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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
platz finde. Daß vieler orthen in Dennemarck und daherum seltsame dinge von
mir gesprochen und vorgegeben worden/ weiß ich wohl/ und weiß auch eine gewis-
se person/ die sehr vielesaus gegen mich verbitterten gemüth dazu gethan hat/ als
sie auf eine reise dahin begriffen war. Aber ich tröste mich meines guten gewissen
vor GOtt und der gantzen kirche. Meine lehr ligt offentlich durch GOttes gna-
de in meinen schrifften an dem tag/ daß kein articul ist/ darüber ich nicht meine be-
kautnüß hin und wieder gethan habe/ wie dann niemand als der neuliche Nord-
häuser mich über einen puncten (und zwar wie elend und falfch/ ist offenbahr wor-
den) auch nur zu beschuldigen sich hat unternehmen dörffen/ so nicht ausblieben wä-
re/ in dem ich nicht heimlich sondern offentlich allezeit vor so viel 100. personen frem-
den und einheimischen meine predigten halte. Wo es gewiß nicht mangelt an leu-
then die gern etwas anfffingen/ wo sie nur könten. Aber dem HErren sey danck
daß sie noch dergleichen nirgends vermocht haben. So ist mein leben auch hier so
unbekant nicht/ als der ich nicht im winckel stecke. Jch habe mich nicht zu rühmen/
doch hoffe ich getrost aufftreten zu können/ ob hier in dieser stadt mir einer auch nur
mit einen schein das jenige insgesicht vorhalten dörffte/ worüber ich erröthen müste.
Daher auch unter so vielen calumnien, die ausgegangen/ gleichwohl keine gewe-
sen/ worinnen ich noch jemahl des lebens wegen wäre angegriffen worden/ sondern
solches haben sie mir allezeit unangetastet müssen bleiben lassen. Auch was übrige
abentheurliche spargimenten anlanget/ hats allezeit nicht mehr bedorfft/ als daß
die leuthe/ so davon gehöret hatten/ hieher gekommen/ und alles in augenschein ge-
nommen/ da sie den ungrund solcher fabeln mit verwunderen gehöret/ und alle die
mir bekant worden sind/ oder mit mir geredet haben/ vergnügt wieder weg gezogen
sind. Dem HErrn sey danck vor diese seine regierung/ da er dergleichen über
mich verhängen wollen/ mich immer desto vorsichtiger zu machen/ und meine ge-
dult zu üben und zu prüfen/ und seine güte noch dazu in allen künfftig spüren zu lassen.
Der gebe mir ferner seinen Geist/ seinen willen in allen dingen zu erkennen/ und ge-
trost zu thun. Wo GOtt/ so ich wünsche einige beständige auffenthalt in Den-
nemarck zeigen wird/ hoffe ich/ werde derselbe sich auch dermassen dabey compor-
tiren/ daß er nicht unwehrt/ und die anfängliche gute gönner nicht müde
oder verdrossen werden. etc. 1681.

DISTIN-

Das ſechſte Capitel.
platz finde. Daß vieler orthen in Dennemarck und daherum ſeltſame dinge von
mir geſprochen und vorgegeben worden/ weiß ich wohl/ und weiß auch eine gewiſ-
ſe perſon/ die ſehr vielesaus gegen mich verbitterten gemuͤth dazu gethan hat/ als
ſie auf eine reiſe dahin begriffen war. Aber ich troͤſte mich meines guten gewiſſen
vor GOtt und der gantzen kirche. Meine lehr ligt offentlich durch GOttes gna-
de in meinen ſchrifften an dem tag/ daß kein articul iſt/ daruͤber ich nicht meine be-
kautnuͤß hin und wieder gethan habe/ wie dann niemand als der neuliche Nord-
haͤuſer mich uͤber einen puncten (und zwar wie elend und falfch/ iſt offenbahr wor-
den) auch nur zu beſchuldigen ſich hat unternehmen doͤrffen/ ſo nicht ausblieben waͤ-
re/ in dem ich nicht heimlich ſondern offentlich allezeit vor ſo viel 100. perſonen frem-
den und einheimiſchen meine predigten halte. Wo es gewiß nicht mangelt an leu-
then die gern etwas anfffingen/ wo ſie nur koͤnten. Aber dem HErren ſey danck
daß ſie noch dergleichen nirgends vermocht haben. So iſt mein leben auch hier ſo
unbekant nicht/ als der ich nicht im winckel ſtecke. Jch habe mich nicht zu ruͤhmen/
doch hoffe ich getroſt aufftreten zu koͤnnen/ ob hier in dieſer ſtadt mir einer auch nur
mit einen ſchein das jenige insgeſicht vorhalten doͤrffte/ woruͤber ich erroͤthen muͤſte.
Daher auch unter ſo vielen calumnien, die ausgegangen/ gleichwohl keine gewe-
ſen/ worinnen ich noch jemahl des lebens wegen waͤre angegriffen worden/ ſondern
ſolches haben ſie mir allezeit unangetaſtet muͤſſen bleiben laſſen. Auch was uͤbrige
abentheurliche ſpargimenten anlanget/ hats allezeit nicht mehr bedorfft/ als daß
die leuthe/ ſo davon gehoͤret hatten/ hieher gekommen/ und alles in augenſchein ge-
nommen/ da ſie den ungrund ſolcher fabeln mit verwunderen gehoͤret/ und alle die
mir bekant woꝛden ſind/ oder mit mir geredet haben/ vergnuͤgt wieder weg gezogen
ſind. Dem HErrn ſey danck vor dieſe ſeine regierung/ da er dergleichen uͤber
mich verhaͤngen wollen/ mich immer deſto vorſichtiger zu machen/ und meine ge-
dult zu uͤben und zu pꝛuͤfen/ und ſeine guͤte noch dazu in allen kuͤnfftig ſpuͤꝛen zu laſſen.
Der gebe mir ferner ſeinen Geiſt/ ſeinen willen in allen dingen zu erkennen/ und ge-
troſt zu thun. Wo GOtt/ ſo ich wuͤnſche einige beſtaͤndige auffenthalt in Den-
nemarck zeigen wird/ hoffe ich/ werde derſelbe ſich auch dermaſſen dabey compor-
tiren/ daß er nicht unwehrt/ und die anfaͤngliche gute goͤnner nicht muͤde
oder verdroſſen werden. ꝛc. 1681.

DISTIN-
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[522/0540] Das ſechſte Capitel. platz finde. Daß vieler orthen in Dennemarck und daherum ſeltſame dinge von mir geſprochen und vorgegeben worden/ weiß ich wohl/ und weiß auch eine gewiſ- ſe perſon/ die ſehr vielesaus gegen mich verbitterten gemuͤth dazu gethan hat/ als ſie auf eine reiſe dahin begriffen war. Aber ich troͤſte mich meines guten gewiſſen vor GOtt und der gantzen kirche. Meine lehr ligt offentlich durch GOttes gna- de in meinen ſchrifften an dem tag/ daß kein articul iſt/ daruͤber ich nicht meine be- kautnuͤß hin und wieder gethan habe/ wie dann niemand als der neuliche Nord- haͤuſer mich uͤber einen puncten (und zwar wie elend und falfch/ iſt offenbahr wor- den) auch nur zu beſchuldigen ſich hat unternehmen doͤrffen/ ſo nicht ausblieben waͤ- re/ in dem ich nicht heimlich ſondern offentlich allezeit vor ſo viel 100. perſonen frem- den und einheimiſchen meine predigten halte. Wo es gewiß nicht mangelt an leu- then die gern etwas anfffingen/ wo ſie nur koͤnten. Aber dem HErren ſey danck daß ſie noch dergleichen nirgends vermocht haben. So iſt mein leben auch hier ſo unbekant nicht/ als der ich nicht im winckel ſtecke. Jch habe mich nicht zu ruͤhmen/ doch hoffe ich getroſt aufftreten zu koͤnnen/ ob hier in dieſer ſtadt mir einer auch nur mit einen ſchein das jenige insgeſicht vorhalten doͤrffte/ woruͤber ich erroͤthen muͤſte. Daher auch unter ſo vielen calumnien, die ausgegangen/ gleichwohl keine gewe- ſen/ worinnen ich noch jemahl des lebens wegen waͤre angegriffen worden/ ſondern ſolches haben ſie mir allezeit unangetaſtet muͤſſen bleiben laſſen. Auch was uͤbrige abentheurliche ſpargimenten anlanget/ hats allezeit nicht mehr bedorfft/ als daß die leuthe/ ſo davon gehoͤret hatten/ hieher gekommen/ und alles in augenſchein ge- nommen/ da ſie den ungrund ſolcher fabeln mit verwunderen gehoͤret/ und alle die mir bekant woꝛden ſind/ oder mit mir geredet haben/ vergnuͤgt wieder weg gezogen ſind. Dem HErrn ſey danck vor dieſe ſeine regierung/ da er dergleichen uͤber mich verhaͤngen wollen/ mich immer deſto vorſichtiger zu machen/ und meine ge- dult zu uͤben und zu pꝛuͤfen/ und ſeine guͤte noch dazu in allen kuͤnfftig ſpuͤꝛen zu laſſen. Der gebe mir ferner ſeinen Geiſt/ ſeinen willen in allen dingen zu erkennen/ und ge- troſt zu thun. Wo GOtt/ ſo ich wuͤnſche einige beſtaͤndige auffenthalt in Den- nemarck zeigen wird/ hoffe ich/ werde derſelbe ſich auch dermaſſen dabey compor- tiren/ daß er nicht unwehrt/ und die anfaͤngliche gute goͤnner nicht muͤde oder verdroſſen werden. ꝛc. 1681. DISTIN-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/540>, abgerufen am 22.11.2024.