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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. II. SECTIO XXI.
daß sie die gelegenheit haben/ die bekäntnüß des glaubens/ auf welchen sie ge-
taufft sind/ offentlich vor den augen GOttes und der kirchen zu thun/ und sich
also dadurch selbs zu demjenigen zu verstehen/ was vormalen ihre pathen vor
sie zugesaget/ sodann zu sowol haltung ihres bundes/ als auch würdiger vorbe-
reitung ihrer erstmaligen communion, beweglich erinnert zu werden/ dazu
auch die vorbitte der gesamten gemeine zu ihrer bekräfftigung zu erlangen/ so
von keinem wenigen nutzen ist. Wie ich mich eines christlichen und vornehmen
mannesin Franckfurth am Mayn entsinne/ der mir auf seinem tods-bette er-
zehlet/ daß ihm in seinem gantzen leben bis auf solche zeit seine/ und zwar wie
sie daselbst nur gebräuchlich ist/ auch damal ohne hand-auflegung geschahe/ in
der jugend von dem prediger erlangte confirmation und sein gethaner ver-
spruch/ auch darauf empfangener segen eine starcke abhaltung von vielem bö-
sen/ antrieb zu dem guten/ und kräfftige tröstung gewesen seye/ die er also um
vieles nicht hätte missen wollen. Dergleichen mir auch mehrmal daselbst be-
gegnet/ daß einige confirmandi so hertzlich durch den actum bewogen wor-
den/ daß mich versichere/ es ihnen lang im sinn gelegen seyn/ und viele frucht
geschaffet haben werde.
6. Also geschiehet in dem gantzen actu nichts/ das nicht an sich selbs
gut und erbaulich wäre/ und meistens auch ausser solchem actu bald dieses
bald jenes davon ohne jemands widerspruch geschiehet. Denn nach unsers
theuren Chemnitii oberwehnten Exam. Conc. Trid. p. 2. p. 258. beste-
hets alles in diesen stücken. 1. Daß ein solcher confirmandus seiner tauff
hertzlich erinnert wird. Nun dieses solle ohne das von allen offt geschehen/
und gern jede gelegenheit dazu gesuchet werden/ und zwar so viel lieber of-
fentlich/ da die erinnerung der tauff auch denenjenigen nützlich ist/ die sie an-
dern geschehend hören/ aber auch auf sich billig appliciren. 2. Daß er ei-
ne offentliche bekäntnüß thue seiner lehr und glaubens/ darauf er getaufft ist.
Ob denn nun wol der verspruch einmal in der tauff geschehen/ so kan doch
demselbigen ersten verspruch die wiederholte bezeugung desselben nicht prae-
judicir
en/ als würde damit jener vor ungnugsam gehalten/ daß wir vielmehr
ihn zu unserer erinnerung täglich/ sonderlich aber so offt wir zum heiligen
abendmahl gehen/ zu wiederholen haben. Denn was ists/ da ich GOtt
täglich/ oder absonderlich bey der beicht neuen gehorsam verspreche/ anders/
als daß ich zusage/ hinkünfftig meinem tauff-bund fleißiger nachzukommen?
was ich denn täglich in gewisser maaß zu wiederholen habe/ warum solte es
unrecht seyn/ wo es einmal gantz solenniter und offentlich geschiehet/ damit
die gemeinde wisse/ wovor sie mich zu halten habe? 3. Daß er befragt/
von den vornehmsten glaubens-stücken/ rechenschafft gebe. Dieses ge-
schiehet ja ohne das auch allezeit: Diesmal aber ists so viel ziemlicher/ daß
die
IV. Theil. k k
ARTIC. II. SECTIO XXI.
daß ſie die gelegenheit haben/ die bekaͤntnuͤß des glaubens/ auf welchen ſie ge-
taufft ſind/ offentlich vor den augen GOttes und der kirchen zu thun/ und ſich
alſo dadurch ſelbs zu demjenigen zu verſtehen/ was vormalen ihre pathen vor
ſie zugeſaget/ ſodann zu ſowol haltung ihres bundes/ als auch wuͤrdiger vorbe-
reitung ihrer erſtmaligen communion, beweglich erinnert zu werden/ dazu
auch die vorbitte der geſamten gemeine zu ihrer bekraͤfftigung zu erlangen/ ſo
von keinem wenigen nutzen iſt. Wie ich mich eines chriſtlichen und vornehmen
mannesin Franckfurth am Mayn entſinne/ der mir auf ſeinem tods-bette er-
zehlet/ daß ihm in ſeinem gantzen leben bis auf ſolche zeit ſeine/ und zwar wie
ſie daſelbſt nur gebraͤuchlich iſt/ auch damal ohne hand-auflegung geſchahe/ in
der jugend von dem prediger erlangte confirmation und ſein gethaner ver-
ſpruch/ auch darauf empfangener ſegen eine ſtarcke abhaltung von vielem boͤ-
ſen/ antrieb zu dem guten/ und kraͤfftige troͤſtung geweſen ſeye/ die er alſo um
vieles nicht haͤtte miſſen wollen. Dergleichen mir auch mehrmal daſelbſt be-
gegnet/ daß einige confirmandi ſo hertzlich durch den actum bewogen wor-
den/ daß mich verſichere/ es ihnen lang im ſinn gelegen ſeyn/ und viele frucht
geſchaffet haben werde.
6. Alſo geſchiehet in dem gantzen actu nichts/ das nicht an ſich ſelbs
gut und erbaulich waͤre/ und meiſtens auch auſſer ſolchem actu bald dieſes
bald jenes davon ohne jemands widerſpruch geſchiehet. Denn nach unſers
theuren Chemnitii oberwehnten Exam. Conc. Trid. p. 2. p. 258. beſte-
hets alles in dieſen ſtuͤcken. 1. Daß ein ſolcher confirmandus ſeiner tauff
hertzlich erinnert wird. Nun dieſes ſolle ohne das von allen offt geſchehen/
und gern jede gelegenheit dazu geſuchet werden/ und zwar ſo viel lieber of-
fentlich/ da die erinnerung der tauff auch denenjenigen nuͤtzlich iſt/ die ſie an-
dern geſchehend hoͤren/ aber auch auf ſich billig appliciren. 2. Daß er ei-
ne offentliche bekaͤntnuͤß thue ſeiner lehr und glaubens/ darauf er getaufft iſt.
Ob denn nun wol der verſpruch einmal in der tauff geſchehen/ ſo kan doch
demſelbigen erſten verſpruch die wiederholte bezeugung deſſelben nicht præ-
judicir
en/ als wuͤrde damit jener vor ungnugſam gehalten/ daß wir vielmehr
ihn zu unſerer erinnerung taͤglich/ ſonderlich aber ſo offt wir zum heiligen
abendmahl gehen/ zu wiederholen haben. Denn was iſts/ da ich GOtt
taͤglich/ oder abſonderlich bey der beicht neuen gehorſam verſpreche/ anders/
als daß ich zuſage/ hinkuͤnfftig meinem tauff-bund fleißiger nachzukommen?
was ich denn taͤglich in gewiſſer maaß zu wiederholen habe/ warum ſolte es
unrecht ſeyn/ wo es einmal gantz ſolenniter und offentlich geſchiehet/ damit
die gemeinde wiſſe/ wovor ſie mich zu halten habe? 3. Daß er befragt/
von den vornehmſten glaubens-ſtuͤcken/ rechenſchafft gebe. Dieſes ge-
ſchiehet ja ohne das auch allezeit: Diesmal aber iſts ſo viel ziemlicher/ daß
die
IV. Theil. k k
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[257/0269] ARTIC. II. SECTIO XXI. daß ſie die gelegenheit haben/ die bekaͤntnuͤß des glaubens/ auf welchen ſie ge- taufft ſind/ offentlich vor den augen GOttes und der kirchen zu thun/ und ſich alſo dadurch ſelbs zu demjenigen zu verſtehen/ was vormalen ihre pathen vor ſie zugeſaget/ ſodann zu ſowol haltung ihres bundes/ als auch wuͤrdiger vorbe- reitung ihrer erſtmaligen communion, beweglich erinnert zu werden/ dazu auch die vorbitte der geſamten gemeine zu ihrer bekraͤfftigung zu erlangen/ ſo von keinem wenigen nutzen iſt. Wie ich mich eines chriſtlichen und vornehmen mannesin Franckfurth am Mayn entſinne/ der mir auf ſeinem tods-bette er- zehlet/ daß ihm in ſeinem gantzen leben bis auf ſolche zeit ſeine/ und zwar wie ſie daſelbſt nur gebraͤuchlich iſt/ auch damal ohne hand-auflegung geſchahe/ in der jugend von dem prediger erlangte confirmation und ſein gethaner ver- ſpruch/ auch darauf empfangener ſegen eine ſtarcke abhaltung von vielem boͤ- ſen/ antrieb zu dem guten/ und kraͤfftige troͤſtung geweſen ſeye/ die er alſo um vieles nicht haͤtte miſſen wollen. Dergleichen mir auch mehrmal daſelbſt be- gegnet/ daß einige confirmandi ſo hertzlich durch den actum bewogen wor- den/ daß mich verſichere/ es ihnen lang im ſinn gelegen ſeyn/ und viele frucht geſchaffet haben werde. 6. Alſo geſchiehet in dem gantzen actu nichts/ das nicht an ſich ſelbs gut und erbaulich waͤre/ und meiſtens auch auſſer ſolchem actu bald dieſes bald jenes davon ohne jemands widerſpruch geſchiehet. Denn nach unſers theuren Chemnitii oberwehnten Exam. Conc. Trid. p. 2. p. 258. beſte- hets alles in dieſen ſtuͤcken. 1. Daß ein ſolcher confirmandus ſeiner tauff hertzlich erinnert wird. Nun dieſes ſolle ohne das von allen offt geſchehen/ und gern jede gelegenheit dazu geſuchet werden/ und zwar ſo viel lieber of- fentlich/ da die erinnerung der tauff auch denenjenigen nuͤtzlich iſt/ die ſie an- dern geſchehend hoͤren/ aber auch auf ſich billig appliciren. 2. Daß er ei- ne offentliche bekaͤntnuͤß thue ſeiner lehr und glaubens/ darauf er getaufft iſt. Ob denn nun wol der verſpruch einmal in der tauff geſchehen/ ſo kan doch demſelbigen erſten verſpruch die wiederholte bezeugung deſſelben nicht præ- judiciren/ als wuͤrde damit jener vor ungnugſam gehalten/ daß wir vielmehr ihn zu unſerer erinnerung taͤglich/ ſonderlich aber ſo offt wir zum heiligen abendmahl gehen/ zu wiederholen haben. Denn was iſts/ da ich GOtt taͤglich/ oder abſonderlich bey der beicht neuen gehorſam verſpreche/ anders/ als daß ich zuſage/ hinkuͤnfftig meinem tauff-bund fleißiger nachzukommen? was ich denn taͤglich in gewiſſer maaß zu wiederholen habe/ warum ſolte es unrecht ſeyn/ wo es einmal gantz ſolenniter und offentlich geſchiehet/ damit die gemeinde wiſſe/ wovor ſie mich zu halten habe? 3. Daß er befragt/ von den vornehmſten glaubens-ſtuͤcken/ rechenſchafft gebe. Dieſes ge- ſchiehet ja ohne das auch allezeit: Diesmal aber iſts ſo viel ziemlicher/ daß die IV. Theil. k k

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/269>, abgerufen am 22.11.2024.