Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. II. SECT. III. lenden qvalitäten decliniret/ und auff andere begabtere gewiesen; also gar/daß in dem letzten schreiben/ darinnen er in solcher materie nach Dresden geantwortet/ ob er wohl erkannt/ daß er so wenig als einiger Theologus einem wahrhafftigen Göttl. beruff sich entziehen dörffte/ doch daß hier jener zu erkennen nicht befunden/ und daher mit diesen worten geschlossen: Haec in timore Domini probe expendens, confido, qvod idem mecum sensurus sis, nimirum me sparte tam illustri imparem, adeoqve sine peccato (nisi de Theio consilia aliter convincerer) ea mihi nec demandari nec a me suscipi posse. Deus ipse, qvem suo consilio destinavit, certis characteribus designet virum & vobis feliciter jungat. Daß es aber (gegen alles solches entschul- digen dennoch zu solchem ernst gekommen) scheinet/ Göttlicher regierung zu- zuschreiben zu seyn. 3. Jst auch fast ungewohnt/ daß ein grosser Herr so bald eine solenne vocation schicket/ da der verspruch der folge noch nicht geschehen/ sondern die person glimpfflich die sache zu decliniren sich beflissen. Welches sonderlich ebenfalls Göttlichen finger andeuten mag. 4. Wie das Churfürstenthum Sachsen allezeit dasjenige land gewe- sen/ dahin man sonsten vielmehr seine zuflucht genommen/ wo man ander- wärts hin rechtschaffene Theologos verlanget/ es auch diesesmahl an ein- heimischen tapfferen leuten nicht mangeln kan/ so ist nachmahl etwas unge- wöhnliches/ daß man in die fremde gehet/ und einen beruffen will/ der nichts anders als ein Pfarrherr und Senior in einer stadt ist/ da sonsten die Acade- mien vielmehr die pflantz-garten sind/ wo dergleichen leute gesuchet werden. 5. D. Spener achtet auch dieses als ein sonderliches zeichen Göttlicher providentz/ daß auff ihn die sache kommen sollen/ da vor einigen jahren gleichwohl so barte verdacht und lästerungen hin und wieder/ über und wider ihn ergangen/ und zwar auch in Sachsen erschollen: da zwar der S. Herr D. Ge[i]er immer seine unschuld erkannt/ auch einige andere ihre liebe nicht sincken lassen/ andere aber sich durch solche dinge aus leichtglaubigkeit oder mit willen einnehmen lassen: Es ist aber fast etwas ungewöhnliches/ iemand zu so wichtigem Amt zu beruffen/ der iemahl mit dergleichen lästerungen ge- schwärtzet worden. 6. Jndessen ist von seiten der vocation alles richtig. Jndem Churfürstl. Durchl. auff den vorschlag des Ober-Consistorii auch aus eigenem belieben und gnädigstem vertrauen die vocation ergehen lassen. Hochlöbliches Ober- Consistorium aber durch dero recommendation und eigen invitations-schrei- ben seine begierde nach mir bezeuget hat. So ist auch von einer berühmten Chur-Sächsischen Universität durch einen trefflichen Theologum an mich geschrieben worden. Welcherley conspirantia vota und desideria man nicht wohl anders/ als Göttlicher regierung zu zuschreiben weiß. 7. Die- Rrrr 2
ARTIC. II. SECT. III. lenden qvalitaͤten decliniret/ und auff andere begabtere gewieſen; alſo gar/daß in dem letzten ſchreiben/ darinnen er in ſolcher materie nach Dresden geantwortet/ ob er wohl erkannt/ daß er ſo wenig als einiger Theologus einem wahrhafftigen Goͤttl. beruff ſich entziehen doͤrffte/ doch daß hier jener zu erkennen nicht befunden/ und daher mit dieſen worten geſchloſſen: Hæc in timore Domini probe expendens, confido, qvod idem mecum ſenſurus ſis, nimirum me ſparte tam illuſtri imparem, adeoqve ſine peccato (niſi de Θείῳ conſilia aliter convincerer) ea mihi nec demandari nec à me ſuſcipi poſſe. Deus ipſe, qvem ſuo conſilio deſtinavit, certis characteribus deſignet virum & vobis feliciter jungat. Daß es aber (gegen alles ſolches entſchul- digen dennoch zu ſolchem ernſt gekommen) ſcheinet/ Goͤttlicher regierung zu- zuſchreiben zu ſeyn. 3. Jſt auch faſt ungewohnt/ daß ein groſſer Herr ſo bald eine ſolenne vocation ſchicket/ da der verſpruch der folge noch nicht geſchehen/ ſondern die perſon glimpfflich die ſache zu decliniren ſich befliſſen. Welches ſonderlich ebenfalls Goͤttlichen finger andeuten mag. 4. Wie das Churfuͤrſtenthum Sachſen allezeit dasjenige land gewe- ſen/ dahin man ſonſten vielmehr ſeine zuflucht genommen/ wo man ander- waͤrts hin rechtſchaffene Theologos verlanget/ es auch dieſesmahl an ein- heimiſchen tapfferen leuten nicht mangeln kan/ ſo iſt nachmahl etwas unge- woͤhnliches/ daß man in die fremde gehet/ und einen beruffen will/ der nichts anders als ein Pfarrherr und Senior in einer ſtadt iſt/ da ſonſten die Acade- mien vielmehr die pflantz-garten ſind/ wo dergleichen leute geſuchet werden. 5. D. Spener achtet auch dieſes als ein ſonderliches zeichen Goͤttlicher providentz/ daß auff ihn die ſache kommen ſollen/ da vor einigen jahren gleichwohl ſo barte verdacht und laͤſterungen hin und wieder/ uͤber und wider ihn ergangen/ und zwar auch in Sachſen erſchollen: da zwar der S. Herr D. Ge[i]er immer ſeine unſchuld erkannt/ auch einige andere ihre liebe nicht ſincken laſſen/ andere aber ſich durch ſolche dinge aus leichtglaubigkeit oder mit willen einnehmen laſſen: Es iſt aber faſt etwas ungewoͤhnliches/ iemand zu ſo wichtigem Amt zu beruffen/ der iemahl mit dergleichen laͤſterungen ge- ſchwaͤrtzet worden. 6. Jndeſſen iſt von ſeiten der vocation alles richtig. Jndem Churfuͤrſtl. Durchl. auff den vorſchlag des Ober-Conſiſtorii auch aus eigenem belieben und gnaͤdigſtem vertrauen die vocation ergehen laſſen. Hochloͤbliches Ober- Conſiſtorium aber durch dero recommendation und eigen invitations-ſchrei- ben ſeine begierde nach mir bezeuget hat. So iſt auch von einer beruͤhmten Chur-Saͤchſiſchen Univerſitaͤt durch einen trefflichen Theologum an mich geſchrieben worden. Welcherley conſpirantia vota und deſideria man nicht wohl anders/ als Goͤttlicher regierung zu zuſchreiben weiß. 7. Die- Rrrr 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0701" n="683"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">ARTIC. II. SECT. III.</hi></fw><lb/> lenden <hi rendition="#aq">qvalit</hi>aͤten <hi rendition="#aq">declin</hi>iret/ und auff andere begabtere gewieſen; alſo gar/<lb/> daß in dem letzten ſchreiben/ darinnen er in ſolcher <hi rendition="#aq">materi</hi>e nach Dresden<lb/> geantwortet/ ob er wohl erkannt/ daß er ſo wenig als einiger <hi rendition="#aq">Theologus</hi><lb/> einem wahrhafftigen Goͤttl. beruff ſich entziehen doͤrffte/ doch daß hier jener<lb/> zu erkennen nicht befunden/ und daher mit dieſen worten geſchloſſen: <hi rendition="#aq">Hæc<lb/> in timore Domini probe expendens, confido, qvod idem mecum ſenſurus<lb/> ſis, nimirum me ſparte tam illuſtri imparem, adeoqve ſine peccato (niſi<lb/> de</hi> Θείῳ <hi rendition="#aq">conſilia aliter convincerer<hi rendition="#i">)</hi> ea mihi nec demandari nec à me ſuſcipi<lb/> poſſe. Deus ipſe, qvem ſuo conſilio deſtinavit, certis characteribus deſignet<lb/> virum & vobis feliciter jungat.</hi> Daß es aber (gegen alles ſolches entſchul-<lb/> digen dennoch zu ſolchem ernſt gekommen) ſcheinet/ Goͤttlicher regierung zu-<lb/> zuſchreiben zu ſeyn.</item><lb/> <item>3. Jſt auch faſt ungewohnt/ daß ein groſſer Herr ſo bald eine <hi rendition="#aq">ſolenne<lb/> vocation</hi> ſchicket/ da der verſpruch der folge noch nicht geſchehen/ ſondern die<lb/> perſon glimpfflich die ſache zu <hi rendition="#aq">declin</hi>iren ſich befliſſen. Welches ſonderlich<lb/> ebenfalls Goͤttlichen finger andeuten mag.</item><lb/> <item>4. Wie das Churfuͤrſtenthum Sachſen allezeit dasjenige land gewe-<lb/> ſen/ dahin man ſonſten vielmehr ſeine zuflucht genommen/ wo man ander-<lb/> waͤrts hin rechtſchaffene <hi rendition="#aq">Theologos</hi> verlanget/ es auch dieſesmahl an ein-<lb/> heimiſchen tapfferen leuten nicht mangeln kan/ ſo iſt nachmahl etwas unge-<lb/> woͤhnliches/ daß man in die fremde gehet/ und einen beruffen will/ der nichts<lb/> anders als ein Pfarrherr und <hi rendition="#aq">Senior</hi> in einer ſtadt iſt/ da ſonſten die <hi rendition="#aq">Acade-<lb/> mi</hi>en vielmehr die pflantz-garten ſind/ wo dergleichen leute geſuchet werden.</item><lb/> <item>5. <hi rendition="#aq">D.</hi> Spener achtet auch dieſes als ein ſonderliches zeichen Goͤttlicher<lb/><hi rendition="#aq">providen</hi>tz/ daß auff ihn die ſache kommen ſollen/ da vor einigen jahren<lb/> gleichwohl ſo barte verdacht und laͤſterungen hin und wieder/ uͤber und wider<lb/> ihn ergangen/ und zwar auch in Sachſen erſchollen: da zwar der S. Herr<lb/><hi rendition="#aq">D.</hi> Ge<supplied>i</supplied>er immer ſeine unſchuld erkannt/ auch einige andere ihre liebe nicht<lb/> ſincken laſſen/ andere aber ſich durch ſolche dinge aus leichtglaubigkeit oder<lb/> mit willen einnehmen laſſen: Es iſt aber faſt etwas ungewoͤhnliches/ iemand<lb/> zu ſo wichtigem Amt zu beruffen/ der iemahl mit dergleichen laͤſterungen ge-<lb/> ſchwaͤrtzet worden.</item><lb/> <item>6. Jndeſſen iſt von ſeiten der <hi rendition="#aq">vocation</hi> alles richtig. Jndem Churfuͤrſtl.<lb/> Durchl. auff den vorſchlag des Ober-<hi rendition="#aq">Conſiſtorii</hi> auch aus eigenem belieben<lb/> und gnaͤdigſtem vertrauen die <hi rendition="#aq">vocation</hi> ergehen laſſen. Hochloͤbliches Ober-<lb/><hi rendition="#aq">Conſiſtorium</hi> aber durch dero <hi rendition="#aq">recommendation</hi> und eigen <hi rendition="#aq">invitation</hi>s-ſchrei-<lb/> ben ſeine begierde nach mir bezeuget hat. So iſt auch von einer beruͤhmten<lb/> Chur-Saͤchſiſchen Univerſitaͤt durch einen trefflichen <hi rendition="#aq">Theologum</hi> an mich<lb/> geſchrieben worden. Welcherley <hi rendition="#aq">conſpirantia vota</hi> und <hi rendition="#aq">deſideria</hi> man nicht<lb/> wohl anders/ als Goͤttlicher regierung zu zuſchreiben weiß.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Rrrr 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">7. Die-</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [683/0701]
ARTIC. II. SECT. III.
lenden qvalitaͤten decliniret/ und auff andere begabtere gewieſen; alſo gar/
daß in dem letzten ſchreiben/ darinnen er in ſolcher materie nach Dresden
geantwortet/ ob er wohl erkannt/ daß er ſo wenig als einiger Theologus
einem wahrhafftigen Goͤttl. beruff ſich entziehen doͤrffte/ doch daß hier jener
zu erkennen nicht befunden/ und daher mit dieſen worten geſchloſſen: Hæc
in timore Domini probe expendens, confido, qvod idem mecum ſenſurus
ſis, nimirum me ſparte tam illuſtri imparem, adeoqve ſine peccato (niſi
de Θείῳ conſilia aliter convincerer) ea mihi nec demandari nec à me ſuſcipi
poſſe. Deus ipſe, qvem ſuo conſilio deſtinavit, certis characteribus deſignet
virum & vobis feliciter jungat. Daß es aber (gegen alles ſolches entſchul-
digen dennoch zu ſolchem ernſt gekommen) ſcheinet/ Goͤttlicher regierung zu-
zuſchreiben zu ſeyn.
3. Jſt auch faſt ungewohnt/ daß ein groſſer Herr ſo bald eine ſolenne
vocation ſchicket/ da der verſpruch der folge noch nicht geſchehen/ ſondern die
perſon glimpfflich die ſache zu decliniren ſich befliſſen. Welches ſonderlich
ebenfalls Goͤttlichen finger andeuten mag.
4. Wie das Churfuͤrſtenthum Sachſen allezeit dasjenige land gewe-
ſen/ dahin man ſonſten vielmehr ſeine zuflucht genommen/ wo man ander-
waͤrts hin rechtſchaffene Theologos verlanget/ es auch dieſesmahl an ein-
heimiſchen tapfferen leuten nicht mangeln kan/ ſo iſt nachmahl etwas unge-
woͤhnliches/ daß man in die fremde gehet/ und einen beruffen will/ der nichts
anders als ein Pfarrherr und Senior in einer ſtadt iſt/ da ſonſten die Acade-
mien vielmehr die pflantz-garten ſind/ wo dergleichen leute geſuchet werden.
5. D. Spener achtet auch dieſes als ein ſonderliches zeichen Goͤttlicher
providentz/ daß auff ihn die ſache kommen ſollen/ da vor einigen jahren
gleichwohl ſo barte verdacht und laͤſterungen hin und wieder/ uͤber und wider
ihn ergangen/ und zwar auch in Sachſen erſchollen: da zwar der S. Herr
D. Geier immer ſeine unſchuld erkannt/ auch einige andere ihre liebe nicht
ſincken laſſen/ andere aber ſich durch ſolche dinge aus leichtglaubigkeit oder
mit willen einnehmen laſſen: Es iſt aber faſt etwas ungewoͤhnliches/ iemand
zu ſo wichtigem Amt zu beruffen/ der iemahl mit dergleichen laͤſterungen ge-
ſchwaͤrtzet worden.
6. Jndeſſen iſt von ſeiten der vocation alles richtig. Jndem Churfuͤrſtl.
Durchl. auff den vorſchlag des Ober-Conſiſtorii auch aus eigenem belieben
und gnaͤdigſtem vertrauen die vocation ergehen laſſen. Hochloͤbliches Ober-
Conſiſtorium aber durch dero recommendation und eigen invitations-ſchrei-
ben ſeine begierde nach mir bezeuget hat. So iſt auch von einer beruͤhmten
Chur-Saͤchſiſchen Univerſitaͤt durch einen trefflichen Theologum an mich
geſchrieben worden. Welcherley conſpirantia vota und deſideria man nicht
wohl anders/ als Goͤttlicher regierung zu zuſchreiben weiß.
7. Die-
Rrrr 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |