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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. SECT. IV.
erfordert/ genug bekannt ist/ übertrage/ denselben die beyderley rationes com-
munic
ire/ und von ieglichem derselben/ wohin er nach gottseliger überlegung der
sache den Göttlichen finger zu weisen/ erachte/ erwarte/ und also endlich aus dero
conspirantibus oder doch pluribus votis den willen des HErrn zu dessen ge-
wisser folge erlerne. Wie nun solches mittel auch meinem HErren und Obern
allhier nicht mißfällig/ so habe zeit zu gewinnen dasselbe also bald in dem nah-
men des HErrn zu werck gerichtet/ und lasse die freundliche ersuch-schreiben in
dieser materie an solche gottselige freunde und Theologos abgehen/ dabey hof-
fende/ E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hochw. werden ihnen gleichfalls dasselbe
belieben lassen/ wie nicht weniger bey Seiner Churfürstl. Durchl. vermitteln
helffen/ daß dasselbe nicht ungnädig auffgenommen werde. Solte zwar die
zeit zu lang fallen/ (wie dann von meinem ort unter 3. wochen die antwort nicht
erwartet werden kan/) oder sonsten dieser modus Seiner Churfürstl. Durchl.
nicht gnädigst belieben/ so wüste der sache nicht zu rathen/ und könte nicht dage-
gen seyn/ wo deswegen die absicht auff andere tüchtigere personen gerichtet wür-
de/ sondern müste eben daraus/ daß der Göttliche wille anders/ als er anfangs
geschienen/ wäre/ zu befriedigung meiner seelen/ abnehmen. Doch wolte hoffen/
daß mir auch sonsten einige zeit gnädigst gegönnet werden möchte/ eine cur vor-
hero vorzunehmen/ als ich die reise antreten könte. Es ist bekannt/ was vor eine
langwiehrige und gefährlich geschienene kranckheit ich das vorige jahr nach des
Höchsten willen ausgestanden/ so mich 30. wochen von der cantzel abgehalten:
Nun hat aber der HErr zu dero ziemlicher hinwegnehmung hauptsächlich den
gebrauch des warmen Emser brünnleins gesegnet. Hingegen hat solche cur die
art/ daß sie zu völliger frist will wohl 2. jahr nach einander gebraucht seyn/ so ist
auch nicht nur der eine zustand bey mir gantz gründlich weggegangen/ sondern
ich habe neulichen Januario, und auffs neue vor etzlichen wochen solche be-
schwerde wiederum stärcker zu spühren angefangen/ daß von den medicis in die-
sem frühling die cur zu wiederhohlen nöthig erachtet wird/ um so viel mehr/ weil
ich sorgen muß/ daß die bewegung bey herannahendem abschied/ wo solcher fol-
gen solle/ so dann die ziemliche reise/ der ich alles reisens von guter zeit unge-
wohnt/ mir naturlicher weise nicht anders/ als so zusetzen werde/ daß ich einer
guten stärckung der kräfften vorher durch eine solche cur/ zu dero mir ohne das die
weite des wegs und zunehmende jahre hinkünfftig wenig hoffnung mehr las-
sen/ bedörffen mag/ und mir hoffendlich in gnaden gegönnet werden wird: in-
dem mit einem mann/ der so bald in dem antritt wenig kräffte zur arbeit hätte/
einem wichtigen amt schlecht gedienet seyn wird. Es kan aber solche cur wenig
vor dem Majo angehoben werden/ und ich also vor dem Junio der würcklichen an-
kunft unmögligkeit nicht vor mir sehe: daher ich im fall der erfolgenden gewißheit
des beruffs selbs doch solche erlaubnüß unterthänigst und gehorsamlich zu bitten
haben würde. Jm übrigen habe ich E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hoch-

würden
Ssss

ARTIC. I. SECT. IV.
erfordert/ genug bekannt iſt/ uͤbertrage/ denſelben die beyderley rationes com-
munic
ire/ und von ieglichem derſelben/ wohin er nach gottſeliger uͤberlegung der
ſache den Goͤttlichen finger zu weiſen/ erachte/ erwarte/ und alſo endlich aus dero
conſpirantibus oder doch pluribus votis den willen des HErrn zu deſſen ge-
wiſſer folge erlerne. Wie nun ſolches mittel auch meinem HErren und Obern
allhier nicht mißfaͤllig/ ſo habe zeit zu gewinnen daſſelbe alſo bald in dem nah-
men des HErrn zu werck gerichtet/ und laſſe die freundliche erſuch-ſchreiben in
dieſer materie an ſolche gottſelige freunde und Theologos abgehen/ dabey hof-
fende/ E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hochw. werden ihnen gleichfalls daſſelbe
belieben laſſen/ wie nicht weniger bey Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. vermitteln
helffen/ daß daſſelbe nicht ungnaͤdig auffgenommen werde. Solte zwar die
zeit zu lang fallen/ (wie dann von meinem ort unter 3. wochen die antwort nicht
erwartet werden kan/) oder ſonſten dieſer modus Seiner Churfuͤrſtl. Durchl.
nicht gnaͤdigſt belieben/ ſo wuͤſte der ſache nicht zu rathen/ und koͤnte nicht dage-
gen ſeyn/ wo deswegen die abſicht auff andere tuͤchtigere perſonen gerichtet wuͤr-
de/ ſondern muͤſte eben daraus/ daß der Goͤttliche wille anders/ als er anfangs
geſchienen/ waͤre/ zu befriedigung meiner ſeelen/ abnehmen. Doch wolte hoffen/
daß mir auch ſonſten einige zeit gnaͤdigſt gegoͤnnet werden moͤchte/ eine cur vor-
hero vorzunehmen/ als ich die reiſe antreten koͤnte. Es iſt bekannt/ was vor eine
langwiehrige und gefaͤhrlich geſchienene kranckheit ich das vorige jahr nach des
Hoͤchſten willen ausgeſtanden/ ſo mich 30. wochen von der cantzel abgehalten:
Nun hat aber der HErr zu dero ziemlicher hinwegnehmung hauptſaͤchlich den
gebrauch des warmen Emſer bruͤnnleins geſegnet. Hingegen hat ſolche cur die
art/ daß ſie zu voͤlliger friſt will wohl 2. jahr nach einander gebraucht ſeyn/ ſo iſt
auch nicht nur der eine zuſtand bey mir gantz gruͤndlich weggegangen/ ſondern
ich habe neulichen Januario, und auffs neue vor etzlichen wochen ſolche be-
ſchwerde wiederum ſtaͤrcker zu ſpuͤhren angefangen/ daß von den medicis in die-
ſem fruͤhling die cur zu wiederhohlen noͤthig erachtet wird/ um ſo viel mehr/ weil
ich ſorgen muß/ daß die bewegung bey herannahendem abſchied/ wo ſolcher fol-
gen ſolle/ ſo dann die ziemliche reiſe/ der ich alles reiſens von guter zeit unge-
wohnt/ mir naturlicher weiſe nicht anders/ als ſo zuſetzen werde/ daß ich einer
guten ſtaͤrckung der kraͤfften vorher durch eine ſolche cur/ zu dero mir ohne das die
weite des wegs und zunehmende jahre hinkuͤnfftig wenig hoffnung mehr laſ-
ſen/ bedoͤrffen mag/ und mir hoffendlich in gnaden gegoͤnnet werden wird: in-
dem mit einem mann/ der ſo bald in dem antritt wenig kraͤffte zur arbeit haͤtte/
einem wichtigen amt ſchlecht gedienet ſeyn wird. Es kan aber ſolche cur wenig
vor dem Majo angehoben weꝛden/ und ich alſo voꝛ dem Junio der wuͤꝛcklichen an-
kunft unmoͤgligkeit nicht vor mir ſehe: daher ich im fall der erfolgenden gewißheit
des beruffs ſelbs doch ſolche erlaubnuͤß unterthaͤnigſt und gehorſamlich zu bitten
haben wuͤrde. Jm uͤbrigen habe ich E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hoch-

wuͤrden
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[689/0707] ARTIC. I. SECT. IV. erfordert/ genug bekannt iſt/ uͤbertrage/ denſelben die beyderley rationes com- municire/ und von ieglichem derſelben/ wohin er nach gottſeliger uͤberlegung der ſache den Goͤttlichen finger zu weiſen/ erachte/ erwarte/ und alſo endlich aus dero conſpirantibus oder doch pluribus votis den willen des HErrn zu deſſen ge- wiſſer folge erlerne. Wie nun ſolches mittel auch meinem HErren und Obern allhier nicht mißfaͤllig/ ſo habe zeit zu gewinnen daſſelbe alſo bald in dem nah- men des HErrn zu werck gerichtet/ und laſſe die freundliche erſuch-ſchreiben in dieſer materie an ſolche gottſelige freunde und Theologos abgehen/ dabey hof- fende/ E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hochw. werden ihnen gleichfalls daſſelbe belieben laſſen/ wie nicht weniger bey Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. vermitteln helffen/ daß daſſelbe nicht ungnaͤdig auffgenommen werde. Solte zwar die zeit zu lang fallen/ (wie dann von meinem ort unter 3. wochen die antwort nicht erwartet werden kan/) oder ſonſten dieſer modus Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. nicht gnaͤdigſt belieben/ ſo wuͤſte der ſache nicht zu rathen/ und koͤnte nicht dage- gen ſeyn/ wo deswegen die abſicht auff andere tuͤchtigere perſonen gerichtet wuͤr- de/ ſondern muͤſte eben daraus/ daß der Goͤttliche wille anders/ als er anfangs geſchienen/ waͤre/ zu befriedigung meiner ſeelen/ abnehmen. Doch wolte hoffen/ daß mir auch ſonſten einige zeit gnaͤdigſt gegoͤnnet werden moͤchte/ eine cur vor- hero vorzunehmen/ als ich die reiſe antreten koͤnte. Es iſt bekannt/ was vor eine langwiehrige und gefaͤhrlich geſchienene kranckheit ich das vorige jahr nach des Hoͤchſten willen ausgeſtanden/ ſo mich 30. wochen von der cantzel abgehalten: Nun hat aber der HErr zu dero ziemlicher hinwegnehmung hauptſaͤchlich den gebrauch des warmen Emſer bruͤnnleins geſegnet. Hingegen hat ſolche cur die art/ daß ſie zu voͤlliger friſt will wohl 2. jahr nach einander gebraucht ſeyn/ ſo iſt auch nicht nur der eine zuſtand bey mir gantz gruͤndlich weggegangen/ ſondern ich habe neulichen Januario, und auffs neue vor etzlichen wochen ſolche be- ſchwerde wiederum ſtaͤrcker zu ſpuͤhren angefangen/ daß von den medicis in die- ſem fruͤhling die cur zu wiederhohlen noͤthig erachtet wird/ um ſo viel mehr/ weil ich ſorgen muß/ daß die bewegung bey herannahendem abſchied/ wo ſolcher fol- gen ſolle/ ſo dann die ziemliche reiſe/ der ich alles reiſens von guter zeit unge- wohnt/ mir naturlicher weiſe nicht anders/ als ſo zuſetzen werde/ daß ich einer guten ſtaͤrckung der kraͤfften vorher durch eine ſolche cur/ zu dero mir ohne das die weite des wegs und zunehmende jahre hinkuͤnfftig wenig hoffnung mehr laſ- ſen/ bedoͤrffen mag/ und mir hoffendlich in gnaden gegoͤnnet werden wird: in- dem mit einem mann/ der ſo bald in dem antritt wenig kraͤffte zur arbeit haͤtte/ einem wichtigen amt ſchlecht gedienet ſeyn wird. Es kan aber ſolche cur wenig vor dem Majo angehoben weꝛden/ und ich alſo voꝛ dem Junio der wuͤꝛcklichen an- kunft unmoͤgligkeit nicht vor mir ſehe: daher ich im fall der erfolgenden gewißheit des beruffs ſelbs doch ſolche erlaubnuͤß unterthaͤnigſt und gehorſamlich zu bitten haben wuͤrde. Jm uͤbrigen habe ich E. Hochherrl. Gn. Excell. und Hoch- wuͤrden Ssss

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/707>, abgerufen am 22.11.2024.