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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XXXIII.
gleichen begegne. Doch ist mir leid/ über dem jenigen/ welche sich damit versündi-
gen/ wegen des ärgernüsses der schwachen/ so dann wegen der lieben freunde/ die
von meinem unwürdigen nahmen schande leiden müssen. Jch achte aber davor/
daß eben diese ursach meinen wehrtesten freund/ so auch damit beschimpffet wer-
den sollen/ bewegen solle/ meiner neulich gethanen freundlicher hitte (es war die-
se gewesen/ meiner auf der cantzel nicht zu gedencken)
desto eher stat zu geben.
Dann wo es gleichwol geschiehet/ daß meines armen nahmens von auch treumei-
nenden freunden/ an der stätte deß HERREN vor dessen volck einige meldung ge-
schiehet/ und derselbe auff einigerley weise angeführet wird/ so mag die vermuthung
auffswenigste bey denen die nach solcher gelegenheit trachten/ einen schein einer ver-
muthung geben/ ob wäre ich bey solchen lieben leuthen in mehreren credit/ als es seyn
solte/ oder doch als solche abgünstige leuthe wol vertragen mögen/ und werden al-
so diese desto mehr gereitzet zu lästeren/ und die sache weiter aus zudehnen als ge-
meinet ist. Da hingegen die unterlassung keinem menschen schadet/ vielmehr ei-
ne ungelegenheit verhütet/ welche obwol zufälliger weise daher erfolgen mögen. Und
ob zwar die folge nicht gültig ist/ da jemand meines nahmens auff der cantzel geden-
cket/ daß er deßwegen mir als dem fürgänger einer secte zugethan wäre/ in dem
solches auß andern Christlichen ursachen und zeugnüß der liebe geschehen mag/ so
ist hingegen die jenige folge etwas stärcker/ es müsse der jenige kein Spenianer seyn/
der meines nahmens gern geschweiget. Nicht fordere ich zwar solches/ daß mein
geliebter bruder/ seine liebe ablassen oder ringeren wolle/ die ich vielmehr hochach-
te/ davor dancke und dero fortsetzung bitte/ auch nicht/ wo derselbe je etwas in mei-
ner einfältigen arbeit zu anderer auffmunterung und erbauung dienliches finden
solte/ daß derselben nicht gegen freunde bey gelegenheit privatim dessen gedencken
möchte; in dem was zu ihrer vielen gebrauch heraus gegeben ist/ dazu zugelangen/
und solches auff ziehmliche weise befördert zu werden/ wohl leiden mag: aber eini-
ge offentliche anführung des nahmens eines nochlebenden geringen mit-bruders
wird nicht nur ohne nutzen seyn/ sondern mag auch leicht einen anstoß setzen/ daher
sie um nicht gegen die Christliche klugheit zufehlen/ sonderlich von einem solchen
freunde/ der ohne das meinet wegen wollen in verdacht gezogen werden/ billig zu
unterlassen ist. Lasset uns also treue freunde in dem HERRN bleiben/ ja solches
band immer fester machen/ auch nach vermögen die liebe gegeneinander erzeigen/
aber alles verhüten/ was einigen andern anstößig seyn möchte. Jch weiß/ es wird
mir solche nochmahlige und durch die antwort veranlaßte bitte nicht anders als auch
mit dergleichen liebe/ woraus sie geschiehet/ auffgenommen werden. 1681.

SECT.

ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XXXIII.
gleichen begegne. Doch iſt mir leid/ uͤber dem jenigen/ welche ſich damit verſuͤndi-
gen/ wegen des aͤrgernuͤſſes der ſchwachen/ ſo dann wegen der lieben freunde/ die
von meinem unwuͤrdigen nahmen ſchande leiden muͤſſen. Jch achte aber davor/
daß eben dieſe urſach meinen wehrteſten freund/ ſo auch damit beſchimpffet wer-
den ſollen/ bewegen ſolle/ meiner neulich gethanen freundlicher hitte (es war die-
ſe geweſen/ meiner auf der cantzel nicht zu gedencken)
deſto eher ſtat zu geben.
Dann wo es gleichwol geſchiehet/ daß meines armen nahmens von auch treumei-
nenden freunden/ an der ſtaͤtte deß HERREN vor deſſen volck einige meldung ge-
ſchiehet/ und derſelbe auff einigerley weiſe angefuͤhret wird/ ſo mag die vermuthung
auffswenigſte bey denen die nach ſolcher gelegenheit trachten/ einen ſchein einer ver-
muthung geben/ ob waͤre ich bey ſolchen lieben leuthen in mehreren credit/ als es ſeyn
ſolte/ oder doch als ſolche abguͤnſtige leuthe wol vertragen moͤgen/ und werden al-
ſo dieſe deſto mehr gereitzet zu laͤſteren/ und die ſache weiter aus zudehnen als ge-
meinet iſt. Da hingegen die unterlaſſung keinem menſchen ſchadet/ vielmehr ei-
ne ungelegenheit verhuͤtet/ welche obwol zufaͤlliger weiſe daher erfolgen moͤgen. Und
ob zwar die folge nicht guͤltig iſt/ da jemand meines nahmens auff der cantzel geden-
cket/ daß er deßwegen mir als dem fuͤrgaͤnger einer ſecte zugethan waͤre/ in dem
ſolches auß andern Chriſtlichen urſachen und zeugnuͤß der liebe geſchehen mag/ ſo
iſt hingegen die jenige folge etwas ſtaͤrcker/ es muͤſſe der jenige kein Spenianer ſeyn/
der meines nahmens gern geſchweiget. Nicht fordere ich zwar ſolches/ daß mein
geliebter bruder/ ſeine liebe ablaſſen oder ringeren wolle/ die ich vielmehr hochach-
te/ davor dancke und dero fortſetzung bitte/ auch nicht/ wo derſelbe je etwas in mei-
ner einfaͤltigen arbeit zu andereꝛ auffmunteꝛung und eꝛbauung dienliches finden
ſolte/ daß derſelben nicht gegen freunde bey gelegenheit privatim deſſen gedencken
moͤchte; in dem was zu ihrer vielen gebrauch heraus gegeben iſt/ dazu zugelangen/
und ſolches auff ziehmliche weiſe befoͤrdert zu werden/ wohl leiden mag: aber eini-
ge offentliche anfuͤhrung des nahmens eines nochlebenden geringen mit-bruders
wird nicht nur ohne nutzen ſeyn/ ſondern mag auch leicht einen anſtoß ſetzen/ daher
ſie um nicht gegen die Chriſtliche klugheit zufehlen/ ſonderlich von einem ſolchen
freunde/ der ohne das meinet wegen wollen in verdacht gezogen werden/ billig zu
unterlaſſen iſt. Laſſet uns alſo treue freunde in dem HERRN bleiben/ ja ſolches
band immer feſter machen/ auch nach vermoͤgen die liebe gegeneinander erzeigen/
aber alles verhuͤten/ was einigen andern anſtoͤßig ſeyn moͤchte. Jch weiß/ es wird
mir ſolche nochmahlige und durch die antwort veranlaßte bitte nicht anders als auch
mit dergleichen liebe/ woraus ſie geſchiehet/ auffgenommen werden. 1681.

SECT.
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[463/0481] ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XXXIII. gleichen begegne. Doch iſt mir leid/ uͤber dem jenigen/ welche ſich damit verſuͤndi- gen/ wegen des aͤrgernuͤſſes der ſchwachen/ ſo dann wegen der lieben freunde/ die von meinem unwuͤrdigen nahmen ſchande leiden muͤſſen. Jch achte aber davor/ daß eben dieſe urſach meinen wehrteſten freund/ ſo auch damit beſchimpffet wer- den ſollen/ bewegen ſolle/ meiner neulich gethanen freundlicher hitte (es war die- ſe geweſen/ meiner auf der cantzel nicht zu gedencken) deſto eher ſtat zu geben. Dann wo es gleichwol geſchiehet/ daß meines armen nahmens von auch treumei- nenden freunden/ an der ſtaͤtte deß HERREN vor deſſen volck einige meldung ge- ſchiehet/ und derſelbe auff einigerley weiſe angefuͤhret wird/ ſo mag die vermuthung auffswenigſte bey denen die nach ſolcher gelegenheit trachten/ einen ſchein einer ver- muthung geben/ ob waͤre ich bey ſolchen lieben leuthen in mehreren credit/ als es ſeyn ſolte/ oder doch als ſolche abguͤnſtige leuthe wol vertragen moͤgen/ und werden al- ſo dieſe deſto mehr gereitzet zu laͤſteren/ und die ſache weiter aus zudehnen als ge- meinet iſt. Da hingegen die unterlaſſung keinem menſchen ſchadet/ vielmehr ei- ne ungelegenheit verhuͤtet/ welche obwol zufaͤlliger weiſe daher erfolgen moͤgen. Und ob zwar die folge nicht guͤltig iſt/ da jemand meines nahmens auff der cantzel geden- cket/ daß er deßwegen mir als dem fuͤrgaͤnger einer ſecte zugethan waͤre/ in dem ſolches auß andern Chriſtlichen urſachen und zeugnuͤß der liebe geſchehen mag/ ſo iſt hingegen die jenige folge etwas ſtaͤrcker/ es muͤſſe der jenige kein Spenianer ſeyn/ der meines nahmens gern geſchweiget. Nicht fordere ich zwar ſolches/ daß mein geliebter bruder/ ſeine liebe ablaſſen oder ringeren wolle/ die ich vielmehr hochach- te/ davor dancke und dero fortſetzung bitte/ auch nicht/ wo derſelbe je etwas in mei- ner einfaͤltigen arbeit zu andereꝛ auffmunteꝛung und eꝛbauung dienliches finden ſolte/ daß derſelben nicht gegen freunde bey gelegenheit privatim deſſen gedencken moͤchte; in dem was zu ihrer vielen gebrauch heraus gegeben iſt/ dazu zugelangen/ und ſolches auff ziehmliche weiſe befoͤrdert zu werden/ wohl leiden mag: aber eini- ge offentliche anfuͤhrung des nahmens eines nochlebenden geringen mit-bruders wird nicht nur ohne nutzen ſeyn/ ſondern mag auch leicht einen anſtoß ſetzen/ daher ſie um nicht gegen die Chriſtliche klugheit zufehlen/ ſonderlich von einem ſolchen freunde/ der ohne das meinet wegen wollen in verdacht gezogen werden/ billig zu unterlaſſen iſt. Laſſet uns alſo treue freunde in dem HERRN bleiben/ ja ſolches band immer feſter machen/ auch nach vermoͤgen die liebe gegeneinander erzeigen/ aber alles verhuͤten/ was einigen andern anſtoͤßig ſeyn moͤchte. Jch weiß/ es wird mir ſolche nochmahlige und durch die antwort veranlaßte bitte nicht anders als auch mit dergleichen liebe/ woraus ſie geſchiehet/ auffgenommen werden. 1681. SECT.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/481>, abgerufen am 24.11.2024.