Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO IV. Ach wie schwehr ists dem HERRN zu unsrer zeit ernstlich und nicht nach Das meiste aber so mich in des liebwehrtesten bruders schreiben efreuet/ und Daß ist die art gewesen/ wie die erste kirche sich erbauet hat/ und solchen rei- Cs hat ein guter freund und gottseliger Politicus/ welcher zu Darmstatt Cam- Llll 2
ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO IV. Ach wie ſchwehr iſts dem HERRN zu unſrer zeit ernſtlich und nicht nach Das meiſte aber ſo mich in des liebwehrteſten bruders ſchreiben efreuet/ und Daß iſt die art geweſen/ wie die erſte kirche ſich erbauet hat/ und ſolchen rei- Cs hat ein guter freund und gottſeliger Politicus/ welcher zu Darmſtatt Cam- Llll 2
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ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO IV.
Ach wie ſchwehr iſts dem HERRN zu unſrer zeit ernſtlich und nicht nach
der gemeinen mode zu dienen/ und damit nicht aller orten anſtoſſen; auch ſelbs bey
denjenigen/ die ſonſten auch in andern ſtuͤcken ihr pfund zu der kirchen beſten an-
zuwenden befliſſen ſind. GOtt erbarme ſich unſer gnaͤdiglich. Von Herrn N.
N. habe ſeiter der zeit nichts gehoͤret/ GOtt ſegne anch ſeine ſtudia zu ſeinen heili-
gen ehren. Er thut nicht uͤbel/ daß er ſich meiner jetzo enthaͤlt um ſeine ſtudia
nicht mit haß und mißgunſt zu beladen/ die ihm zu ertragen noch zu ſchwehr ſeyen
moͤchten.
Das meiſte aber ſo mich in des liebwehrteſten bruders ſchreiben efreuet/ und
GOtt davor zu preiſen bewogen hat/ iſt die liebe frucht/ ſo GOtt zu ſeiner lieben
arbeit bey der jugend giebt. Ach wie eine liebe ſaat/ die auff dieſe aͤcker geſchiehet
von denen die erndte der kuͤnfftigen zeit/ und alſo alle meiſte hoffnung in der welt
dependiret. GOtt laſſe ſolche arbeit noch tauſendfaͤltig geſegnet werden/ und
gebe die freude einer reichſten erndte. Daß es viele nicht nur arbeit ſonderen ver-
druß und widerſprechens gebe und geben werde/ zweiffle ich nicht: aber das werck
iſt deſſen wohl werth/ wegen der frucht/ auch dabey zuleyden. Laſſet uns geſagt
ſeyn was dorten Jacob ſagt c. 5. So ſeyd nun geduldig ‒ ‒ ‒ iſt nahe. Ach
daß der HERR auch andere mitarbeiter in dieſem ſtuͤck noch erweckete/ damit die
jugend/ welche bißdaher faſt alle bluͤt ihrer jahr mit weltlichen kuͤnſten zu bringen
muͤſſen demjenigen anfingen zugefuͤhret zu werden/ welcher der einige zweck ihres
gantzen lebens ſeyn ſolte. Herr N.N. kleines tractaͤtlein von den ſchulen hat einige fei-
ne erinnerungen. Jch zweiffle aber nicht/ mein geliebteſter bruder wird aus eige-
ner erfahrung viel mehreres zeigen koͤnnen. Daß die lehr der Apoſtel ſonderlich
Ebr. 3/ 13. unter uns Chriſten ſo unbekant worden/ iſt freylich nicht gnugſam zu-
beklagen: und was iſts/ daß der teuffel in allen dingen/ die jetzo vorgehen/ mehr
beſtreitet als eben dieſes/ daß from̃e Chriſten ſich ſelber unter einander zu erbauen
macht haben ſollen. Er ſiehet gar wohl/ daß dieſes ſein reich den ſtaͤrckſten ſtoß gie-
bet. Wie ich durch GOttes gnade hier der exempel nicht wenig habe/ von leuten
die durch dergleichen gelegenheit ihrem GOtt gewonnen worden ſeynd/ die ſo lange
jahr alle unſere predigten vergebens hette angehoͤꝛet: und wuͤꝛde es dahin kom̃en/ daß
ſolches anfienge freyer zu geſchehen/ ſo wuͤrde der teuffel nimmer ſo viel wehren koͤn-
nen mit nachdruck/ daß ihm nicht viel ſeelen noch ſolten entriſſen werden/ wie er
biß daher gethan/ und dur chgedrungen.
Daß iſt die art geweſen/ wie die erſte kirche ſich erbauet hat/ und ſolchen rei-
chen ſegen Goͤttlicher gnade dabey geſpuͤret/ daß wir ohne ſcham und betruͤbnuͤß an
ſolch liebes exempel nicht gedencken koͤnnen/ wo wir das gegenwaͤrtige vor augen ha-
ben.
Cs hat ein guter freund und gottſeliger Politicus/ welcher zu Darmſtatt
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