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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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geschehen kan/ wo man sich der dinge/
darinnen GOTT geehret wird/ freuet/
und es solche sind/ davon wir auffs we-
nigste in dem geistlichen eigenen nutzen ha-
ben/ daß uns unser hertz betriege/ und
in dessen grund die ursach solcher freude
nicht so wol seye/ weil GOtt dadurch ge-
priesen werde/ als vielmehr weil wir davon
etwas erwarten: welches denn nicht so wol
Göttliche als eigene liebe/ und diese ferner
so viel reiner oder unreiner feyn würde/ als
der nutzen bewandt ist/ auff welchen wir se-
hen. Daher ob zwar solche sachen von dieser
probe nicht gantz aus zuschliessen sind/ son-
dern ein rechtschaffener Christ nach redli-
cher seiner prüfung etwa finden kan/ wo
es selbs oder der jenige/ den er sonsten ab son-
derlich liebet/ etwas gutes gethan hat/ daß
ihn nicht nur dieses freue/ weil er oder sol-
cher freund es gethan/ und er davor von
dem HERRN gutes sich zu versehen/ oder
auch an des freundes that gewissen theil ha-
be/ sondern daß der vornehmste grund sei-
ner freude seye/ daß sein liebster Vater da-
rinn gepriesen worden/ daher er sich
nicht weniger freuen wolte/ wo dergleichen
von andern/ die ihn ins besondere nichts

an-
D 6

geſchehen kan/ wo man ſich der dinge/
darinnen GOTT geehret wird/ freuet/
und es ſolche ſind/ davon wir auffs we-
nigſte in dem geiſtlichen eigenen nutzen ha-
ben/ daß uns unſer hertz betriege/ und
in deſſen grund die urſach ſolcher freude
nicht ſo wol ſeye/ weil GOtt dadurch ge-
prieſen werde/ als vielmehr weil wir davon
etwas erwarten: welches denn nicht ſo wol
Goͤttliche als eigene liebe/ und dieſe ferner
ſo viel reiner oder unreiner feyn würde/ als
der nutzen bewandt iſt/ auff welchen wir ſe-
hen. Daher ob zwar ſolche ſachen von dieſer
probe nicht gantz aus zuſchlieſſen ſind/ ſon-
dern ein rechtſchaffener Chriſt nach redli-
cher ſeiner prüfung etwa finden kan/ wo
es ſelbs oder der jenige/ den er ſonſten ab ſon-
derlich liebet/ etwas gutes gethan hat/ daß
ihn nicht nur dieſes freue/ weil er oder ſol-
cher freund es gethan/ und er davor von
dem HERRN gutes ſich zu verſehen/ oder
auch an des freundes that gewiſſen theil ha-
be/ ſondern daß der vornehmſte grund ſei-
ner freude ſeye/ daß ſein liebſter Vater da-
rinn geprieſen worden/ daher er ſich
nicht weniger freuen wolte/ wo dergleichen
von andern/ die ihn ins beſondere nichts

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D 6
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[83/0145] geſchehen kan/ wo man ſich der dinge/ darinnen GOTT geehret wird/ freuet/ und es ſolche ſind/ davon wir auffs we- nigſte in dem geiſtlichen eigenen nutzen ha- ben/ daß uns unſer hertz betriege/ und in deſſen grund die urſach ſolcher freude nicht ſo wol ſeye/ weil GOtt dadurch ge- prieſen werde/ als vielmehr weil wir davon etwas erwarten: welches denn nicht ſo wol Goͤttliche als eigene liebe/ und dieſe ferner ſo viel reiner oder unreiner feyn würde/ als der nutzen bewandt iſt/ auff welchen wir ſe- hen. Daher ob zwar ſolche ſachen von dieſer probe nicht gantz aus zuſchlieſſen ſind/ ſon- dern ein rechtſchaffener Chriſt nach redli- cher ſeiner prüfung etwa finden kan/ wo es ſelbs oder der jenige/ den er ſonſten ab ſon- derlich liebet/ etwas gutes gethan hat/ daß ihn nicht nur dieſes freue/ weil er oder ſol- cher freund es gethan/ und er davor von dem HERRN gutes ſich zu verſehen/ oder auch an des freundes that gewiſſen theil ha- be/ ſondern daß der vornehmſte grund ſei- ner freude ſeye/ daß ſein liebſter Vater da- rinn geprieſen worden/ daher er ſich nicht weniger freuen wolte/ wo dergleichen von andern/ die ihn ins beſondere nichts an- D 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/145>, abgerufen am 23.11.2024.