey gebender gelegenheit von dieſer materie gern con-
feriren/ als viel mir GOtt gnade geben/ und mich freuen von allen bruͤdern/ auch
darin zu lernen. 12. Oct. 1678.
SECT.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/276 |
Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 256[258]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/276>, abgerufen am 26.06.2024. |