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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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wider uns seyn? oder/ Was sollen
mir menschen thun? sind auch ge-
gen andere nicht zornig oder neidig/
auch werden also mit vielerley be-
gierden und leidenschafften zerstos-
sen/ hingerissen/ gequälet und ge-
martert/ wie vorher/ sondern ru-
hen und schlaffen gleichsam in dem
schoß GOttes deß gütigsten Vat-
ters/ mit ruhigem gemüth/ wissen-
de/ daß er uns seinen Sohn geschen-
cket habe/ und mit ihm alles schencken
werde.
Der geistreiche P. Egardus stei-
get etwas höher in beschreibung dieses frie-
dens/ und redet also davon (im Christenth.
S. Pauli nach der Epistel an die Römer
T. 1.) über Rom. 15. Der friede ist
ruhe in GOTT/ daß die seele sich
läuterlich und einfältiglich in Gott
versencket/ die creaturen verläugnet/
an Gott allein hanget/ auff Gott
allein sihet/ und an ihm ihre lust
und genüge hat. Denn Gott ist der
seelen ruhe/ centrum/ stadt und
wohnung. Ausser Gott kan sie
nicht ruhen und still seyn.
Wir mö-
gen den vorigen beysetzen Praetorii beschrei-

bung

wider uns ſeyn? oder/ Was ſollen
mir menſchen thun? ſind auch ge-
gen andere nicht zornig oder neidig/
auch werden alſo mit vielerley be-
gierden und leidenſchafften zerſtoſ-
ſen/ hingeriſſen/ gequaͤlet und ge-
martert/ wie vorher/ ſondern ru-
hen und ſchlaffen gleichſam in dem
ſchoß GOttes deß guͤtigſten Vat-
ters/ mit ruhigem gemuͤth/ wiſſen-
de/ daß er uns ſeinen Sohn geſchen-
cket habe/ uñ mit ihm alles ſchencken
werde.
Der geiſtreiche P. Egardus ſtei-
get etwas hoͤher in beſchreibung dieſes frie-
dens/ und redet alſo davon (im Chriſtenth.
S. Pauli nach der Epiſtel an die Roͤmer
T. 1.) uͤber Rom. 15. Der friede iſt
ruhe in GOTT/ daß die ſeele ſich
laͤuterlich und einfaͤltiglich in Gott
verſencket/ die creaturen verlaͤugnet/
an Gott allein hanget/ auff Gott
allein ſihet/ und an ihm ihre luſt
und genuͤge hat. Denn Gott iſt der
ſeelen ruhe/ centrum/ ſtadt und
wohnung. Auſſer Gott kan ſie
nicht ruhen und ſtill ſeyn.
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gen den vorigen beyſetzen Prætorii beſchrei-

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[112/0124] wider uns ſeyn? oder/ Was ſollen mir menſchen thun? ſind auch ge- gen andere nicht zornig oder neidig/ auch werden alſo mit vielerley be- gierden und leidenſchafften zerſtoſ- ſen/ hingeriſſen/ gequaͤlet und ge- martert/ wie vorher/ ſondern ru- hen und ſchlaffen gleichſam in dem ſchoß GOttes deß guͤtigſten Vat- ters/ mit ruhigem gemuͤth/ wiſſen- de/ daß er uns ſeinen Sohn geſchen- cket habe/ uñ mit ihm alles ſchencken werde. Der geiſtreiche P. Egardus ſtei- get etwas hoͤher in beſchreibung dieſes frie- dens/ und redet alſo davon (im Chriſtenth. S. Pauli nach der Epiſtel an die Roͤmer T. 1.) uͤber Rom. 15. Der friede iſt ruhe in GOTT/ daß die ſeele ſich laͤuterlich und einfaͤltiglich in Gott verſencket/ die creaturen verlaͤugnet/ an Gott allein hanget/ auff Gott allein ſihet/ und an ihm ihre luſt und genuͤge hat. Denn Gott iſt der ſeelen ruhe/ centrum/ ſtadt und wohnung. Auſſer Gott kan ſie nicht ruhen und ſtill ſeyn. Wir moͤ- gen den vorigen beyſetzen Prætorii beſchrei- bung

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/124>, abgerufen am 21.11.2024.