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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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darvon vernunfft nichts/ denn die-
ser göttliche zug ist ihr unbegreiff-
lich. GOTT ist ein liecht/ und
wird im liecht gesehen/ 1. Johan. 5.
Vernunfft aber ist in geistlichen sa-
chen finsternüß. Da der Apostel
Paulus war in den dritten himmel
entzucket/ und seiner selbs und aller
creaturen hatte vergessen/ kam er
zur beschauunge Göttlicher heim-
lichkeit. Da er aber wieder zu ihm
selbs kam/ zu übung der vernunfft/
konte er nicht sagen/ was er gesehen
hatte/ denn es war über alle ver-
nunfft. Darum sagt er/ daß er ha-
be gehört/ unaußsprechliche wort/
die kein mensch kan sagen 2 Corinth.
12/ 4. Weil dann der friede GOttes
ist über alle vernunfft/ so weiß und
verstehet auch kein fleischlicher
mensch und weltkind/ was dieser
edle friede Gottes seye/ wie süß und
kräfftig er seye. Wo GOtt nicht
in Christo wohnet/ da ist auch der
friede Gottes nicht. GOTT aber
wohnet nicht nach gnade in einem
fleischlichen menschen/ sondern in ei-

ner

darvon vernunfft nichts/ denn die-
ſer goͤttliche zug iſt ihr unbegreiff-
lich. GOTT iſt ein liecht/ und
wird im liecht geſehen/ 1. Johan. 5.
Vernunfft aber iſt in geiſtlichen ſa-
chen finſternuͤß. Da der Apoſtel
Paulus war in den dritten himmel
entzucket/ und ſeiner ſelbs und aller
creaturen hatte vergeſſen/ kam er
zur beſchauunge Goͤttlicher heim-
lichkeit. Da er aber wieder zu ihm
ſelbs kam/ zu uͤbung der vernunfft/
konte er nicht ſagen/ was er geſehen
hatte/ denn es war uͤber alle ver-
nunfft. Darum ſagt er/ daß er ha-
be gehoͤrt/ unaußſprechliche wort/
die kein menſch kan ſagen 2 Corinth.
12/ 4. Weil dann der friede GOttes
iſt uͤber alle vernunfft/ ſo weiß und
verſtehet auch kein fleiſchlicher
menſch und weltkind/ was dieſer
edle friede Gottes ſeye/ wie ſuͤß und
kraͤfftig er ſeye. Wo GOtt nicht
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[233/0245] darvon vernunfft nichts/ denn die- ſer goͤttliche zug iſt ihr unbegreiff- lich. GOTT iſt ein liecht/ und wird im liecht geſehen/ 1. Johan. 5. Vernunfft aber iſt in geiſtlichen ſa- chen finſternuͤß. Da der Apoſtel Paulus war in den dritten himmel entzucket/ und ſeiner ſelbs und aller creaturen hatte vergeſſen/ kam er zur beſchauunge Goͤttlicher heim- lichkeit. Da er aber wieder zu ihm ſelbs kam/ zu uͤbung der vernunfft/ konte er nicht ſagen/ was er geſehen hatte/ denn es war uͤber alle ver- nunfft. Darum ſagt er/ daß er ha- be gehoͤrt/ unaußſprechliche wort/ die kein menſch kan ſagen 2 Corinth. 12/ 4. Weil dann der friede GOttes iſt uͤber alle vernunfft/ ſo weiß und verſtehet auch kein fleiſchlicher menſch und weltkind/ was dieſer edle friede Gottes ſeye/ wie ſuͤß und kraͤfftig er ſeye. Wo GOtt nicht in Chriſto wohnet/ da iſt auch der friede Gottes nicht. GOTT aber wohnet nicht nach gnade in einem fleiſchlichen menſchen/ ſondern in ei- ner

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/245>, abgerufen am 24.11.2024.