ben GOtt hertzlich an, daß er nicht allein aller orten, vornemlich aber auch bey ih- nen, sein wort kräfftig in die seelen dringen lassen, und also alle dazu gemeinte mit- tel segnen, sondern auch die weißheit, die aus ihm ist, verleihen wolle, in allen dahin gemeineten anstalten allemal dasjenige zu erkennen, was das rathsamste ist, und was er am meisten zu segnen beschlossen hat.
31. Jan. 1690.
SECTIO LVI. Was man zu erhaltung unserer kirchen äusserlich vornimmt/ gehet in der zeit des gerichts nicht von statten. Doch muß man nach vermögen thun/ aber mit aller fügung GOttes zufrieden seyn. An einen prediger/ der in der Schlesien vieles leiden müssen.
DAß sich an statt der erleichterung fast durch alles, was man zu solchem zweck vornimmet, das leiden nur verdoppelt, ist mir leid, befremdet mich a- ber nicht so sehr, indem es demjenigen gemäß ist, wessen ich mich allezeit versehe, daß es zu unsrer zeit etwas neues seye, daß vor unsre religion in dem eusser- lichen etwas ausgerichtet könne werden, nachdem wir noch in den schweren zeiten der gerichte und der macht des babels stehen, sondern alle unsre conatus müssen insgemein contrarium effectum erreichen, und uns nichts anders davon wer- den, als daß wir mit unsrer gedult und glauben GOtt preisen: denn der erste sieg gegen babel bestehet nur in gedult und in überwunden werden, damit werden wir überwinden, und zu seiner zeit, wo die gedult der heiligen erfüllet ist, auch die andre hülffe folgen, die wir itzt auch verlangten, aber noch uns nicht bestimmet ist, ohn daß zuweilen in ein und andern sondern fällen der HErr etwas sonders thun und einige zeugnissen seiner hertzenslenckenden und allvermögenden krafft erzeigen mag, daß man aufs wenigste sehe, er könte allemal der widrigen gewalt gegen uns brechen, daß ers also nicht allezeit thue, seye nicht seine ohnmächtigkeit oder der fein- de macht, sondern sein heiliger rath, seine kirche eine weil diesen meistens in die hän- de zu übergeben. Jndessen thun wir nicht unrecht, wenn wir dagegen noch alle christliche mittel zu unserer rettung suchen, nicht nur ob der HErr zuweilen ein sol- ches zeugnüß seiner güte an uns erzeigen wolte, sondern auch vornemlich, daß wir unsern gewissen ein gnügen thun. Wie wir der ursach wegen auch in den tödtlichen kranckheiten, wo kaum hoffnung übrig ist, die mittel zu brauchen nicht unterlassen. Also unbillige es an geliebtem Bruder nicht, daß er sonderlich, da er einen trieb in sich gefunden, zu versuchen, ob durch sein leiden seiner gemeinde etwas erhalten
werden
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ARTIC. V. SECT. LVI.
ben GOtt hertzlich an, daß er nicht allein aller orten, vornemlich aber auch bey ih- nen, ſein wort kraͤfftig in die ſeelen dringen laſſen, und alſo alle dazu gemeinte mit- tel ſegnen, ſondern auch die weißheit, die aus ihm iſt, verleihen wolle, in allen dahin gemeineten anſtalten allemal dasjenige zu erkennen, was das rathſamſte iſt, und was er am meiſten zu ſegnen beſchloſſen hat.
31. Jan. 1690.
SECTIO LVI. Was man zu erhaltung unſerer kirchen aͤuſſerlich vornimmt/ gehet in der zeit des gerichts nicht von ſtatten. Doch muß man nach vermoͤgen thun/ aber mit aller fuͤgung GOttes zufrieden ſeyn. An einen prediger/ der in der Schleſien vieles leiden muͤſſen.
DAß ſich an ſtatt der erleichterung faſt durch alles, was man zu ſolchem zweck vornimmet, das leiden nur verdoppelt, iſt mir leid, befremdet mich a- ber nicht ſo ſehr, indem es demjenigen gemaͤß iſt, weſſen ich mich allezeit verſehe, daß es zu unſrer zeit etwas neues ſeye, daß vor unſre religion in dem euſſer- lichen etwas ausgerichtet koͤnne werden, nachdem wir noch in den ſchweren zeiten der gerichte und der macht des babels ſtehen, ſondern alle unſre conatus muͤſſen insgemein contrarium effectum erreichen, und uns nichts anders davon wer- den, als daß wir mit unſrer gedult und glauben GOtt preiſen: denn der erſte ſieg gegen babel beſtehet nur in gedult und in uͤberwunden werden, damit werden wir uͤberwinden, und zu ſeiner zeit, wo die gedult der heiligen erfuͤllet iſt, auch die andre huͤlffe folgen, die wir itzt auch verlangten, aber noch uns nicht beſtimmet iſt, ohn daß zuweilen in ein und andern ſondern faͤllen der HErr etwas ſonders thun und einige zeugniſſen ſeiner hertzenslenckenden und allvermoͤgenden krafft erzeigen mag, daß man aufs wenigſte ſehe, er koͤnte allemal der widrigen gewalt gegen uns brechen, daß ers alſo nicht allezeit thue, ſeye nicht ſeine ohnmaͤchtigkeit oder der fein- de macht, ſondern ſein heiliger rath, ſeine kirche eine weil dieſen meiſtens in die haͤn- de zu uͤbergeben. Jndeſſen thun wir nicht unrecht, wenn wir dagegen noch alle chriſtliche mittel zu unſerer rettung ſuchen, nicht nur ob der HErr zuweilen ein ſol- ches zeugnuͤß ſeiner guͤte an uns erzeigen wolte, ſondern auch vornemlich, daß wir unſern gewiſſen ein gnuͤgen thun. Wie wir der urſach wegen auch in den toͤdtlichen kranckheiten, wo kaum hoffnung uͤbrig iſt, die mittel zu brauchen nicht unterlaſſen. Alſo unbillige es an geliebtem Bruder nicht, daß er ſonderlich, da er einen trieb in ſich gefunden, zu verſuchen, ob durch ſein leiden ſeiner gemeinde etwas erhalten
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ARTIC. V. SECT. LVI.
ben GOtt hertzlich an, daß er nicht allein aller orten, vornemlich aber auch bey ih-
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tel ſegnen, ſondern auch die weißheit, die aus ihm iſt, verleihen wolle, in allen dahin
gemeineten anſtalten allemal dasjenige zu erkennen, was das rathſamſte iſt, und
was er am meiſten zu ſegnen beſchloſſen hat.
31. Jan. 1690.
SECTIO LVI.
Was man zu erhaltung unſerer kirchen aͤuſſerlich
vornimmt/ gehet in der zeit des gerichts nicht von ſtatten.
Doch muß man nach vermoͤgen thun/ aber mit aller fuͤgung
GOttes zufrieden ſeyn. An einen prediger/ der in
der Schleſien vieles leiden muͤſſen.
DAß ſich an ſtatt der erleichterung faſt durch alles, was man zu ſolchem
zweck vornimmet, das leiden nur verdoppelt, iſt mir leid, befremdet mich a-
ber nicht ſo ſehr, indem es demjenigen gemaͤß iſt, weſſen ich mich allezeit
verſehe, daß es zu unſrer zeit etwas neues ſeye, daß vor unſre religion in dem euſſer-
lichen etwas ausgerichtet koͤnne werden, nachdem wir noch in den ſchweren zeiten
der gerichte und der macht des babels ſtehen, ſondern alle unſre conatus muͤſſen
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den, als daß wir mit unſrer gedult und glauben GOtt preiſen: denn der erſte ſieg
gegen babel beſtehet nur in gedult und in uͤberwunden werden, damit werden wir
uͤberwinden, und zu ſeiner zeit, wo die gedult der heiligen erfuͤllet iſt, auch die andre
huͤlffe folgen, die wir itzt auch verlangten, aber noch uns nicht beſtimmet iſt, ohn
daß zuweilen in ein und andern ſondern faͤllen der HErr etwas ſonders thun und
einige zeugniſſen ſeiner hertzenslenckenden und allvermoͤgenden krafft erzeigen
mag, daß man aufs wenigſte ſehe, er koͤnte allemal der widrigen gewalt gegen uns
brechen, daß ers alſo nicht allezeit thue, ſeye nicht ſeine ohnmaͤchtigkeit oder der fein-
de macht, ſondern ſein heiliger rath, ſeine kirche eine weil dieſen meiſtens in die haͤn-
de zu uͤbergeben. Jndeſſen thun wir nicht unrecht, wenn wir dagegen noch alle
chriſtliche mittel zu unſerer rettung ſuchen, nicht nur ob der HErr zuweilen ein ſol-
ches zeugnuͤß ſeiner guͤte an uns erzeigen wolte, ſondern auch vornemlich, daß wir
unſern gewiſſen ein gnuͤgen thun. Wie wir der urſach wegen auch in den toͤdtlichen
kranckheiten, wo kaum hoffnung uͤbrig iſt, die mittel zu brauchen nicht unterlaſſen.
Alſo unbillige es an geliebtem Bruder nicht, daß er ſonderlich, da er einen trieb in
ſich gefunden, zu verſuchen, ob durch ſein leiden ſeiner gemeinde etwas erhalten
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/681>, abgerufen am 22.11.2024.
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