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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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nicht nur auch mehrmal der vorigen sün-
den seines lebens zuerinnern/ damit man vor
dero vergebung seiner güte ernstlich danck-
bar werde/ sondern sich auch täglich seiner
sünden wegen zu untersuchen/ wie wir vor
GOtt stehen/ was an uns seinem willen
gemäß oder zuwider seye/ damit wir/
was wir also vor sünden an uns finden/
uns wahrhafftig lassen leyd seyn/ und uns
vor GOTT demüthigen. Geschiehet
solches nicht/ und man gehet ohne sorge
in sicherheit dahin/ ohne auff sich und sei-
nen zustand acht zu haben/ oder man will
seine sünde nicht erkennen/ sondern gar
behaupten/ und recht dabey behalten/ oder
achtet sie doch gering/ und schläget die erin-
nerungen/ wo der Heilige Geist durch seine
straffende gnade in dem gewissen uns rüh-
ret/ in den wind/ oder will die ansetzende
traurigkeit/ dadurch GOtt etwas gutes in
uns würcken/ und das hertz zu seiner gnade
bereiten wolte/ als eine melancolie und einge-
ben des Satans vertreiben/ sucht wol gar
durch weltliche freude und lustige gesell-
schafft den gedancken zuwehren/ und will
noch bey seiner unerkantlichkeit den frieden
mit GOTT behalten/ und sich trösten;

so

nicht nur auch mehrmal der vorigen ſuͤn-
den ſeines lebens zuerinnern/ damit man vor
dero vergebung ſeiner guͤte ernſtlich danck-
bar werde/ ſondern ſich auch taͤglich ſeiner
ſuͤnden wegen zu unterſuchen/ wie wir vor
GOtt ſtehen/ was an uns ſeinem willen
gemaͤß oder zuwider ſeye/ damit wir/
was wir alſo vor ſuͤnden an uns finden/
uns wahrhafftig laſſen leyd ſeyn/ und uns
vor GOTT demuͤthigen. Geſchiehet
ſolches nicht/ und man gehet ohne ſorge
in ſicherheit dahin/ ohne auff ſich und ſei-
nen zuſtand acht zu haben/ oder man will
ſeine ſuͤnde nicht erkennen/ ſondern gar
behaupten/ und recht dabey behalten/ oder
achtet ſie doch gering/ und ſchlaͤget die erin-
nerungen/ wo der Heilige Geiſt durch ſeine
ſtraffende gnade in dem gewiſſen uns ruͤh-
ret/ in den wind/ oder will die anſetzende
traurigkeit/ dadurch GOtt etwas gutes in
uns wuͤrcken/ und das hertz zu ſeiner gnade
bereiten wolte/ als eine melancolie und einge-
ben des Satans vertreiben/ ſucht wol gar
durch weltliche freude und luſtige geſell-
ſchafft den gedancken zuwehren/ und will
noch bey ſeiner unerkantlichkeit den frieden
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[48/0060] nicht nur auch mehrmal der vorigen ſuͤn- den ſeines lebens zuerinnern/ damit man vor dero vergebung ſeiner guͤte ernſtlich danck- bar werde/ ſondern ſich auch taͤglich ſeiner ſuͤnden wegen zu unterſuchen/ wie wir vor GOtt ſtehen/ was an uns ſeinem willen gemaͤß oder zuwider ſeye/ damit wir/ was wir alſo vor ſuͤnden an uns finden/ uns wahrhafftig laſſen leyd ſeyn/ und uns vor GOTT demuͤthigen. Geſchiehet ſolches nicht/ und man gehet ohne ſorge in ſicherheit dahin/ ohne auff ſich und ſei- nen zuſtand acht zu haben/ oder man will ſeine ſuͤnde nicht erkennen/ ſondern gar behaupten/ und recht dabey behalten/ oder achtet ſie doch gering/ und ſchlaͤget die erin- nerungen/ wo der Heilige Geiſt durch ſeine ſtraffende gnade in dem gewiſſen uns ruͤh- ret/ in den wind/ oder will die anſetzende traurigkeit/ dadurch GOtt etwas gutes in uns wuͤrcken/ und das hertz zu ſeiner gnade bereiten wolte/ als eine melancolie und einge- ben des Satans vertreiben/ ſucht wol gar durch weltliche freude und luſtige geſell- ſchafft den gedancken zuwehren/ und will noch bey ſeiner unerkantlichkeit den frieden mit GOTT behalten/ und ſich troͤſten; ſo

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/60>, abgerufen am 24.11.2024.