Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. zu viel seyn. Ach daß es nur nicht dabey bleibe/ daß man die nothwen-digkeit mit worten bekennen/ (so zwar eine gute vorbereitung zu mehre- rem guten ist/) sondern daß es auch durch Gottes gnade und treue mit- würckung derjenigen/ so von ihm darzu gesetzet sind/ endlich dahin kom- me/ daß man dieselbe in der praxi zeigen könte. Wohin wohl ein gros- ses stück unserer sorgen/ rathschläge und gebeth gerichtet werden muß/ wo wir anders GOtt und sein reich lieb haben. 23. oct. 1680. SECTIO XIX. Wie wir uns der verfolgungen zu ver- ES hat mich die neue beträngnüß deroselben ohne das beträngtesten leuchtet/
Das ſechſte Capitel. zu viel ſeyn. Ach daß es nur nicht dabey bleibe/ daß man die nothwen-digkeit mit worten bekennen/ (ſo zwar eine gute vorbereitung zu mehre- rem guten iſt/) ſondern daß es auch durch Gottes gnade und treue mit- wuͤrckung derjenigen/ ſo von ihm darzu geſetzet ſind/ endlich dahin kom- me/ daß man dieſelbe in der praxi zeigen koͤnte. Wohin wohl ein groſ- ſes ſtuͤck unſerer ſorgen/ rathſchlaͤge und gebeth gerichtet werden muß/ wo wir anders GOtt und ſein reich lieb haben. 23. oct. 1680. SECTIO XIX. Wie wir uns der verfolgungen zu ver- ES hat mich die neue betraͤngnuͤß deroſelben ohne das betraͤngteſten leuchtet/
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Das ſechſte Capitel.
zu viel ſeyn. Ach daß es nur nicht dabey bleibe/ daß man die nothwen-
digkeit mit worten bekennen/ (ſo zwar eine gute vorbereitung zu mehre-
rem guten iſt/) ſondern daß es auch durch Gottes gnade und treue mit-
wuͤrckung derjenigen/ ſo von ihm darzu geſetzet ſind/ endlich dahin kom-
me/ daß man dieſelbe in der praxi zeigen koͤnte. Wohin wohl ein groſ-
ſes ſtuͤck unſerer ſorgen/ rathſchlaͤge und gebeth gerichtet werden muß/
wo wir anders GOtt und ſein reich lieb haben. 23. oct. 1680.
SECTIO XIX.
Wie wir uns der verfolgungen zu ver-
ſehen haben.
ES hat mich die neue betraͤngnuͤß deroſelben ohne das betraͤngteſten
kirchen wohl hertzlich afficiret/ und treibet mich billig/ mein taͤgti-
ches gebeth vor ſie ſo viel eyffriger zu thun. Sehen wir die ſache
mit bloß menſchlichen augen an/ ſo ſolte es uns gar ſchwer fallen/ zu be-
greiffen/ wie Gott dem ſchein nach ſo gar vergeſſe derjenigen/ welche wir
meynen/ daß ſie vor allen andern ihm ſolten ſtets vor augen ſtehen/ welche
um ſeiner wahrheit willen ſo vieles bißher auszuſtehen ſich nicht gewe-
gert/ unterdeſſen aber auf erleichterung ihrer laſt mit ſeuffzen gewartet
haben/ die nun doch an ſtatt der erleichterung immer ſchwerer zu werden
das anſehen gewinnet: gleich ob lieſſe ſich der HErr die bißherige beſtaͤn-
digkeit nicht gefallen/ ſondern zeigte ſein mißlieben in der that dagegen.
Dergleichen viele difficultaͤten moͤchten ſich leicht finden/ wo wir die
ſache auſſer dem heiligthum GOttes/ und nach der meynung und gedan-
cken fleiſches und bluts/ uͤberlegten. Aber der HErr ſey gelobet/ der uns
von ſeinem willen und gerichten in und aus ſeinem wort auch gegen die
vernunfft zu urtheilen gelehret hat/ daß wir wiſſen/ ſeine zuͤchtigungen
und heimſuchungen ſeyn keine zorn-ſondern gnaden-zeichen/ und muͤſſe
von ihm gegeben ſeyn/ um Chriſti willen zu thun/ die nicht al-
lein an ihn glaͤuben/ ſondern auch um ſeinet willen leyden
ſollen/ Phil. 1. v. 29. Welches eine ehre iſt/ deren er nicht alle wuͤr-
diget. So ſind auch in der erſten kirchen die verfolgungen nicht nur al-
lein ein ſtarckes huͤlffs-mittel derjenigen heilichkeit und vornehmſten in-
nerlichen zierde geweſen/ darinnen dieſelbe allen folgenden zeiten vorge-
leuchtet/
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