Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXXVIII. JCh bin wegen publicirung des gesandten berichts/ nachdem derselbe auff oder
ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXXVIII. JCh bin wegen publicirung des geſandten berichts/ nachdem derſelbe auff oder
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ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXXVIII.
JCh bin wegen publicirung des geſandten berichts/ nachdem derſelbe auff
die vorgeſchriebene art wiederum eingerichtet worden/ gantz zu ſrieden. Jch
habe niemaln an meines hochge. Herrn fratris hertzlicher intention gezweif-
felt/ daß ers ſo wol mit goͤttlicher ehre treulich gemeinet/ als mit willen mir einige
gefahr zu zuziehen nicht getrachtet habe: Als deſſen Chriſtliches gemuͤth aus den
beyden ſchreiben und dem verlangen meines berichts vergnuͤglich erkant haͤtte. Aber
ich deſiderirte alleine die vorſichtigkeit in meiner ſache/ die mir moͤchte ſo ſehr
ſchaͤdlich ſeyn. So hoffe ich auch/ derſelbe werde gleich wie ich die uͤbereilung in
ſothaner publicirung ihm/ alſo mir meine vorige gemuͤths bewegung und ernſtli-
ches fordern deꝛ aͤnderung/ bruͤderlich zu gute halten/ und dadurch nicht bewogen
werden/ zu glauben/ das hinkuͤnfftig nicht willig ſeyn werde/ nach dem vermoͤgen/
das GOtt giebet/ an die hand zugehen/ oder daraus zu ſchlieſſen/ ob wolte ich nicht
mit redlichem ernſte und eyffer das werck des HErrn treiben. Jch beruffe mich
auff das zeugnuͤß meines gewiſſens/ daß ich mit reinem hertzen trachte GOTTes
ehre auff alle weiſe nach dem anvertrauten pfuͤndlein zu befordern/ ſo wol bey der ei-
genen mir abſonderlich auff meine ſeele anvertraueten gemeinde/ alſo auch wo ich
bey andern durch die feder mit rath oder auſſmunterung etwas zuthun die gelegen-
heit ſehe. Weiter verlange ich in der welt nichts/ wie ich auch davon eher verluſt
und ſchimpff als nutzen und ehre vermuthen kan/ ja ſolches vor augen ſehe. Jedoch
hoffe ich/ mein GOtt werde mir die gnade geben/ das ich nicht muͤde werde. Jn-
deſſen richte ich meine ſache billich dahin/ wie ſie ſolchem zwecke gemaͤß ſeyn moͤchte.
Da alſo eines unter meinen erſten principiis prudentiæ iſt/ als lang es muͤglich
iſt/ mich in keinem feder-krieg einzulaſſen/ als welche nicht nur viel edle zeit weg
rauben ſondern oͤffters auch in vertheidigung der warheit eher ſchaden als nutzen
bringen. Weswegen ich alle gelegenheit darzu mit aller ſorgfalt vermeide/ ſo viel
weniger denn jemahl jemanden/ ſonderlich von unſerer kirchen/ nahmentlich an-
greiffen werde: ja auch wo ich getrungen und von andern alſo angegriſſen wuͤrde/
daß ich ohne nachtheil der warheit nicht moͤchte gar ſchweigen koͤnnen/ ſo waͤre mein
ſinn/ vielmehr alleine mit bloſſer und deutlicher erklaͤhrung der warheit als formal
refutation meines adverſarii meine ſache zu fuͤhren/ nimmermehr aber mich eini-
ger hefftigkeit zugebrauch en/ als der ich erfahren/ was vor eine krafft eine mit lau-
ter ſanfftmuth vertheidigte warheit nicht nur bey guten gemuͤthern ſich ereignet/ ſon-
dern auch offt die boͤſen beſchaͤmet oder wol gar uͤberzeuget/ wie hingegen wol eine
gute ſache mit bitterkeit behauptet auch guten hertzen anſtoß giebet. Dieſen mei-
nem erſten principio ſtunde die mit vorgeſetzten: Herrn N. nahmen geſchehene e-
dition meiner erklaͤhrung ſchnur ſtracks entgegen/ und ſchien mich aus der jeni-
gen diſpoſition ſetzen zu wollen/ in welcher ich verſichert bin/ daß ich auch mit mei-
nen wenigem talent GOTT am beſten dienen moͤge/ und griff mich alſo haͤrter
oder
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