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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. IV. SECTIO XXIV.
und genuß derjenigen theuren güter/ welche solcher name in sich schliesset/ erhal-
ten und befestiget worden seye: es ist ein grosses/ aus des allerhöchsten gütiger
schickung in der welt von hohen und solchen personen/ welche GOtt mit seinem
angehengten bilde und mittheilung eines theils seiner gewalt gewürdiget hat/
gebohren zu seyn: aber gewißlich noch ein grösseres/ aus dem HErrn selbst/ der
aller ehre und würde quelle/ sowol als die sonne des lichtes/ ist/ wahrhafftig ge-
zeuget/ und also nicht nur hoch/ sondern gar himmlisch und von oben her/ geboh-
ren seyn/ daher/ wo solthe beyde geburten zusammen kommen/ die herrlichkeit dero-
selben unaussprechlich ist/ aber darnach der eigne aus solcher höchsten geburt ha-
bende denen andern/ es sey keyser-könig-oder hertzoglicher auch in der ordnung
billig vorgehet. Da nun E. Hochfl. Durchl. solcher ihrer himmlischen und noch in
dero krafft währenden geburt genugsame zeugnüssen in kräfftigen wirckungen des
Heil. Geistes und demselben leistendem gehorsam bey sich finden/ so gratulire
billig über solche seligkeit/ dero alle glückseligkeit der welt sich nicht vergleichen
lässet. Wo auch E. Hochfl. Durchl. von mir als einem armen diener Christi eine an-
weisung (daran es zwar deroselben von begabtern personen nicht manglet) ver-
langen/ so weiß ich abermal schwerlich eine nachdrücklichere zu geben/ als diese/
den christen so allgemeinen als eigenen namen/ stets zu diesem zweck vor augen
zu haben/ dessen pflicht in der krafft GOttes zu erfüllen/ und stets im stande zu
bleiben/ daß sie der einmal empfangenen würde möge wircklich geniessen und sich
getrösten können: daß sie stets ihren Heyland ehre/ als ihren HErrn und Gott/
der sie mit doppeltem recht zu seinem eigenthum nun habe/ daß sie ihm als ihrem
könig gehorsame/ als seines reichs genoßin und unterthanin/ der sie auch zu einer
königin in seinem reich erkohren/ und seiner herrlichkeit theilhafftig machen will/
daß sie als eine erlöste durch sein opffer von keinem andern opffer oder hohenprie-
ster zu wissen begehre/ sondern sich des einigen getrösten/ daß sie diesem prophe-
ten und lehrer allein unaussetzlich anhange und seine schülerin zu bleiben trach-
te/ daß sie als eine theuer erworbene braut diesem ihrem bräutigam zeitlebens treu
verbleibe/ bis er sie zu seiner hochzeit herrlich einführe/ daß sie als ein glied ihre
grösseste seligkeit darinnen suche/ von ihrem haubt täglich die gnadenflüsse seines
Geistes zu empfangen/ daß sie ihre freude sonderlich darinnen erkenne/ eine wür-
dige wohnung dessen zu seyn/ der durch den glauben in ihro wohnet/ und solche
wohnung nicht anders als mit gewalt vertrieben jemalen verläßt: ja daß sie
der salbung wircklich stäts theilhafftig bleibe/ und täglich gleichsam mit neuem
zufluß der tropffen solches allerheiligsten salböls mehr empsange/ in kräfftiger
erleuchtung durch den schein von oben zu erkennen die himmlische güter/ die
kein auge gesehen/ kein ohr gehöret/ und in keines menschen hertz gekommen
sind/ ja ohne solches geistliche licht nicht erkennet werden mögen/ in durch-
tringendem antrieb und neuer krafft in den wegen des HERRN zu wand-

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ARTIC. IV. SECTIO XXIV.
und genuß derjenigen theuren guͤter/ welche ſolcher name in ſich ſchlieſſet/ erhal-
ten und befeſtiget worden ſeye: es iſt ein groſſes/ aus des allerhoͤchſten guͤtiger
ſchickung in der welt von hohen und ſolchen perſonen/ welche GOtt mit ſeinem
angehengten bilde und mittheilung eines theils ſeiner gewalt gewuͤrdiget hat/
gebohren zu ſeyn: aber gewißlich noch ein groͤſſeres/ aus dem HErrn ſelbſt/ der
aller ehre und wuͤrde quelle/ ſowol als die ſonne des lichtes/ iſt/ wahrhafftig ge-
zeuget/ und alſo nicht nur hoch/ ſondern gar himmliſch und von oben her/ geboh-
ren ſeyn/ daher/ wo ſolthe beyde geburten zuſammen kommen/ die herrlichkeit dero-
ſelben unausſprechlich iſt/ aber darnach der eigne aus ſolcher hoͤchſten geburt ha-
bende denen andern/ es ſey keyſer-koͤnig-oder hertzoglicher auch in der ordnung
billig vorgehet. Da nun E. Hochfl. Durchl. ſolcher ihrer himmliſchen und noch in
dero krafft waͤhrenden geburt genugſame zeugnuͤſſen in kraͤfftigen wirckungen des
Heil. Geiſtes und demſelben leiſtendem gehorſam bey ſich finden/ ſo gratulire
billig uͤber ſolche ſeligkeit/ dero alle gluͤckſeligkeit der welt ſich nicht vergleichen
laͤſſet. Wo auch E. Hochfl. Durchl. von mir als einem armen diener Chriſti eine an-
weiſung (daran es zwar deroſelben von begabtern perſonen nicht manglet) ver-
langen/ ſo weiß ich abermal ſchwerlich eine nachdruͤcklichere zu geben/ als dieſe/
den chriſten ſo allgemeinen als eigenen namen/ ſtets zu dieſem zweck vor augen
zu haben/ deſſen pflicht in der krafft GOttes zu erfuͤllen/ und ſtets im ſtande zu
bleiben/ daß ſie der einmal empfangenen wuͤrde moͤge wircklich genieſſen und ſich
getroͤſten koͤnnen: daß ſie ſtets ihren Heyland ehre/ als ihren HErrn und Gott/
der ſie mit doppeltem recht zu ſeinem eigenthum nun habe/ daß ſie ihm als ihrem
koͤnig gehorſame/ als ſeines reichs genoßin und unterthanin/ der ſie auch zu einer
koͤnigin in ſeinem reich erkohren/ und ſeiner herrlichkeit theilhafftig machen will/
daß ſie als eine erloͤſte durch ſein opffer von keinem andern opffer oder hohenprie-
ſter zu wiſſen begehre/ ſondern ſich des einigen getroͤſten/ daß ſie dieſem prophe-
ten und lehrer allein unausſetzlich anhange und ſeine ſchuͤlerin zu bleiben trach-
te/ daß ſie als eine theuer erworbene braut dieſem ihrem braͤutigam zeitlebens treu
verbleibe/ bis er ſie zu ſeiner hochzeit herrlich einfuͤhre/ daß ſie als ein glied ihre
groͤſſeſte ſeligkeit darinnen ſuche/ von ihrem haubt taͤglich die gnadenfluͤſſe ſeines
Geiſtes zu empfangen/ daß ſie ihre freude ſonderlich darinnen erkenne/ eine wuͤr-
dige wohnung deſſen zu ſeyn/ der durch den glauben in ihro wohnet/ und ſolche
wohnung nicht anders als mit gewalt vertrieben jemalen verlaͤßt: ja daß ſie
der ſalbung wircklich ſtaͤts theilhafftig bleibe/ und taͤglich gleichſam mit neuem
zufluß der tropffen ſolches allerheiligſten ſalboͤls mehr empſange/ in kraͤfftiger
erleuchtung durch den ſchein von oben zu erkennen die himmliſche guͤter/ die
kein auge geſehen/ kein ohr gehoͤret/ und in keines menſchen hertz gekommen
ſind/ ja ohne ſolches geiſtliche licht nicht erkennet werden moͤgen/ in durch-
tringendem antrieb und neuer krafft in den wegen des HERRN zu wand-

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[467/0479] ARTIC. IV. SECTIO XXIV. und genuß derjenigen theuren guͤter/ welche ſolcher name in ſich ſchlieſſet/ erhal- ten und befeſtiget worden ſeye: es iſt ein groſſes/ aus des allerhoͤchſten guͤtiger ſchickung in der welt von hohen und ſolchen perſonen/ welche GOtt mit ſeinem angehengten bilde und mittheilung eines theils ſeiner gewalt gewuͤrdiget hat/ gebohren zu ſeyn: aber gewißlich noch ein groͤſſeres/ aus dem HErrn ſelbſt/ der aller ehre und wuͤrde quelle/ ſowol als die ſonne des lichtes/ iſt/ wahrhafftig ge- zeuget/ und alſo nicht nur hoch/ ſondern gar himmliſch und von oben her/ geboh- ren ſeyn/ daher/ wo ſolthe beyde geburten zuſammen kommen/ die herrlichkeit dero- ſelben unausſprechlich iſt/ aber darnach der eigne aus ſolcher hoͤchſten geburt ha- bende denen andern/ es ſey keyſer-koͤnig-oder hertzoglicher auch in der ordnung billig vorgehet. Da nun E. Hochfl. Durchl. ſolcher ihrer himmliſchen und noch in dero krafft waͤhrenden geburt genugſame zeugnuͤſſen in kraͤfftigen wirckungen des Heil. Geiſtes und demſelben leiſtendem gehorſam bey ſich finden/ ſo gratulire billig uͤber ſolche ſeligkeit/ dero alle gluͤckſeligkeit der welt ſich nicht vergleichen laͤſſet. Wo auch E. Hochfl. Durchl. von mir als einem armen diener Chriſti eine an- weiſung (daran es zwar deroſelben von begabtern perſonen nicht manglet) ver- langen/ ſo weiß ich abermal ſchwerlich eine nachdruͤcklichere zu geben/ als dieſe/ den chriſten ſo allgemeinen als eigenen namen/ ſtets zu dieſem zweck vor augen zu haben/ deſſen pflicht in der krafft GOttes zu erfuͤllen/ und ſtets im ſtande zu bleiben/ daß ſie der einmal empfangenen wuͤrde moͤge wircklich genieſſen und ſich getroͤſten koͤnnen: daß ſie ſtets ihren Heyland ehre/ als ihren HErrn und Gott/ der ſie mit doppeltem recht zu ſeinem eigenthum nun habe/ daß ſie ihm als ihrem koͤnig gehorſame/ als ſeines reichs genoßin und unterthanin/ der ſie auch zu einer koͤnigin in ſeinem reich erkohren/ und ſeiner herrlichkeit theilhafftig machen will/ daß ſie als eine erloͤſte durch ſein opffer von keinem andern opffer oder hohenprie- ſter zu wiſſen begehre/ ſondern ſich des einigen getroͤſten/ daß ſie dieſem prophe- ten und lehrer allein unausſetzlich anhange und ſeine ſchuͤlerin zu bleiben trach- te/ daß ſie als eine theuer erworbene braut dieſem ihrem braͤutigam zeitlebens treu verbleibe/ bis er ſie zu ſeiner hochzeit herrlich einfuͤhre/ daß ſie als ein glied ihre groͤſſeſte ſeligkeit darinnen ſuche/ von ihrem haubt taͤglich die gnadenfluͤſſe ſeines Geiſtes zu empfangen/ daß ſie ihre freude ſonderlich darinnen erkenne/ eine wuͤr- dige wohnung deſſen zu ſeyn/ der durch den glauben in ihro wohnet/ und ſolche wohnung nicht anders als mit gewalt vertrieben jemalen verlaͤßt: ja daß ſie der ſalbung wircklich ſtaͤts theilhafftig bleibe/ und taͤglich gleichſam mit neuem zufluß der tropffen ſolches allerheiligſten ſalboͤls mehr empſange/ in kraͤfftiger erleuchtung durch den ſchein von oben zu erkennen die himmliſche guͤter/ die kein auge geſehen/ kein ohr gehoͤret/ und in keines menſchen hertz gekommen ſind/ ja ohne ſolches geiſtliche licht nicht erkennet werden moͤgen/ in durch- tringendem antrieb und neuer krafft in den wegen des HERRN zu wand- len/ n n n 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/479>, abgerufen am 22.11.2024.