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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. III. SECT. III.
bloß passive gehalten habe/ also dancke ich billig der güte meines himmlischen Va-
ters/ der mich seines willens versichert/ und je mehr und mehr mir zeiget/ daß
ich nicht an einem/ sondern am mehreren orten/ das Evangelium zu predigen ver-
ordnet seye/ dabey ich das kindliche vertrauen zu dessen güte trage/ er werde mir ih-
res ortes/ wohin er mich sendet/ auch einigen geistlichen segen bestimmet haben.
Wann dann nun von den grossen GOtt und in dessen nahmen von unserm gnädig-
sten Churfürsten und Herrn die vocation empfangen/ auch dieselbe mit unterthä-
nigsten respect angenommen habe so hoffe auch EE. W. W. Wol Erwürden
werden solchen meinen empfangenem beruff nicht weniger vor göttlich erkennen/
und ein brüderliches vertrauen gegen mich schöpffen. Wie ich von meiner seite
dazu mich schuldig bekenne; hinwiederuni versichere/ daß mich also durch die gna-
de GOttes zu bezeugen gedencke/ daß weder die Christliche gemeinde ander reinig-
keit meiner lehr/ noch sorgfältigem fleiß exemplarischen lebens/ noch meine wehr-
teste Herrn Collegen an Collegialischer einigkeit und brüderliche liebe/ etwas
mangel bey mir finden sollen. Dieses hoffe so viel gewisser zuversprechen/ nach-
dem bereits dessen proben zu zeigen vermag/ als der von Straßburg nach Franck-
furt am Mayn zum Seniore Ministerii, und also praeside conventus Ecclesia-
stici
/ (da erst 31. jahr alt war/ und die 4. nechste nach mir alle über 60. jahr waren)
beruffen worden/ mich aber vermittelst göttlicher gnade also gegen das gesamte Mi-
nisterium
bezeuget/ daß sie nicht allein bald eine liebe und vertrauen gegen
mich gewonnen/ sondern auch die gantze 20. jahr unter uns eine unzerstörte einig-
keit erhalten worden ist; so ohne friedfertiges gemüth unmöglich gewesen wäre.
Wie nun dergleichen meiner seits/ nach der gnade GOttes/ so mir beystehen wird/
versichere/ also trage das liebreiche vertrauen/ das EE. Wohl Ehrwürden auch
ihrer se its willig seyen werden/ mit liebe und brüderlicher einigkeit mit mir zusam-
men zu setzen/ damit daß werck des HErrn/ durch solche treue zusammensetzung de-
sto kräfftiger von uns gemeinschafftlich getrieben/ und so viel reicherer segen von o-
ben herab erlanget werden möge/ darum auch meines orts hiermit freundlich bit-
te.

Der GOtt des friedens bringe uns nicht allein nach seinem willen bald zusam-
men sondern vereinige uns mit dem band des friedens in einigkeit des Geistes/ lehre
uns in allen stücken seinen willen an uns und die uns anvertraute erkennen/ gebe
uns ferner krafft denselben getrost und mit nachdruck zuerfüllen/ und schencke uns
neben den unsrigen alle die seelen derer/ welche unsrer treue und sorge anbefohlen
sind/ mit denselben dermahleins vor den thron GOttes mit freuden zuerscheinen.
Wormit schließlichen in des himmlischen Vaters treue absicht/ milden seegen/ und
weise regierung hertzlich erlassende/ und dero angesicht bald selbst mit freuden zu
sehen verlangende/ verbleibe u.s.f. 20. Apr. 91.

SECT.

ARTIC. III. SECT. III.
bloß paſſive gehalten habe/ alſo dancke ich billig der guͤte meines himmliſchen Va-
ters/ der mich ſeines willens verſicheꝛt/ und je mehr und mehr mir zeiget/ daß
ich nicht an einem/ ſondern am mehreren orten/ das Evangelium zu predigen ver-
ordnet ſeye/ dabey ich das kindliche vertrauen zu deſſen guͤte trage/ er werde mir ih-
ꝛes ortes/ wohin er mich ſendet/ auch einigen geiſtlichen ſegen beſtimmet haben.
Wann dann nun von den groſſen GOtt und in deſſen nahmen von unſerm gnaͤdig-
ſten Churfuͤrſten und Herrn die vocation empfangen/ auch dieſelbe mit unterthaͤ-
nigſten reſpect angenommen habe ſo hoffe auch EE. W. W. Wol Erwuͤꝛden
werden ſolchen meinen empfangenem beruff nicht weniger vor goͤttlich erkennen/
und ein bruͤderliches veꝛtrauen gegen mich ſchoͤpffen. Wie ich von meiner ſeite
dazu mich ſchuldig bekenne; hinwiederuni verſichere/ daß mich alſo durch die gna-
de GOttes zu bezeugen gedencke/ daß weder die Chriſtliche gemeinde ander reinig-
keit meiner lehr/ noch ſorgfaͤltigem fleiß exemplariſchen lebens/ noch meine wehr-
teſte Herrn Collegen an Collegialiſcher einigkeit und bruͤderliche liebe/ etwas
mangel bey mir finden ſollen. Dieſes hoffe ſo viel gewiſſer zuverſprechen/ nach-
dem bereits deſſen pꝛoben zu zeigen vermag/ als der von Straßburg nach Franck-
furt am Mayn zum Seniore Miniſterii, und alſo præſide conventus Eccleſia-
ſtici
/ (da erſt 31. jahr alt war/ und die 4. nechſte nach mir alle uͤber 60. jahr waren)
beruffen worden/ mich aber vermittelſt goͤttlicher gnade alſo gegen das geſamte Mi-
niſterium
bezeuget/ daß ſie nicht allein bald eine liebe und vertrauen gegen
mich gewonnen/ ſondern auch die gantze 20. jahr unter uns eine unzerſtoͤrte einig-
keit erhalten worden iſt; ſo ohne friedfertiges gemuͤth unmoͤglich geweſen waͤre.
Wie nun dergleichen meiner ſeits/ nach der gnade GOttes/ ſo mir beyſtehen wird/
verſichere/ alſo trage das liebreiche vertrauen/ das EE. Wohl Ehrwuͤrden auch
ihrer ſe its willig ſeyen werden/ mit liebe und bruͤderlicher einigkeit mit mir zuſam-
men zu ſetzen/ damit daß werck des HErrn/ durch ſolche treue zuſammenſetzung de-
ſto kraͤfftiger von uns gemeinſchafftlich getrieben/ und ſo viel reicherer ſegen von o-
ben herab erlanget werden moͤge/ darum auch meines orts hiermit freundlich bit-
te.

Der GOtt des friedens bringe uns nicht allein nach ſeinem willen bald zuſam-
men ſondern vereinige uns mit dem band des friedens in einigkeit des Geiſtes/ lehre
uns in allen ſtuͤcken ſeinen willen an uns und die uns anvertraute erkennen/ gebe
uns ferner krafft denſelben getroſt und mit nachdruck zuerfuͤllen/ und ſchencke uns
neben den unſrigen alle die ſeelen derer/ welche unſrer treue und ſorge anbefohlen
ſind/ mit denſelben dermahleins vor den thron GOttes mit freuden zuerſcheinen.
Wormit ſchließlichen in des himmliſchen Vaters treue abſicht/ milden ſeegen/ und
weiſe regierung hertzlich erlaſſende/ und dero angeſicht bald ſelbſt mit freuden zu
ſehen verlangende/ verbleibe u.ſ.f. 20. Apr. 91.

SECT.
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[855/0873] ARTIC. III. SECT. III. bloß paſſive gehalten habe/ alſo dancke ich billig der guͤte meines himmliſchen Va- ters/ der mich ſeines willens verſicheꝛt/ und je mehr und mehr mir zeiget/ daß ich nicht an einem/ ſondern am mehreren orten/ das Evangelium zu predigen ver- ordnet ſeye/ dabey ich das kindliche vertrauen zu deſſen guͤte trage/ er werde mir ih- ꝛes ortes/ wohin er mich ſendet/ auch einigen geiſtlichen ſegen beſtimmet haben. Wann dann nun von den groſſen GOtt und in deſſen nahmen von unſerm gnaͤdig- ſten Churfuͤrſten und Herrn die vocation empfangen/ auch dieſelbe mit unterthaͤ- nigſten reſpect angenommen habe ſo hoffe auch EE. W. W. Wol Erwuͤꝛden werden ſolchen meinen empfangenem beruff nicht weniger vor goͤttlich erkennen/ und ein bruͤderliches veꝛtrauen gegen mich ſchoͤpffen. Wie ich von meiner ſeite dazu mich ſchuldig bekenne; hinwiederuni verſichere/ daß mich alſo durch die gna- de GOttes zu bezeugen gedencke/ daß weder die Chriſtliche gemeinde ander reinig- keit meiner lehr/ noch ſorgfaͤltigem fleiß exemplariſchen lebens/ noch meine wehr- teſte Herrn Collegen an Collegialiſcher einigkeit und bruͤderliche liebe/ etwas mangel bey mir finden ſollen. Dieſes hoffe ſo viel gewiſſer zuverſprechen/ nach- dem bereits deſſen pꝛoben zu zeigen vermag/ als der von Straßburg nach Franck- furt am Mayn zum Seniore Miniſterii, und alſo præſide conventus Eccleſia- ſtici/ (da erſt 31. jahr alt war/ und die 4. nechſte nach mir alle uͤber 60. jahr waren) beruffen worden/ mich aber vermittelſt goͤttlicher gnade alſo gegen das geſamte Mi- niſterium bezeuget/ daß ſie nicht allein bald eine liebe und vertrauen gegen mich gewonnen/ ſondern auch die gantze 20. jahr unter uns eine unzerſtoͤrte einig- keit erhalten worden iſt; ſo ohne friedfertiges gemuͤth unmoͤglich geweſen waͤre. Wie nun dergleichen meiner ſeits/ nach der gnade GOttes/ ſo mir beyſtehen wird/ verſichere/ alſo trage das liebreiche vertrauen/ das EE. Wohl Ehrwuͤrden auch ihrer ſe its willig ſeyen werden/ mit liebe und bruͤderlicher einigkeit mit mir zuſam- men zu ſetzen/ damit daß werck des HErrn/ durch ſolche treue zuſammenſetzung de- ſto kraͤfftiger von uns gemeinſchafftlich getrieben/ und ſo viel reicherer ſegen von o- ben herab erlanget werden moͤge/ darum auch meines orts hiermit freundlich bit- te. Der GOtt des friedens bringe uns nicht allein nach ſeinem willen bald zuſam- men ſondern vereinige uns mit dem band des friedens in einigkeit des Geiſtes/ lehre uns in allen ſtuͤcken ſeinen willen an uns und die uns anvertraute erkennen/ gebe uns ferner krafft denſelben getroſt und mit nachdruck zuerfuͤllen/ und ſchencke uns neben den unſrigen alle die ſeelen derer/ welche unſrer treue und ſorge anbefohlen ſind/ mit denſelben dermahleins vor den thron GOttes mit freuden zuerſcheinen. Wormit ſchließlichen in des himmliſchen Vaters treue abſicht/ milden ſeegen/ und weiſe regierung hertzlich erlaſſende/ und dero angeſicht bald ſelbſt mit freuden zu ſehen verlangende/ verbleibe u.ſ.f. 20. Apr. 91. SECT.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/873>, abgerufen am 22.11.2024.