Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. SECTIO XIII. An Georg Conrad Dilfelden letzte antwort MJch hat hertzlich erfreuet/ daß mein hochgeehrter Herr bekennet/ er ha- Hingegen hat mich auch in dem brieff dieses betrübet/ daß ich fast sorgen Daß in der sache selbs mir und meinem geliebten schwager in solcher offent- vor
Das ſechſte Capitel. SECTIO XIII. An Georg Conrad Dilfelden letzte antwort MJch hat hertzlich erfreuet/ daß mein hochgeehrter Herr bekennet/ er ha- Hingegen hat mich auch in dem brieff dieſes betruͤbet/ daß ich faſt ſorgen Daß in der ſache ſelbs mir und meinem geliebten ſchwager in ſolcher offent- vor
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Das ſechſte Capitel.
SECTIO XIII.
An Georg Conrad Dilfelden letzte antwort
und erinnerung. Faſt allgemeine approbation
der GOTTEGgelehrt-
heit.
MJch hat hertzlich erfreuet/ daß mein hochgeehrter Herr bekennet/ er ha-
be in dieſer zeit und noth (NB. Es war damal die Peſt in Nordhau-
ſen/ und grasſirte daſelbs) mehr Theologiæ practicæ gelernet/ als
vormahl auff hohen ſchulen und ſonſten aus hochgelahrten Schrifften/ auch da-
vor GOTT danck ſaget. Ach der HErr gebe uns immer mehr und mehr die-
ſe warheit gruͤndlich in unſern hertzen zu erkeñen/ daß alſo ohne die buchſtaͤbliche er-
kaͤntnuͤß/ die freylich der andern grund/ und ihꝛ nicht bloß entgegen zu ſetzen iſt/ und
um welcher willen ſo Univerſitæten als gute buͤcher billich in wehrt zu halten ſind/
noch etwas mehr erfordert werde/ ein rechtſchaffener Theologus zu werden/ der
ſeine Theologiam nicht nur in dem hirn und gedancken ſondern in dem hertzen
habe. Wohin freylich neben gebet und meditation auch die tentatio und al-
lerhand aͤuſſerlich und innerliche leiden und anfechtung ein vortreffliches/ und von
GOTT ſonderlich geſegnetes mittel ſind.
Hingegen hat mich auch in dem brieff dieſes betruͤbet/ daß ich faſt ſorgen
muß/ mit meinem vorigen den gehabten zweck/ welcher geweſen/ ſein hertz zur er-
kaͤntnuͤß des gethanen unrechts zubewegen/ nicht erlangt zu haben. Weil es aus
dieſem ſcheinet/ man erkenne es noch wenig und ſuche nur beſchoͤnungen/ welches
aber vor GOTT wenig gnade bringet. Aus was gemuͤth der oͤffentliche an-
griff geſchehen/ habe ich nicht das urtheil zu ſprechen/ als der in die hertzen nicht ſe-
hen kan; wo man aber ſo viel/ als menſchen aus den umſtaͤnden und fruͤchten ſehen
moͤgen/ erweget/ wird ſich gewißlich kein reiner eyffer vor die reine Evangeliſche
warheit zeigen/ ſondern vielmehr dergleichen/ was nach fleiſchlichen affecten rie-
chet.
Daß in der ſache ſelbs mir und meinem geliebten ſchwager in ſolcher offent-
lichen anklage vor der gantzen kirchen zu viel und unrecht geſchehen/ halte mich ver-
ſichert/ daß es vor augen liege/ und ich nun wol einen couſenſum univerſalem
vor mich haben mag: Als der ich auffs wenigſte noch nicht einigen gehoͤret/ der
nicht mit meinem ſcripto zu frieden geweſen/ viele aber weiß/ die daraus alle
vor
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