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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. III. SECTIO XV.
amt bestimmet haben werde/ darinnen ich auch sonderlich gestärcket werde/ wenn
er wege/ daß ich in Dreßden eine kleine schloß-capelle und gemeine gehabt/ da-
hingegen hier durch GOTTes gnade eine sehr grosse gemeine habe/ welche bereits
bey dem wenigen anfang scheinet/ eine sonderbahre begierde nach kräfftigen vor-
trag göttliches wortes zu haben/ und solche auff unterschiedliche art bezeuget.
Doch werden hie und anderwerts Christliche mit-brüder nicht unterlassen/ mir
auch/ die mir zu dieser in gewissen stücken auch gefährlichen stelle nöthige/ und noch
nicht bey mir befindliche klugheit der gerechten mit ihrem gebet/ erbitten zu helffen.
Das in übrigen meine wenige erinnerung zu dem gebet aus dem eigenen hertzen sol-
che frucht geschaffet/ daß derselbe nun in eigener erfahrung/ die krafft solcher ü-
bung erkennet/ und preiset/ dancke ich billich den himmlischen Vater und versichere
daß in fleißiger und gottseliger fortsetzung derselben die krafft des Geistes sich immer
stärcker einfinden und erweisen werde.

Denn der HERR ist freundlich gegen alle/ die sich zu ihm nahen/ und von
gantzen hertzen ihm suchen. Der liebe Herr Schade ist mein guter freund. Jn
Leipzig war er einer unter den vornehmste/ welche unter dem nahmen der Pietisten/
von solchen geistlichen/ die es schwer zu verantworten haben werden/ unschuldig in
verdacht gezogen/ und hart gedruckt wurden. Seine schrifften zeugen von seiner
reinen lehre/ und samt dem leben/ (das damit allerdings einstimmet) von seiner
ungefärbten gottseligkeit.

Uber die angeführten tractätlein hat er auch ein anders geschrieben/ unter
den titul: Was muß ich thun[?] die anleitung zum Bibel lesen ist mir noch
nicht bekant gewesen/ sondern erst durch dessen anzeige mir erst bekant worden/ da-
hero ich auch dasselbe mit lesen noch nicht gantz durchgehracht. Er hat die gabe
von GOTT/ sich deutlich außzudrucken/ und die warheit mit grosser krafft zu-
treiben; dahero ich hoffe/ der HERR werde ihn zu einem sonderlichen werckzeuge
seiner ehre bestimmet haben/ dazu er ihn denn durch leyden/ und hartes tracta-
ment unbilliger leute desto mehr bereitet hat. Ohne diesen seye der Herr versichert
daß GOTT noch eine starcke Anzahl derer habe/ welche je länger jemehr an vie-
len orten durchbrechen/ und das rechtschaffene wesen/ das in CHristo JEsu ist/
sich mit mehr alß mit gemeinem ernst lassen angelegen seyen/ und derselben immer
mehr erwecke. Aber es wird sorglich noch schwere trübsalen und verfolgung ge-
ben/ ehe wir die Evangelische kirche in schönerem und erfreulicherem verhofften
wolstande mitfreuden sehen werden; So aber gleichwol endlich geschehen muß/
und GOTTes warheit nicht trügen kan.

Jhres getreuen predigers Herr M. Lehmans brieff hat mich erfreuet/ und
dancke dafür GOTT/ daß er denselben und seine Collegas also regieret/ daß
sie Christlicher leute erbauliche zusammen künffte nicht/ wie es leyder an unterschiede-
nen orten geschicht/ verhindern/ sondern liebreich befordern. Daher ich versichert

bin/
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ARTIC. III. SECTIO XV.
amt beſtimmet haben werde/ darinnen ich auch ſonderlich geſtaͤrcket werde/ wenn
er wege/ daß ich in Dreßden eine kleine ſchloß-capelle und gemeine gehabt/ da-
hingegen hier durch GOTTes gnade eine ſehr groſſe gemeine habe/ welche bereits
bey dem wenigen anfang ſcheinet/ eine ſonderbahre begierde nach kraͤfftigen vor-
trag goͤttliches wortes zu haben/ und ſolche auff unterſchiedliche art bezeuget.
Doch werden hie und anderwerts Chriſtliche mit-bruͤder nicht unterlaſſen/ mir
auch/ die mir zu dieſer in gewiſſen ſtuͤcken auch gefaͤhrlichen ſtelle noͤthige/ und noch
nicht bey mir befindliche klugheit der gerechten mit ihrem gebet/ erbitten zu helffen.
Das in uͤbrigen meine wenige erinnerung zu dem gebet aus dem eigenen hertzen ſol-
che frucht geſchaffet/ daß derſelbe nun in eigener erfahrung/ die krafft ſolcher uͤ-
bung erkennet/ und preiſet/ dancke ich billich den himmliſchen Vater und verſichere
daß in fleißiger und gottſeliger fortſetzung derſelben die krafft des Geiſtes ſich immer
ſtaͤrcker einfinden und erweiſen werde.

Denn der HERR iſt freundlich gegen alle/ die ſich zu ihm nahen/ und von
gantzen hertzen ihm ſuchen. Der liebe Herr Schade iſt mein guter freund. Jn
Leipzig war er einer unter den vornehmſte/ welche unter dem nahmen der Pietiſten/
von ſolchen geiſtlichen/ die es ſchwer zu verantworten haben werden/ unſchuldig in
verdacht gezogen/ und hart gedruckt wurden. Seine ſchrifften zeugen von ſeiner
reinen lehꝛe/ und ſamt dem leben/ (das damit allerdings einſtimmet) von ſeiner
ungefaͤrbten gottſeligkeit.

Uber die angefuͤhrten tractaͤtlein hat er auch ein anders geſchrieben/ unter
den titul: Was muß ich thun[?] die anleitung zum Bibel leſen iſt mir noch
nicht bekant geweſen/ ſondern erſt durch deſſen anzeige mir erſt bekant worden/ da-
hero ich auch daſſelbe mit leſen noch nicht gantz durchgehracht. Er hat die gabe
von GOTT/ ſich deutlich außzudrucken/ und die warheit mit groſſer krafft zu-
treiben; dahero ich hoffe/ der HERR werde ihn zu einem ſonderlichen werckzeuge
ſeiner ehre beſtimmet haben/ dazu er ihn denn durch leyden/ und hartes tracta-
ment unbilliger leute deſto mehr bereitet hat. Ohne dieſen ſeye der Herr verſicheꝛt
daß GOTT noch eine ſtarcke Anzahl derer habe/ welche je laͤnger jemehr an vie-
len orten durchbrechen/ und das rechtſchaffene weſen/ das in CHriſto JEſu iſt/
ſich mit mehr alß mit gemeinem ernſt laſſen angelegen ſeyen/ und derſelben immer
mehr erwecke. Aber es wird ſorglich noch ſchwere truͤbſalen und verfolgung ge-
ben/ ehe wir die Evangeliſche kirche in ſchoͤnerem und erfreulicherem verhofften
wolſtande mitfreuden ſehen werden; So aber gleichwol endlich geſchehen muß/
und GOTTes warheit nicht truͤgen kan.

Jhres getreuen predigers Herr M. Lehmans brieff hat mich erfreuet/ und
dancke dafuͤr GOTT/ daß er denſelben und ſeine Collegas alſo regieret/ daß
ſie Chriſtlicher leute erbauliche zuſam̃en kuͤnffte nicht/ wie es leyder an unterſchiede-
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[893/0911] ARTIC. III. SECTIO XV. amt beſtimmet haben werde/ darinnen ich auch ſonderlich geſtaͤrcket werde/ wenn er wege/ daß ich in Dreßden eine kleine ſchloß-capelle und gemeine gehabt/ da- hingegen hier durch GOTTes gnade eine ſehr groſſe gemeine habe/ welche bereits bey dem wenigen anfang ſcheinet/ eine ſonderbahre begierde nach kraͤfftigen vor- trag goͤttliches wortes zu haben/ und ſolche auff unterſchiedliche art bezeuget. Doch werden hie und anderwerts Chriſtliche mit-bruͤder nicht unterlaſſen/ mir auch/ die mir zu dieſer in gewiſſen ſtuͤcken auch gefaͤhrlichen ſtelle noͤthige/ und noch nicht bey mir befindliche klugheit der gerechten mit ihrem gebet/ erbitten zu helffen. Das in uͤbrigen meine wenige erinnerung zu dem gebet aus dem eigenen hertzen ſol- che frucht geſchaffet/ daß derſelbe nun in eigener erfahrung/ die krafft ſolcher uͤ- bung erkennet/ und preiſet/ dancke ich billich den himmliſchen Vater und verſichere daß in fleißiger und gottſeliger fortſetzung derſelben die krafft des Geiſtes ſich immer ſtaͤrcker einfinden und erweiſen werde. Denn der HERR iſt freundlich gegen alle/ die ſich zu ihm nahen/ und von gantzen hertzen ihm ſuchen. Der liebe Herr Schade iſt mein guter freund. Jn Leipzig war er einer unter den vornehmſte/ welche unter dem nahmen der Pietiſten/ von ſolchen geiſtlichen/ die es ſchwer zu verantworten haben werden/ unſchuldig in verdacht gezogen/ und hart gedruckt wurden. Seine ſchrifften zeugen von ſeiner reinen lehꝛe/ und ſamt dem leben/ (das damit allerdings einſtimmet) von ſeiner ungefaͤrbten gottſeligkeit. Uber die angefuͤhrten tractaͤtlein hat er auch ein anders geſchrieben/ unter den titul: Was muß ich thun? die anleitung zum Bibel leſen iſt mir noch nicht bekant geweſen/ ſondern erſt durch deſſen anzeige mir erſt bekant worden/ da- hero ich auch daſſelbe mit leſen noch nicht gantz durchgehracht. Er hat die gabe von GOTT/ ſich deutlich außzudrucken/ und die warheit mit groſſer krafft zu- treiben; dahero ich hoffe/ der HERR werde ihn zu einem ſonderlichen werckzeuge ſeiner ehre beſtimmet haben/ dazu er ihn denn durch leyden/ und hartes tracta- ment unbilliger leute deſto mehr bereitet hat. Ohne dieſen ſeye der Herr verſicheꝛt daß GOTT noch eine ſtarcke Anzahl derer habe/ welche je laͤnger jemehr an vie- len orten durchbrechen/ und das rechtſchaffene weſen/ das in CHriſto JEſu iſt/ ſich mit mehr alß mit gemeinem ernſt laſſen angelegen ſeyen/ und derſelben immer mehr erwecke. Aber es wird ſorglich noch ſchwere truͤbſalen und verfolgung ge- ben/ ehe wir die Evangeliſche kirche in ſchoͤnerem und erfreulicherem verhofften wolſtande mitfreuden ſehen werden; So aber gleichwol endlich geſchehen muß/ und GOTTes warheit nicht truͤgen kan. Jhres getreuen predigers Herr M. Lehmans brieff hat mich erfreuet/ und dancke dafuͤr GOTT/ daß er denſelben und ſeine Collegas alſo regieret/ daß ſie Chriſtlicher leute erbauliche zuſam̃en kuͤnffte nicht/ wie es leyder an unterſchiede- nen orten geſchicht/ verhindern/ ſondern liebreich befordern. Daher ich verſichert bin/ Uuuuu 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 893. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/911>, abgerufen am 22.11.2024.