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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. II. SECTIO XXXIX.
bey den gegenwärtigen sehe/ etwas auffrichte) andern theils/ weil ich gewiß bin/
daß die jenigen/ so mich in GOTT lieben/ auch vor mich andächtig zu bethen
nicht unterlassen/ welches mir die gröste wohlthat ist/ so erzeiget werden kan!
Daher mich auch ihm zu freundlichem danck vor gegen mich geschöpfftes vetrau-
en/ und bezeugte vorbitte verbunden erkenne; hingegen auch meiner liebe/ und seiner
für dem HErrn zu gedencken versichere. Nechst dem wünschete/ daß auch dem
gegen mich gefassetem vertrauen ein genügen leisten könte. Ob denen wol
an meiner seiten eben mit willen nichts ermangeln lassen solle/ so dazu gehöret
so kan doch nicht vieles versprechen/ so gar/ ob mir wohl dessen hieherkunfft nicht
unangenehm seyen/ und ich zur liebe mich willig bezeugen würde/ daß fast zu besor-
gen habe/ daß ihn/ nach dem Er mich gegenwärtig gesprochen/ die angewandte
mühe und verdrüßlichkeit reuen möchte. Jedoch will denselben damit nicht gantz
abgeschräcket/ sondern darinn erinnert haben/ wenn es gegen solche zeit gehen/ und
uns der HErr noch so lange lebendig lassen solte/ vorhin in der furcht des HErren
wol zu überlegen/ ob dergleichen bey habenden zustande übernehmende beschwerde
durch das jenige/ was bey mir zuerwarten/ wiederum ersetzet zu werden/ zu hof-
fen wäre.

Ob nun aber mich/ die gegen mich selbs bezeigte liebe/ so viel mehr/ weil sie
nichts irrdisches auf beyden seiten zu grunde hat/ hertzlich freuet/ so freuet mich
doch noch mehr/ die an demselben/ aus dem schreiben/ ausser welchen er mir sonst
unbekant gewesen/ in reicher maß erkante göttliche gnade/ und preise den wunder-
bahren/ weisesten und gütigsten. Vater/ welcher zum zeugnüß seiner weißheit und
güte/ den mangel seines äusserlichen gesichts/ mit so viel innerlichem liechte aus gna-
den ersetzet hat. Jch verehre dessen väterlichen vorsorge/ die demselben zu derglei-
chen büchern gebracht/ in welchen er nechst der heiligen schrifft als dem haupt-
buch aller bücher/ den aus dieser gelegten grund ferner befestigen und vieles dar-
auff bauen können. Wie denn alle gerühmte bücher mir selbst auch allezeit sehr
angenehm gewesen sind.

Des theuren Arndts Wahres Christenthum bekenne/ daß es den meisten
andern menschlichen schrifften weit vorziehe/ und mich nicht wol erinnere/ daß mir
einiges anders vorkommen/ davon so viele zeugnüssen der jenigen hätte/ welche
durch dessen anleitung zu einem rechtschaffenen thätigen und wahren Christenthum
wie des buchs titul lautet/ durch würckung GOttes gekommen wären/ wie ich von
diesem einigen weiß. Jedoch wundere mich nicht/ daß es vielen auch ein dorn in
den augen seye/ und wol garzuweilen harte worte darwieder gebrauchet werden;
die ursache ist/ weil es dem alten Adam nicht schmeichelt/ sondern ihn mit GOttes
wort also angreiffet/ daß er sich nicht weiter mit falsch eingebildeten vertrauen auf
Christi verdienst/ so denselben nicht angehet/ sondern allein den menschen welcher

stets
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ARTIC. II. SECTIO XXXIX.
bey den gegenwaͤrtigen ſehe/ etwas auffrichte) andern theils/ weil ich gewiß bin/
daß die jenigen/ ſo mich in GOTT lieben/ auch vor mich andaͤchtig zu bethen
nicht unterlaſſen/ welches mir die groͤſte wohlthat iſt/ ſo eꝛzeiget werden kan!
Daher mich auch ihm zu freundlichem danck vor gegen mich geſchoͤpfftes vetrau-
en/ und bezeugte vorbitte verbunden erkenne; hingegen auch meiner liebe/ und ſeiner
fuͤr dem HErrn zu gedencken verſichere. Nechſt dem wuͤnſchete/ daß auch dem
gegen mich gefaſſetem vertrauen ein genuͤgen leiſten koͤnte. Ob denen wol
an meiner ſeiten eben mit willen nichts ermangeln laſſen ſolle/ ſo dazu gehoͤret
ſo kan doch nicht vieles verſprechen/ ſo gar/ ob mir wohl deſſen hieherkunfft nicht
unangenehm ſeyen/ und ich zur liebe mich willig bezeugen wuͤrde/ daß faſt zu beſor-
gen habe/ daß ihn/ nach dem Er mich gegenwaͤrtig geſprochen/ die angewandte
muͤhe und verdruͤßlichkeit reuen moͤchte. Jedoch will denſelben damit nicht gantz
abgeſchraͤcket/ ſondern darinn erinnert haben/ wenn es gegen ſolche zeit gehen/ und
uns der HErr noch ſo lange lebendig laſſen ſolte/ vorhin in der furcht des HErren
wol zu uͤberlegen/ ob dergleichen bey habenden zuſtande uͤbernehmende beſchwerde
durch das jenige/ was bey mir zuerwarten/ wiederum erſetzet zu werden/ zu hof-
fen waͤre.

Ob nun aber mich/ die gegen mich ſelbs bezeigte liebe/ ſo viel mehr/ weil ſie
nichts iꝛrdiſches auf beyden ſeiten zu grunde hat/ hertzlich freuet/ ſo freuet mich
doch noch mehr/ die an demſelben/ aus dem ſchreiben/ auſſer welchen er mir ſonſt
unbekant geweſen/ in reicher maß erkante goͤttliche gnade/ und preiſe den wunder-
bahren/ weiſeſten und guͤtigſten. Vater/ welcher zum zeugnuͤß ſeiner weißheit und
guͤte/ den mangel ſeines aͤuſſerlichen geſichts/ mit ſo viel innerlichem liechte aus gna-
den erſetzet hat. Jch verehre deſſen vaͤterlichen vorſorge/ die demſelben zu derglei-
chen buͤchern gebracht/ in welchen er nechſt der heiligen ſchrifft als dem haupt-
buch aller buͤcher/ den aus dieſer gelegten grund ferner befeſtigen und vieles dar-
auff bauen koͤnnen. Wie denn alle geruͤhmte buͤcher mir ſelbſt auch allezeit ſehr
angenehm geweſen ſind.

Des theuren Arndts Wahres Chriſtenthum bekenne/ daß es den meiſten
andern menſchlichen ſchrifften weit vorziehe/ und mich nicht wol erinnere/ daß mir
einiges anders vorkommen/ davon ſo viele zeugnuͤſſen der jenigen haͤtte/ welche
durch deſſen anleitung zu einem rechtſchaffenen thaͤtigen und wahren Chriſtenthum
wie des buchs titul lautet/ durch wuͤrckung GOttes gekommen waͤren/ wie ich von
dieſem einigen weiß. Jedoch wundere mich nicht/ daß es vielen auch ein dorn in
den augen ſeye/ und wol garzuweilen harte worte darwieder gebrauchet werden;
die urſache iſt/ weil es dem alten Adam nicht ſchmeichelt/ ſondern ihn mit GOttes
wort alſo angreiffet/ daß er ſich nicht weiter mit falſch eingebildeten vertrauen auf
Chriſti verdienſt/ ſo denſelben nicht angehet/ ſondern allein den menſchen welcher

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[827/0845] ARTIC. II. SECTIO XXXIX. bey den gegenwaͤrtigen ſehe/ etwas auffrichte) andern theils/ weil ich gewiß bin/ daß die jenigen/ ſo mich in GOTT lieben/ auch vor mich andaͤchtig zu bethen nicht unterlaſſen/ welches mir die groͤſte wohlthat iſt/ ſo eꝛzeiget werden kan! Daher mich auch ihm zu freundlichem danck vor gegen mich geſchoͤpfftes vetrau- en/ und bezeugte vorbitte verbunden erkenne; hingegen auch meiner liebe/ und ſeiner fuͤr dem HErrn zu gedencken verſichere. Nechſt dem wuͤnſchete/ daß auch dem gegen mich gefaſſetem vertrauen ein genuͤgen leiſten koͤnte. Ob denen wol an meiner ſeiten eben mit willen nichts ermangeln laſſen ſolle/ ſo dazu gehoͤret ſo kan doch nicht vieles verſprechen/ ſo gar/ ob mir wohl deſſen hieherkunfft nicht unangenehm ſeyen/ und ich zur liebe mich willig bezeugen wuͤrde/ daß faſt zu beſor- gen habe/ daß ihn/ nach dem Er mich gegenwaͤrtig geſprochen/ die angewandte muͤhe und verdruͤßlichkeit reuen moͤchte. Jedoch will denſelben damit nicht gantz abgeſchraͤcket/ ſondern darinn erinnert haben/ wenn es gegen ſolche zeit gehen/ und uns der HErr noch ſo lange lebendig laſſen ſolte/ vorhin in der furcht des HErren wol zu uͤberlegen/ ob dergleichen bey habenden zuſtande uͤbernehmende beſchwerde durch das jenige/ was bey mir zuerwarten/ wiederum erſetzet zu werden/ zu hof- fen waͤre. Ob nun aber mich/ die gegen mich ſelbs bezeigte liebe/ ſo viel mehr/ weil ſie nichts iꝛrdiſches auf beyden ſeiten zu grunde hat/ hertzlich freuet/ ſo freuet mich doch noch mehr/ die an demſelben/ aus dem ſchreiben/ auſſer welchen er mir ſonſt unbekant geweſen/ in reicher maß erkante goͤttliche gnade/ und preiſe den wunder- bahren/ weiſeſten und guͤtigſten. Vater/ welcher zum zeugnuͤß ſeiner weißheit und guͤte/ den mangel ſeines aͤuſſerlichen geſichts/ mit ſo viel innerlichem liechte aus gna- den erſetzet hat. Jch verehre deſſen vaͤterlichen vorſorge/ die demſelben zu derglei- chen buͤchern gebracht/ in welchen er nechſt der heiligen ſchrifft als dem haupt- buch aller buͤcher/ den aus dieſer gelegten grund ferner befeſtigen und vieles dar- auff bauen koͤnnen. Wie denn alle geruͤhmte buͤcher mir ſelbſt auch allezeit ſehr angenehm geweſen ſind. Des theuren Arndts Wahres Chriſtenthum bekenne/ daß es den meiſten andern menſchlichen ſchrifften weit vorziehe/ und mich nicht wol erinnere/ daß mir einiges anders vorkommen/ davon ſo viele zeugnuͤſſen der jenigen haͤtte/ welche durch deſſen anleitung zu einem rechtſchaffenen thaͤtigen und wahren Chriſtenthum wie des buchs titul lautet/ durch wuͤrckung GOttes gekommen waͤren/ wie ich von dieſem einigen weiß. Jedoch wundere mich nicht/ daß es vielen auch ein dorn in den augen ſeye/ und wol garzuweilen harte worte darwieder gebrauchet werden; die urſache iſt/ weil es dem alten Adam nicht ſchmeichelt/ ſondern ihn mit GOttes wort alſo angreiffet/ daß er ſich nicht weiter mit falſch eingebildeten vertrauen auf Chriſti verdienſt/ ſo denſelben nicht angehet/ ſondern allein den menſchen welcher ſtets Mmmmm 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/845>, abgerufen am 22.11.2024.