Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo sie sorgen/ das gegentheiletwas wider sie bey mir tendirt hätte/ was zu ihrer unschuld dienet/ mir commu- niciren mögen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklähren und solchen mich widersetzen müsste; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu lieb mich der communication mit den andern entschlage/ damit sie sich begnügen können/ und wo ich nicht so zu reden/ gantz die partey nehme/ solches nicht als ein mißtrauen in sie auffnehmen sollen. Dann da bekenne/ daß mich sauer ankomt/ völ- lig auff eine seite zu treten/ wo mir die cognitio causae nicht anbefohlen/ noch auch in abwesenheit völlig möglich ist; alldieweil auch die Christliche freunde/ wenn auch die sache selbs gut ist/ in einigen umständen zuweilen den andern theil gewinnen möchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ sondern aus dem/ wie sie sich die sache ein- mahl inprimirt haben. Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und SECTIO XXXV. Verlangen nach beylegung der gantzen sache desso EUer Excell. beliebiges ist mir wol worden/ und habe ich draus verstanden Die sache selbs anlangend/ als meines reinen gewissens versichert/ erwarte gnä-
Das ſechſte Capitel. mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo ſie ſorgen/ das gegentheiletwas wider ſie bey mir tendirt haͤtte/ was zu ihrer unſchuld dienet/ mir commu- niciren moͤgen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklaͤhren und ſolchen mich widerſetzen muͤſſte; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu lieb mich der communication mit den andern entſchlage/ damit ſie ſich begnuͤgen koͤnnen/ und wo ich nicht ſo zu reden/ gantz die partey nehme/ ſolches nicht als ein mißtrauen in ſie auffnehmen ſollen. Dann da bekenne/ daß mich ſauer ankomt/ voͤl- lig auff eine ſeite zu treten/ wo mir die cognitio cauſæ nicht anbefohlen/ noch auch in abweſenheit voͤllig moͤglich iſt; alldieweil auch die Chriſtliche freunde/ wenn auch die ſache ſelbs gut iſt/ in einigen umſtaͤnden zuweilen den andern theil gewinnen moͤchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ ſondern aus dem/ wie ſie ſich die ſache ein- mahl inprimirt haben. Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und SECTIO XXXV. Verlangen nach beylegung der gantzen ſache desſo EUer Excell. beliebiges iſt mir wol worden/ und habe ich draus verſtanden Die ſache ſelbs anlangend/ als meines reinen gewiſſens verſichert/ erwarte gnaͤ-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0836" n="818"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das ſechſte Capitel.</hi></fw><lb/> mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo ſie ſorgen/ das gegentheil<lb/> etwas wider ſie bey mir <hi rendition="#aq">tendirt</hi> haͤtte/ was zu ihrer unſchuld dienet/ mir <hi rendition="#aq">commu-<lb/> nici</hi>ren moͤgen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklaͤhren<lb/> und ſolchen mich widerſetzen muͤſſte; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu<lb/> lieb mich der <hi rendition="#aq">communication</hi> mit den andern entſchlage/ damit ſie ſich begnuͤgen<lb/> koͤnnen/ und wo ich nicht ſo zu reden/ gantz die <hi rendition="#aq">partey</hi> nehme/ ſolches nicht als ein<lb/> mißtrauen in ſie auffnehmen ſollen. Dann da bekenne/ daß mich ſauer ankomt/ voͤl-<lb/> lig auff eine ſeite zu treten/ wo mir die <hi rendition="#aq">cognitio cauſæ</hi> nicht anbefohlen/ noch auch<lb/> in abweſenheit voͤllig moͤglich iſt; alldieweil auch die Chriſtliche freunde/ wenn auch<lb/> die ſache ſelbs gut iſt/ in einigen umſtaͤnden zuweilen den andern theil gewinnen<lb/> moͤchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ ſondern aus dem/ wie ſie ſich die ſache ein-<lb/> mahl <hi rendition="#aq">inprimirt</hi> haben.</p><lb/> <p>Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und<lb/> fordere von niemand ein mehrers vor mich/ noch ſetze deswegen mißtrauen in die je-<lb/> nige/ welche mir nicht voͤllig bey zutreten ſich <hi rendition="#aq">reſolvi</hi>rten. Der HERR verbinde<lb/> allezeit unſere hertzen in wahrhafftiger einigkeit und erkaͤntnuͤß ſeines willens. 9.<lb/> Sept. 1690.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXXV.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">V</hi>erlangen nach beylegung der gantzen ſache desſo<lb/> genanten</hi> <hi rendition="#aq">Pietismi</hi> <hi rendition="#fr">: Dero wichtig-<lb/> keit.</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>Uer <hi rendition="#aq">Excell.</hi> beliebiges iſt mir wol worden/ und habe ich draus verſtanden<lb/> daß dieſelbe rathſam befinden/ daß hierausgefertigte klag-<hi rendition="#aq">memorial</hi> wide-<lb/> rum zuruͤck an den Hochl geheimen rath zuſenden. Wie mir nun leid iſt/ daß<lb/> Ew. <hi rendition="#aq">Excell.</hi> hiedurch unnoͤthe beſchwerde gemachet worden/ alſo ſage gehorſamen<lb/> danck/ vor die auch hierunter unterſchiedliche genomme bemuͤhung und bezeugte<lb/> großguͤnſtige <hi rendition="#aq">affection.</hi></p><lb/> <p>Die ſache ſelbs anlangend/ als meines reinen gewiſſens verſichert/ erwarte<lb/> ich ferner/ was ein Hochl. geheimter Rath vornehmen werde. An mir hof-<lb/> fe in meinem gantzen leben gezeiget zu haben/ daß wie niemand mit willen beleidige/<lb/> alſo in unvermuthet enſtehenden zwiſtigkeiten mich allezeit zu der guͤte als fern<lb/> das gewiſſen zugeben mag/ bereit erweiſe. Was den gantzen <hi rendition="#aq">pietismum</hi>betrifft/<lb/> pflichte Ew. <hi rendition="#aq">Excell.</hi> vornehmen billich auch von hertzen bey/ daß mit dem nah-<lb/> men deſſelben alles ſo nach einer <hi rendition="#aq">ſecte</hi> ſchmecken ſolte/ aus den grund gehoben wuͤr-<lb/> de: wozu ich auch hoffe/ in dem an Sr. Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit unſren<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gnaͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [818/0836]
Das ſechſte Capitel.
mir verlangen/ die ich auch auffrichtig geben/ auch wo ſie ſorgen/ das gegentheil
etwas wider ſie bey mir tendirt haͤtte/ was zu ihrer unſchuld dienet/ mir commu-
niciren moͤgen/ aber nicht fordern/ daß mich deswegen gegen die andere erklaͤhren
und ſolchen mich widerſetzen muͤſſte; Wie wohlich gemeiniglich als denn ihnen zu
lieb mich der communication mit den andern entſchlage/ damit ſie ſich begnuͤgen
koͤnnen/ und wo ich nicht ſo zu reden/ gantz die partey nehme/ ſolches nicht als ein
mißtrauen in ſie auffnehmen ſollen. Dann da bekenne/ daß mich ſauer ankomt/ voͤl-
lig auff eine ſeite zu treten/ wo mir die cognitio cauſæ nicht anbefohlen/ noch auch
in abweſenheit voͤllig moͤglich iſt; alldieweil auch die Chriſtliche freunde/ wenn auch
die ſache ſelbs gut iſt/ in einigen umſtaͤnden zuweilen den andern theil gewinnen
moͤchten/ ob wohl ohne einige boßheit/ ſondern aus dem/ wie ſie ſich die ſache ein-
mahl inprimirt haben.
Hingegen verlange auch von andern gleiches gegen mich zu halten/ und
fordere von niemand ein mehrers vor mich/ noch ſetze deswegen mißtrauen in die je-
nige/ welche mir nicht voͤllig bey zutreten ſich reſolvirten. Der HERR verbinde
allezeit unſere hertzen in wahrhafftiger einigkeit und erkaͤntnuͤß ſeines willens. 9.
Sept. 1690.
SECTIO XXXV.
Verlangen nach beylegung der gantzen ſache desſo
genanten Pietismi: Dero wichtig-
keit.
EUer Excell. beliebiges iſt mir wol worden/ und habe ich draus verſtanden
daß dieſelbe rathſam befinden/ daß hierausgefertigte klag-memorial wide-
rum zuruͤck an den Hochl geheimen rath zuſenden. Wie mir nun leid iſt/ daß
Ew. Excell. hiedurch unnoͤthe beſchwerde gemachet worden/ alſo ſage gehorſamen
danck/ vor die auch hierunter unterſchiedliche genomme bemuͤhung und bezeugte
großguͤnſtige affection.
Die ſache ſelbs anlangend/ als meines reinen gewiſſens verſichert/ erwarte
ich ferner/ was ein Hochl. geheimter Rath vornehmen werde. An mir hof-
fe in meinem gantzen leben gezeiget zu haben/ daß wie niemand mit willen beleidige/
alſo in unvermuthet enſtehenden zwiſtigkeiten mich allezeit zu der guͤte als fern
das gewiſſen zugeben mag/ bereit erweiſe. Was den gantzen pietismumbetrifft/
pflichte Ew. Excell. vornehmen billich auch von hertzen bey/ daß mit dem nah-
men deſſelben alles ſo nach einer ſecte ſchmecken ſolte/ aus den grund gehoben wuͤr-
de: wozu ich auch hoffe/ in dem an Sr. Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit unſren
gnaͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |