Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. II. SECTIO XXIX. de dessen was p. 221. von mir zu trost der beängsteten kirchen-diener ange-führet wird: so dann unter den prüfungs-stücken des geistlichen standes p. 260. So hat dasjenige/ was ich hievon geschrieben/ dem vortrefflichen edel- mann und berühmten politico Herr Veit Ludwig von Seckendorff/ der in andern und auch consistorial-verrichtungen durch lange experienz, was der kirchen dienlich/ stattlich erkennet/ so wohl gefallen/ daß er an sei- nem neulich ausgefertigten Christenstaat/ damit er sich um die kirche nicht übel verdienet/ den gantzen paß so p. 88. stehet/ seinen additionibus p. 374. einverleibet/ ob zwar auch sein bedencken beysetzet/ wie zu wünschen/ daß die glieder der kirchen auch erstlich also bereitet würden/ daß sie solches ihr recht mit nutzen üben und brauchen könten. §. 15. Ehe diese antwort schliesse/ so ist noch übrig/ auf die obige ra- mag IV. Theil. o o
ARTIC. II. SECTIO XXIX. de deſſen was p. 221. von mir zu troſt der beaͤngſteten kirchen-diener ange-fuͤhret wird: ſo dann unter den pruͤfungs-ſtuͤcken des geiſtlichen ſtandes p. 260. So hat dasjenige/ was ich hievon geſchrieben/ dem vortrefflichen edel- mann und beruͤhmten politico Herr Veit Ludwig von Seckendorff/ der in andern und auch conſiſtorial-verrichtungen durch lange experienz, was der kirchen dienlich/ ſtattlich erkennet/ ſo wohl gefallen/ daß er an ſei- nem neulich ausgefertigten Chriſtenſtaat/ damit er ſich um die kirche nicht uͤbel verdienet/ den gantzen paß ſo p. 88. ſtehet/ ſeinen additionibus p. 374. einverleibet/ ob zwar auch ſein bedencken beyſetzet/ wie zu wuͤnſchen/ daß die glieder der kirchen auch erſtlich alſo bereitet wuͤrden/ daß ſie ſolches ihr recht mit nutzen uͤben und brauchen koͤnten. §. 15. Ehe dieſe antwort ſchlieſſe/ ſo iſt noch uͤbrig/ auf die obige ra- mag IV. Theil. o o
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ARTIC. II. SECTIO XXIX.
de deſſen was p. 221. von mir zu troſt der beaͤngſteten kirchen-diener ange-
fuͤhret wird: ſo dann unter den pruͤfungs-ſtuͤcken des geiſtlichen ſtandes p.
260. So hat dasjenige/ was ich hievon geſchrieben/ dem vortrefflichen edel-
mann und beruͤhmten politico Herr Veit Ludwig von Seckendorff/
der in andern und auch conſiſtorial-verrichtungen durch lange experienz,
was der kirchen dienlich/ ſtattlich erkennet/ ſo wohl gefallen/ daß er an ſei-
nem neulich ausgefertigten Chriſtenſtaat/ damit er ſich um die kirche nicht
uͤbel verdienet/ den gantzen paß ſo p. 88. ſtehet/ ſeinen additionibus p. 374.
einverleibet/ ob zwar auch ſein bedencken beyſetzet/ wie zu wuͤnſchen/ daß die
glieder der kirchen auch erſtlich alſo bereitet wuͤrden/ daß ſie ſolches ihr recht
mit nutzen uͤben und brauchen koͤnten.
§. 15. Ehe dieſe antwort ſchlieſſe/ ſo iſt noch uͤbrig/ auf die obige ra-
tiones dubitandi zu antworten. 1. Was nun anlangt den gewalt der
ſchluͤſſel/ welcher Joh. 20. den Apoſteln und in ihnen dem predigamt ge-
geben/ ſo wird derſelbe nicht geleugnet/ noch das predigamt von dem ge-
brauch deſſelben verſtoſſen. Wir haben aber zu wiſſen/ daß es eine gemei-
ne hypotheſis unſerer religion ſeye/ welche dem pabſtum ſchnurſtracks ent-
gegen ſtehet/ daß das recht der ſchluͤſſel/ die ſache ſelbs anlangend/ der gan-
tzen kirche gebuͤhre/ die nachmal ordentlicher weiſe dieſelbe durch das pre-
digamt verwalten laͤſſet. Mein ſeliger præceptor Herr D. Dannhauer/
Hodoſ. ph. 2. p. 157. redet alſo. Habet denique Eccleſia jus clavium &
cenſuræ, qua invita aut inſcia res tanta ſuſcipi non debet &c. alias quo-
ad actum & executionem miniſterio competit &c. und nachmal p. 164.
wo er den letzten gradum, darauf die excommunicatio folgen ſolle/ alſo
beſchreibet: Eccleſiaſtico τῶν πλειόνων, idque vel repræſentative coram
presbyterio ſeniorum, aut conſiſtorio ex veteri more, in quo Chriſtus quo-
ad rem & ordinem adeo nihil mutavit, ut & phraſin veterem retinuerit:
vel ſi ita res reique gradus exigit, collective coram tota Eccleſia: vel ſi ma-
lum ſit Epidemicum, in toto plurium eccleſiarum concilio. So haben wir
auch oben §. 4. ebenfals die meinung Lutheri hieruͤber gehoͤret. Wie
nun die ſchluͤſſel gedachter maſſen der geſamten kirchen ſind/ aber durch
die prediger verwaltet werden/ ſo folget nicht nur/ daß in dem fall der
noth jeglicher Chriſt ſich derſelben auch zum beſten ſeines bruders gebrau-
chen koͤnne/ und ſolches mit nicht weniger krafft/ als da es ein ordentli-
cher prediger gethan haͤtte/ ſondern auch daß die kirche allezeit die obſicht
und direction dieſes wercks behalte/ wie und gegen wem ſie zu brauchen
ſeyen: Daher als lang der gebrauch derſelben ſchluͤſſel unſtreitig iſt/ und
nichts darinnen vorgehet/ das die uͤbrige glieder der gemeinde mit betrifft/
und ſie davon auf ein oder andere ſeite ein aͤrgernuͤß zu befahren haben/ ſo
mag
IV. Theil. o o
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