Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. als welche wir so schändlich mißbrauchen. Dann in solchem stand kan mansich zu göttlicher gerechtigkeit nichts anders versehen/ und gedencke ich im- mer an die wort Achiors/ Judith. 5. v. 22. Sehe ich endlich in die schrifft/ so achte ich/ weise uns dieselbige/ daß wir der zeit nahe seyen/ da das längst getrohete gericht über Babel ausbrechen solte/ bevor dann die- ses vorhin das maaß seiner sünden und verfolgung erfüllen muß/ und ihm also wohl mag von Gott die letzte erlaubniß gegeben werden/ das so sehr verdorbene Jerusalem vorhin zu straffen/ aber wo das volck des HErren gezüchtiget/ und die übrige nun recht geläutert sind/ damit in sein eigen ver- derb en zu lauffen. Ach der HErr lehre uns recht die zeichen unserer zeit und seinen rath eigentlich zu erkennen/ uns seinem willen gehorsamlich un- terwerffen/ und in allem in denselben zu schicken. Er lasse aber auch seine gerichte mit grosser barmhertzigkeit gemildet/ und den weg werden zur erfül- lung seiner übrigen herrlichen verheissungen. Derselbe gebe auch meinem wer- thesten bruder und seiner lieben gemeinde trost und freudigkeit in ihren trüb- salen/ daß durch ihr exempel auch wir übrige/ denen noch das unsere vor- stehet/ aufgemuntert und gestärcket werden. Er verhänge auch nichts mehrers über sie/ als er zur verherrlichung seines nahmens und ihrer see- ligkeit an ihnen nöthig erachtet/ lasse sie auch seinen schutz und endlicher hülffe zu rechter zeit gewahr werden. 2. dec. 1680. SECTIO XX. An einen Fürstlichen vornehmen Rath/ der von ES war mir sehr lieb zu vernehmen/ daß mein grgstl. hochg. Herr noch
Das ſechſte Capitel. als welche wir ſo ſchaͤndlich mißbrauchen. Dann in ſolchem ſtand kan manſich zu goͤttlicher gerechtigkeit nichts anders verſehen/ und gedencke ich im- mer an die wort Achiors/ Judith. 5. v. 22. Sehe ich endlich in die ſchrifft/ ſo achte ich/ weiſe uns dieſelbige/ daß wir der zeit nahe ſeyen/ da das laͤngſt getrohete gericht uͤber Babel ausbrechen ſolte/ bevor dann die- ſes vorhin das maaß ſeiner ſuͤnden und verfolgung erfuͤllen muß/ und ihm alſo wohl mag von Gott die letzte erlaubniß gegeben werden/ das ſo ſehr verdorbene Jeruſalem vorhin zu ſtraffen/ aber wo das volck des HErren gezuͤchtiget/ und die uͤbrige nun recht gelaͤutert ſind/ damit in ſein eigen ver- derb en zu lauffen. Ach der HErr lehre uns recht die zeichen unſerer zeit und ſeinen rath eigentlich zu erkennen/ uns ſeinem willen gehorſamlich un- terwerffen/ und in allem in denſelben zu ſchicken. Er laſſe aber auch ſeine gerichte mit groſſer barmhertzigkeit gemildet/ und den weg werden zur erfuͤl- lung ſeiner uͤbrigen herrlichen verheiſſungen. Derſelbe gebe auch meinem wer- theſten bruder und ſeiner lieben gemeinde troſt und freudigkeit in ihren truͤb- ſalen/ daß durch ihr exempel auch wir uͤbrige/ denen noch das unſere vor- ſtehet/ aufgemuntert und geſtaͤrcket werden. Er verhaͤnge auch nichts mehrers uͤber ſie/ als er zur verherrlichung ſeines nahmens und ihrer ſee- ligkeit an ihnen noͤthig erachtet/ laſſe ſie auch ſeinen ſchutz und endlicher huͤlffe zu rechter zeit gewahr werden. 2. dec. 1680. SECTIO XX. An einen Fuͤrſtlichen vornehmen Rath/ der von ES war mir ſehr lieb zu vernehmen/ daß mein grgſtl. hochg. Herr noch
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Das ſechſte Capitel.
als welche wir ſo ſchaͤndlich mißbrauchen. Dann in ſolchem ſtand kan man
ſich zu goͤttlicher gerechtigkeit nichts anders verſehen/ und gedencke ich im-
mer an die wort Achiors/ Judith. 5. v. 22. Sehe ich endlich in die
ſchrifft/ ſo achte ich/ weiſe uns dieſelbige/ daß wir der zeit nahe ſeyen/ da
das laͤngſt getrohete gericht uͤber Babel ausbrechen ſolte/ bevor dann die-
ſes vorhin das maaß ſeiner ſuͤnden und verfolgung erfuͤllen muß/ und ihm
alſo wohl mag von Gott die letzte erlaubniß gegeben werden/ das ſo ſehr
verdorbene Jeruſalem vorhin zu ſtraffen/ aber wo das volck des HErren
gezuͤchtiget/ und die uͤbrige nun recht gelaͤutert ſind/ damit in ſein eigen ver-
derb en zu lauffen. Ach der HErr lehre uns recht die zeichen unſerer zeit
und ſeinen rath eigentlich zu erkennen/ uns ſeinem willen gehorſamlich un-
terwerffen/ und in allem in denſelben zu ſchicken. Er laſſe aber auch ſeine
gerichte mit groſſer barmhertzigkeit gemildet/ und den weg werden zur erfuͤl-
lung ſeiner uͤbrigen herrlichen verheiſſungen. Derſelbe gebe auch meinem wer-
theſten bruder und ſeiner lieben gemeinde troſt und freudigkeit in ihren truͤb-
ſalen/ daß durch ihr exempel auch wir uͤbrige/ denen noch das unſere vor-
ſtehet/ aufgemuntert und geſtaͤrcket werden. Er verhaͤnge auch nichts
mehrers uͤber ſie/ als er zur verherrlichung ſeines nahmens und ihrer ſee-
ligkeit an ihnen noͤthig erachtet/ laſſe ſie auch ſeinen ſchutz und endlicher
huͤlffe zu rechter zeit gewahr werden. 2. dec. 1680.
SECTIO XX.
An einen Fuͤrſtlichen vornehmen Rath/ der von
des regier-ſtandes fehlern zu ſchreiben vorhatte.
Von den piis deſideriis. Von
der Cæſaropapia.
ES war mir ſehr lieb zu vernehmen/ daß mein grgſtl. hochg. Herr
ſein vergnuͤgen und conſenſum zu meinen piis deſideriis, ſo bißher
dasjenige geweſen/ daruͤber von mehrern jahren pro & contra ſo
vieles geredet worden/ bezeuget. Jch leugne nicht/ daß weder gehofft noch
hoffen koͤnnen/ daß eine ſolche geringe arbeit/ ſo eine ſtarcke bewegung in
den gemuͤthern an allen orten koͤnnte verurſachen/ ſo wohl derjenigen/ die
ſich dadurch aufgemuntert zu ſeyn bekannt haben/ als anderer/ denen es
noch
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