daran gebunden wird, daß also keinem in solcher gemeinde erlaubt ist, sich an das wort Gottes allein zu halten; und hinwieder wo in einer andern kirchen etzliche men- schen wider die allgemeine eigne bekantnuß etwas dergleichen sich unterstehen, und also die gewissen zu bestricken suchen, da hingegen, welche seele sich verwahren will, von allem menschlichen zusatz und geistlicher herrschafft, allein unter JEsu CHristo ihren glauben und leben führen kan. Dieses letztere wird er bey uns, jenes in der Römischen kirchen so viel gewisser finden, als er nun hoffentlich beyde tieffer durch die erfahrung einzusehen gelernet hat. Jn dieser bewandnüß hoffe ich, werde der himmlische vater jetzt oder doch noch künfftig sein hertz dahin rühren, und christlicher freunde wolmeinende erinnerungen bey ihm dahin segnen, und seiner seelen die ruhe, so er bisher in Babel vergebens gesucht, und nicht gefunden, in der gemeinschafft deren zu bescheren, die er aus den stricken der menschen-lehr und geboten loßgema- chet hat, daß wir in der freyheit des evangelii mit so viel reinern hertzen und ange- legenheiten ihm hertzlich seinen dienst leisten sollen. Nun der HErr HErr, dessen wir sind, und ihn allein vor unsern meister erkennen, gebe uns allen solche gnade, mir auch diese freude, seine himmlische güte über ihn, als uns wiederum geschencket, mit dancksagung zeitlich und ewig zu preisen.
4. Jul. 1689.
SECTIO XXXVII. Freude und danck über die erkäntnüß mehrer christ- licher seelen. Herrn von Rosenroth gedächtnüß.
DErjenigen, über welche ich mich dermassen erfreue, und von welchen desto mehr hoffe, zahl hat auch sie, wertheste Jungfrau, vermehret durch ihr den verwichenen monat an mich gethanes angenehmes schreiben, welches so gar keiner entschuldigung, von einer unbekanten zu kommen, bedorfft hätte, daß vielmehr solche an mich genommene freyheit eine dancksagung meiner seits erfor- dert, wie gegen sie also zum fördersten unsern himmlischen Vater, der seine kinder mit liebe gegen einander verbindet, und allerley gelegenheit dazu verleihet. Wie ich dann versichern kan, daß mich die ablesung desselben von grund der seelen erfreuet habe, eines theils widerum von einer seele, dero es um GOTT, und vor ihm auf- richtig zu wandeln, ein ernst seye (welcherley seelen es an fernern gaben des geistes und krafft von oben herab nicht mangeln kan) versichert zu werden, (so ge- wiß eine so inniglichere freude verdienet, als man derselben nicht täglich ge- niesset) andern theils daraus zu erkennen, wie der HERR auch ihr hertz mit liebe und vertrauen auf mich erfüllet habe, daraus nicht fehlen kan, daß nicht mehrmalige seuffzen, vor mich und das werck des HERRN durch meine hand, aufsteigen solten. Vor solche liebe weiß ich nichts anders darzusetzen, als eben dergleichen liebe gegen eine mitgenoßin der göttlichen gnade, samt allem dem, wo- zu mir der himmlische Vater solche zu erweisen gelegenheit aufstossen lassen solte,
ob
IV. Theil. k k k k
ARTIC. V. SECTIO XXXVII.
daran gebunden wird, daß alſo keinem in ſolcher gemeinde erlaubt iſt, ſich an das wort Gottes allein zu halten; und hinwieder wo in einer andern kirchen etzliche men- ſchen wider die allgemeine eigne bekantnuß etwas dergleichen ſich unterſtehen, und alſo die gewiſſen zu beſtricken ſuchen, da hingegen, welche ſeele ſich verwahren will, von allem menſchlichen zuſatz und geiſtlicher herrſchafft, allein unter JEſu CHriſto ihren glauben und leben fuͤhren kan. Dieſes letztere wird er bey uns, jenes in der Roͤmiſchen kirchen ſo viel gewiſſer finden, als er nun hoffentlich beyde tieffer durch die erfahrung einzuſehen gelernet hat. Jn dieſer bewandnuͤß hoffe ich, werde der himmliſche vater jetzt oder doch noch kuͤnfftig ſein heꝛtz dahin ruͤhren, und chriſtlicher freunde wolmeinende erinnerungen bey ihm dahin ſegnen, und ſeiner ſeelen die ruhe, ſo er bisher in Babel vergebens geſucht, und nicht gefunden, in der gemeinſchafft deren zu beſcheren, die er aus den ſtricken der menſchen-lehr und geboten loßgema- chet hat, daß wir in der freyheit des evangelii mit ſo viel reinern hertzen und ange- legenheiten ihm hertzlich ſeinen dienſt leiſten ſollen. Nun der HErr HErr, deſſen wir ſind, und ihn allein vor unſern meiſter erkennen, gebe uns allen ſolche gnade, mir auch dieſe freude, ſeine himmliſche guͤte uͤber ihn, als uns wiederum geſchencket, mit danckſagung zeitlich und ewig zu preiſen.
4. Jul. 1689.
SECTIO XXXVII. Freude und danck uͤber die eꝛkaͤntnuͤß mehrer chriſt- licher ſeelen. Herrn von Roſenroth gedaͤchtnuͤß.
DErjenigen, uͤber welche ich mich dermaſſen erfreue, und von welchen deſto mehr hoffe, zahl hat auch ſie, wertheſte Jungfrau, vermehret durch ihr den verwichenen monat an mich gethanes angenehmes ſchreiben, welches ſo gar keiner entſchuldigung, von einer unbekanten zu kommen, bedorfft haͤtte, daß vielmehr ſolche an mich genommene freyheit eine danckſagung meiner ſeits erfor- dert, wie gegen ſie alſo zum foͤrderſten unſern himmliſchen Vater, der ſeine kinder mit liebe gegen einander verbindet, und allerley gelegenheit dazu verleihet. Wie ich dann verſichern kan, daß mich die ableſung deſſelben von grund der ſeelen erfreuet habe, eines theils widerum von einer ſeele, dero es um GOTT, und vor ihm auf- richtig zu wandeln, ein ernſt ſeye (welcherley ſeelen es an fernern gaben des geiſtes und krafft von oben herab nicht mangeln kan) verſichert zu werden, (ſo ge- wiß eine ſo inniglichere freude verdienet, als man derſelben nicht taͤglich ge- nieſſet) andern theils daraus zu erkennen, wie der HERR auch ihr hertz mit liebe und vertrauen auf mich erfuͤllet habe, daraus nicht fehlen kan, daß nicht mehrmalige ſeuffzen, vor mich und das werck des HERRN durch meine hand, aufſteigen ſolten. Vor ſolche liebe weiß ich nichts anders darzuſetzen, als eben dergleichen liebe gegen eine mitgenoßin der goͤttlichen gnade, ſamt allem dem, wo- zu mir der himmliſche Vater ſolche zu erweiſen gelegenheit aufſtoſſen laſſen ſolte,
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ARTIC. V. SECTIO XXXVII.
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wort Gottes allein zu halten; und hinwieder wo in einer andern kirchen etzliche men-
ſchen wider die allgemeine eigne bekantnuß etwas dergleichen ſich unterſtehen, und
alſo die gewiſſen zu beſtricken ſuchen, da hingegen, welche ſeele ſich verwahren will,
von allem menſchlichen zuſatz und geiſtlicher herrſchafft, allein unter JEſu CHriſto
ihren glauben und leben fuͤhren kan. Dieſes letztere wird er bey uns, jenes in der
Roͤmiſchen kirchen ſo viel gewiſſer finden, als er nun hoffentlich beyde tieffer durch
die erfahrung einzuſehen gelernet hat. Jn dieſer bewandnuͤß hoffe ich, werde der
himmliſche vater jetzt oder doch noch kuͤnfftig ſein heꝛtz dahin ruͤhren, und chriſtlicher
freunde wolmeinende erinnerungen bey ihm dahin ſegnen, und ſeiner ſeelen die ruhe,
ſo er bisher in Babel vergebens geſucht, und nicht gefunden, in der gemeinſchafft
deren zu beſcheren, die er aus den ſtricken der menſchen-lehr und geboten loßgema-
chet hat, daß wir in der freyheit des evangelii mit ſo viel reinern hertzen und ange-
legenheiten ihm hertzlich ſeinen dienſt leiſten ſollen. Nun der HErr HErr, deſſen
wir ſind, und ihn allein vor unſern meiſter erkennen, gebe uns allen ſolche gnade,
mir auch dieſe freude, ſeine himmliſche guͤte uͤber ihn, als uns wiederum geſchencket,
mit danckſagung zeitlich und ewig zu preiſen.
4. Jul. 1689.
SECTIO XXXVII.
Freude und danck uͤber die eꝛkaͤntnuͤß mehrer chriſt-
licher ſeelen. Herrn von Roſenroth gedaͤchtnuͤß.
DErjenigen, uͤber welche ich mich dermaſſen erfreue, und von welchen deſto
mehr hoffe, zahl hat auch ſie, wertheſte Jungfrau, vermehret durch ihr den
verwichenen monat an mich gethanes angenehmes ſchreiben, welches ſo
gar keiner entſchuldigung, von einer unbekanten zu kommen, bedorfft haͤtte, daß
vielmehr ſolche an mich genommene freyheit eine danckſagung meiner ſeits erfor-
dert, wie gegen ſie alſo zum foͤrderſten unſern himmliſchen Vater, der ſeine kinder
mit liebe gegen einander verbindet, und allerley gelegenheit dazu verleihet. Wie ich
dann verſichern kan, daß mich die ableſung deſſelben von grund der ſeelen erfreuet
habe, eines theils widerum von einer ſeele, dero es um GOTT, und vor ihm auf-
richtig zu wandeln, ein ernſt ſeye (welcherley ſeelen es an fernern gaben des geiſtes
und krafft von oben herab nicht mangeln kan) verſichert zu werden, (ſo ge-
wiß eine ſo inniglichere freude verdienet, als man derſelben nicht taͤglich ge-
nieſſet) andern theils daraus zu erkennen, wie der HERR auch ihr hertz mit
liebe und vertrauen auf mich erfuͤllet habe, daraus nicht fehlen kan, daß nicht
mehrmalige ſeuffzen, vor mich und das werck des HERRN durch meine hand,
aufſteigen ſolten. Vor ſolche liebe weiß ich nichts anders darzuſetzen, als eben
dergleichen liebe gegen eine mitgenoßin der goͤttlichen gnade, ſamt allem dem, wo-
zu mir der himmliſche Vater ſolche zu erweiſen gelegenheit aufſtoſſen laſſen ſolte,
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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